Die Geburt der Welpen

63 Tage Trächtigkeit münden in den kritischsten Moment der Hundezucht. Jede Geburt ist einzigartig und verlangt vom Züchter die Balance zwischen ruhiger Beobachtung und entschlossenem Eingreifen. Von der Geburtsvorbereitung über die Welpen-Erstversorgung bis zum Notfallmanagement. Leisten Sie sichere Erstversorgung und erkennen Sie, wann tierärztliche Hilfe unumgänglich ist.

Einleitung

Nach einer Trächtigkeit von durchschnittlich 63 Tagen, ab der Ovulation gemessen, steht die Geburt an. Aus den Deckdaten berechnet variiert die Trächtigkeitsdauer deutlich, beträgt aber im Mittel etwa 61 Tage. Die Geburt markiert den Höhepunkt aller züchterischen Bemühungen und stellt gleichzeitig eine der kritischsten Phasen in der Hundezucht dar. Mit der Geburt steht ein Ereignis bevor, das selbst erfahrene Züchter immer wieder in Atem hält. Jede Geburt verläuft anders, und die Fähigkeit, normale von pathologischen Verläufen zu unterscheiden, kann über Leben und Tod von Mutterhündin und Welpen entscheiden.

Die Rolle des Züchters während der Geburt ist vielschichtig und anspruchsvoll. Sie fungieren als ruhiger Beobachter, der die physiologischen Abläufe versteht und eingreift, wenn es notwendig ist. Die Balance zwischen notwendiger Unterstützung und unnötiger Störung des natürlichen Geburtsvorgangs zu finden, erfordert Erfahrung, fundiertes Wissen und die Fähigkeit, unter Druck klare Entscheidungen zu treffen. Der moderne Züchter muss dabei drei Rollen meistern: den aufmerksamen Geburtsbegleiter, der die Hündin emotional unterstützt; den kompetenten Ersthelfer, der bei Bedarf sachgerecht eingreift; und den umsichtigen Manager, der rechtzeitig professionelle Hilfe organisiert.

Lernziele dieses Kapitels:

Nach der Lektüre dieses Kapitels werden Sie in der Lage sein:

  • Die drei Stadien der Geburt sicher zu erkennen und physiologische von pathologischen Verläufen zu unterscheiden
  • Eine bevorstehende Geburt anhand eindeutiger Vorzeichen mit einer Genauigkeit von 24 Stunden vorherzusagen
  • Die grundlegenden Methoden der Geburtshilfe zu kennen
  • Neugeborene Welpen fachgerecht erstzuversorgen
  • Klare Entscheidungen zu treffen, wann eigenes Handeln angebracht ist und wann tierärztliche Hilfe erforderlich wird

Dieses Kapitel vermittelt Ihnen das notwendige Rüstzeug für eine kompetente Geburtsbegleitung. Es unterscheidet klar zwischen Maßnahmen, die jeder gewissenhafte Züchter beherrschen sollte, und solchen, die erfahrenen Züchtern mit entsprechender Ausbildung vorbehalten bleiben. Der Fokus liegt dabei stets auf dem Wohl von Mutter und Welpen – denn eine erfolgreiche Geburt ist die Grundlage für einen gesunden Start ins Leben.

Die letzten Tage vor der Geburt

Temperaturkontrolle und Geburtsvorhersage

Die rektale Temperaturmessung ist eine zuverlässige und kostengünstige Methode zur Vorhersage des Geburtsbeginns. Ab dem 56. Trächtigkeitstag sollten Sie zweimal täglich – idealerweise morgens vor der Fütterung und abends vor der letzten Ruhephase – die Temperatur messen. Diese Regelmäßigkeit ist entscheidend, da sie es erleichtert, individuelle Schwankungen von geburtsbedingten Veränderungen zu unterscheiden.

Der physiologische Mechanismus hinter dem Temperaturabfall ist gut erforscht: Der präpartale Progesteronabfall von über 5 ng/ml auf unter 2 ng/ml führt zu einer vorübergehenden Störung der Thermoregulation. Die Körpertemperatur fällt typischerweise um 1 bis 1,7°C von der individuellen Normaltemperatur (38,0-39,0°C) auf Werte zwischen 36,5 und 37,5°C. Dieser Abfall kündigt die Geburt innerhalb der nächsten 12 bis 24 Stunden an – ein Zeitfenster, das bei 80% der Hündinnen zutrifft. Einzelfälle ohne Rückgang der Körpertemperatur kommen vor.

Die praktische Durchführung erfordert Konsequenz und Sorgfalt. Verwenden Sie stets dasselbe digitale Thermometer, führen Sie es etwa 2-3 cm rektal ein und warten Sie bis zum Signalton. Dokumentieren Sie jeden Wert mit Datum und Uhrzeit in einer Tabelle. Wichtig ist das Erkennen des Trends: Bei manchen Hündinnen erfolgt der Temperaturabfall langsam über 24-36 Stunden, bei anderen abrupt binnen weniger Stunden. Die Progesteronbestimmung beim Tierarzt bietet eine präzisere Alternative, ist jedoch kostenintensiver.

Ein weiterer Indikator für die bevorstehende Geburt ist das Absenken des Bauches: Dies tritt typischerweise einige Tage vor der Geburt auf, etwa ab dem 58. Trächtigkeitstag. Dabei verlagert sich die Gebärmutter samt den Welpen weiter in Richtung des Beckens. Dies ist oft daran zu erkennen, dass die Flanken der Hündin wieder sichtbarer werden und sie wieder eine „Taille“ bekommt, während der Bauch prall nach unten hängt.

Vorbereitung der Wurfumgebung

Die optimale Wurfumgebung kombiniert die Bedürfnisse der Hündin nach Sicherheit und Ruhe mit den praktischen Anforderungen an Hygiene und Zugänglichkeit. Die Wurfkiste sollte zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin am endgültigen Standort aufgestellt werden, damit sich die Hündin daran gewöhnen kann. Der Standort sollte ruhig, zugfrei und gut erreichbar sein – ein Kompromiss zwischen Abgeschiedenheit und der Notwendigkeit regelmäßiger Kontrollen. Die baulichen Aspekte der Wurfkiste wurden bereits in einem anderen Kapitel behandelt.

Die Temperaturkontrolle ist kritisch für das Überleben der Neugeborenen. Welpen können ihre Körpertemperatur in den ersten zwei Lebenswochen nicht selbstständig regulieren. Die Raumtemperatur sollte 25 °C betragen und es muss sichergestellt sein, dass die Heizung sich in der Nacht nicht abstellt. Stellt sich die Heizung nachts aus, droht im Winter eine Lungenentzündung. Es können auch konstant 22°C Raumtemperatur ausreichen, sofern das Halten der angestrebten Temperatur in der Wurfkiste sichergestellt ist.

Die Umgebungstemperatur in der Wurfkiste sollte während der ersten 24 Stunden nach der Geburt 29,5-32°C betragen. Installieren Sie ein digitales Thermometer auf Welpenhöhe und eine regelbare Wärmequelle. Bodenheizungen und Infrarot-Wärmelampen haben sich bewährt, sollten aber nur einen Teil der Wurfkiste erwärmen, damit die Hündin bei Bedarf kühlere Bereiche aufsuchen kann.

Das Hygienemanagement beginnt 48 Stunden vor dem erwarteten Geburtstermin mit einer gründlichen Desinfektion der Wurfkiste mit einem für Welpen unbedenklichen Desinfektionsmittel. Als Unterlage während der Geburt eignen sich saugfähige Inkontinenzunterlagen, die nach jeder Welpengeburt gewechselt werden können. Darüber legen Sie waschbare Hundedecken, sogenannte Vetbeds, oder Handtücher, die die Hündin vor der Geburt durchwühlen kann und die den Welpen nach der Geburt Halt bieten. Halten Sie mindestens 20 saubere Handtücher bereit – Sie werden überrascht sein, wie viele Sie benötigen.

Führen Sie die werdende Mutter ab Tag 56 täglich zur Wurfkiste. Halten Sie sich mit ihr in dem Raum auf: Beschäftigen Sie sich oder machen Sie eine Mittagstunde, während die Hündin die Wurfkiste kennenlernt. Viele Hündinnen schätzen ein getragenes Kleidungsstück des Züchters in der Wurfkiste. Vermeiden Sie in den letzten drei Tagen vor der Geburt jegliche Veränderungen in der Umgebung.

Das Geburtshilfeset

Das Geburtshilfeset sollte systematisch zusammengestellt werden und zwischen Basismaterialien für die normale Geburt und Notfallausrüstung unterscheiden. Bewahren Sie alles in einer verschließbaren Box im Welpenzimmer auf.

Basismaterialien für jede Geburt: Die Grundausstattung umfasst mehrere Packungen unsteriler Einmalhandschuhe (für Routinehandgriffe) und mindestens zwei Paar sterile Handschuhe (für vaginale Untersuchungen), wobei für Routinehandgriffe nicht unbedingt Handschuhe benötigt werden. Für die Abnabelung benötigen Sie Nabelklemmen oder Zahnseide zum Abbinden sowie eine Schere. Jodhaltige Nabellösung zur Desinfektion verhindert Infektionen. Ein Stethoskop ermöglicht gegebenenfalls die Überwachung der Herzfrequenz (normal: 200-240 Schläge/Minute bei Neugeborenen).

Notfallausrüstung für Komplikationen: Gleitgel auf Wasserbasis in ausreichender Menge ist unverzichtbar für manuelle Untersuchungen oder Geburtshilfe. Eine Ballonspritze oder ein Nasensauger zum vorsichtigen Absaugen von Fruchtwasser aus den Atemwegen kann lebensrettend sein. Halten Sie die Telefonnummern Ihres Tierarztes und der nächsten Tierklinik mit 24-Stunden-Notdienst griffbereit, inklusive vorberechneter Fahrtzeit. Eine Transportbox für die Hündin und ein vorbereiteter Transportkorb mit Wärmflaschen und Decken für die Welpen sollte jederzeit einsatzbereit sein.

Dokumentationsmaterial: Ein vorbereitetes Geburtsprotokoll mit Spalten für Uhrzeit, Welpennummer, Geschlecht, Gewicht, Vitalität, Wiedererkennungsmerkmale und Besonderheiten ist essentiell. Ein wasserfester Stift und eine gut sichtbare Uhr gehören ebenso dazu wie farbige Markierungsbänder zur Welpenidentifikation und eine digitale Waage mit Grammanzeige.

Geburtsanzeichen erkennen

Die Prodromalphase beginnt typischerweise 12 bis 24 Stunden vor der eigentlichen Geburt und ist durch charakteristische Verhaltensänderungen gekennzeichnet. Die Hündin wird zunehmend unruhig, läuft rastlos umher und zeigt intensives Nestbauverhalten. Sie scharrt und wühlt in der Wurfkiste, arrangiert Decken immer wieder neu und trägt manchmal Spielzeug oder andere Gegenstände hinein. Diese Verhaltensweisen sind instinktgesteuert und sollten nicht unterbunden werden.

Die Nahrungsverweigerung ist ein weiteres deutliches Zeichen. Manche Hündinnen verweigern schon 24 Stunden vor Geburtsbeginn das Futter, andere erst kurz vor der Geburt. Manche erbrechen sogar ihre letzte Mahlzeit. Dies ist ein natürlicher Mechanismus, der Platz für die Geburtswehen schafft. Bieten Sie weiterhin leicht verdauliche Nahrung und frisches Wasser an, drängen Sie die Hündin aber nicht zum Fressen.  Vermehrtes Hecheln, gelegentliches Zittern und häufiger Harn- und Kotabsatz sind weitere typische Anzeichen. Die Hündin sucht vermehrt die Nähe ihres Menschen oder zieht sich alternativ vollständig zurück – beides ist normal und temperamentabhängig.

Körperliche Veränderungen werden in den letzten Stunden vor der Geburt immer deutlicher. Die Vulva schwillt merklich an und wird weicher, was die Passage der Welpen erleichtert. Ein klarer, schleimiger Ausfluss zeigt die Auflösung des Zervixschleimpfropfes an. Dieser Ausfluss sollte klar bis leicht rosa sein. Achtung: Grünlicher Ausfluss vor der Geburt des ersten Welpen ist ein absolutes Alarmsignal und deutet auf eine vorzeitige Plazentalösung hin – sofortiges Handeln ist erforderlich, sofern nicht innerhalb von Minuten ein Welpe folgt! Der Milcheinschuss variiert erheblich. Bei manchen Hündinnen setzt er 24-48 Stunden vor der Geburt ein, bei anderen manchmal erst während oder nach der Geburt.

Warnsignale, die sofortiges Handeln erfordern:

  • Grünlich-schwarzer Ausfluss vor dem ersten Welpen (Notfall!)
  • Starke Blutungen (mehr als einige Tropfen)
  • Apathie oder Kollaps

Die sorgfältige Beobachtung aller Anzeichen schafft die Basis für rechtzeitige und richtige Entscheidungen. Notieren Sie den Zeitpunkt jeder Veränderung – diese Informationen sind wichtig, wenn Sie später mit Ihrem Tierarzt kommunizieren müssen.

Der normale Geburtsverlauf

Dieses Kapitel beschreibt den normalen Geburtsverlauf. Wie sie in diesen Verlauf helfend eingreifen können, wird in den darauffolgenden Kapiteln beschrieben.

Stadium I: Eröffnungsphase

Die Eröffnungsphase markiert den eigentlichen Beginn der Geburt und wird durch eine komplexe hormonelle Kaskade eingeleitet. Der Geburtsvorgang wird primär von den Welpen selbst initiiert, wenn ihre Nebennieren vermehrt Cortisol ausschütten. Dies führt zu einer Freisetzung von Prostaglandinen, die den Abbau des Gelbkörpers im Eierstock bewirken, was wiederum zu einem Progesteronabfall führt, der die Eröffnungsphase einleitet. Diese biologische Kettenreaktion stellt sicher, dass die Geburt erst beginnt, wenn die Welpen lebensfähig sind.

Äußerlich zeigt sich die Eröffnungsphase durch zunehmende Unruhe und erste sichtbare Wehen, die als wellenförmige Kontraktionen über den Bauch der Hündin laufen. Diese frühen Wehen sind noch unregelmäßig, mit Pausen von 10 bis 30 Minuten, und dienen primär der Erweiterung des Muttermundes. Die Hündin zeigt typisches Verhalten: Sie steht häufig auf, dreht sich im Kreis, hechelt intensiv und blickt wiederholt zu ihrer Flanke. Das charakteristische „Graben“ in der Wurfkiste, unterbrochen von Phasen der Erschöpfung, ist Ausdruck des hormonell gesteuerten Nestbautriebs. Die Körpertemperatur normalisiert sich nach dem präpartalen Abfall wieder auf 38-39°C.

Die Dauer der Eröffnungsphase variiert erheblich und beträgt normalerweise 6 bis 12 Stunden. Sie kann auch bis 24-36 Stunden dauern, ohne dass dies pathologisch wäre. Mehrfachgebärende durchlaufen diese Phase oft schneller, manchmal in nur 2-4 Stunden. Die große Variabilität macht es schwierig, klare Zeitgrenzen zu definieren. Entscheidend ist vielmehr die Progression: Die Wehen sollten über die Zeit an Intensität und Frequenz zunehmen. Eine Eröffnungsphase von mehr als 24 Stunden ohne Übergang in die Austreibungsphase gilt als prolongiert und erfordert tierärztliche Abklärung.

Die optimale Betreuung während der Eröffnungsphase besteht hauptsächlich aus Zurückhaltung. Die Hündin braucht Ruhe und Sicherheit, um den Geburtsprozess ungestört einleiten zu können. Bleiben Sie in der Nähe. Gelegentliches Streicheln kann die Oxytocinausschüttung fördern, Stress kann die  Ausschüttung hemmen und die Wehentätigkeit zum Erliegen bringen. Bieten Sie kleine Mengen Wasser an, aber drängen Sie nicht zum Trinken. Kurze Spaziergänge zum Lösen sind möglich, sollten aber in unmittelbarer Nähe des Hauses stattfinden.

Dokumentation und Überwachung: Notieren Sie den Beginn der ersten sichtbaren Wehentätigkeit als „Stunde Null“. Dokumentieren Sie:

  • Häufigkeit und Intensität der Wehen (alle 30 Minuten bewerten)
  • Verhalten der Hündin (ruhig/unruhig/erschöpft)
  • Ausfluss (Menge, Farbe, Konsistenz)
  • Beginn der Presswehen

Warnzeichen für Komplikationen:

  • Eröffnungsphase dauert länger als 24 Stunden ohne Fortschritt
  • Stark grünlicher Ausfluss ohne nachfolgende Welpengeburt
  • Extreme Erschöpfung oder Apathie
  • Anzeichen starker Schmerzen
  • Einstellen der Wehentätigkeit nach anfänglicher Aktivität

Stadium II: Austreibungsphase

Die Austreibungsphase beginnt mit dem Einsetzen der Bauchpresse und endet mit der Geburt des letzten Welpen. Der Übergang von Stadium I zu Stadium II ist meist deutlich erkennbar: Die Hündin beginnt aktiv mitzupressen, oft begleitet von einem Anheben des Schwanzes und hörbarem Stöhnen. Die Wehen werden kräftiger, regelmäßiger und länger. Die koordinierten Kontraktionen von Uterus und Bauchmuskulatur schieben die Welpen durch den nun vollständig geöffneten Geburtskanal.

Der erste Welpe benötigt typischerweise die längste Zeit bis zur Austreibung, da er den Weg für die nachfolgenden Geschwister bahnt. Nach dem Platzen der ersten Fruchtblase – erkennbar am Abgang klarer Flüssigkeit – sollte der erste Welpe innerhalb von 30 bis 60 Minuten geboren werden. Eine sichtbare, prall gefüllte Fruchtblase an der Vulva ist ein gutes Zeichen für normalen Fortschritt. Die Blase kann intakt bleiben oder platzen; beides ist normal. Platzt sie, ohne dass binnen 15-20 Minuten ein Welpe folgt, ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten.

Verschiedene Geburtspositionen der Welpen sind üblich. Die Vorderendlage mit vorangehendem Kopf und gestreckten Vorderläufen macht etwa 60% der Fälle aus. Die Hinterendlage mit vorangehenden Hinterbeinen und Schwanz ist bei 40% der Welpen zu beobachten und gilt ebenfalls als normal. Beide Positionen ermöglichen eine normale Geburt. Problematisch sind Querlagen, die echte Steißlage (Hinterteil voran ohne gestreckte Hinterbeine) oder Kopf-Beugehaltungen. Diese erfordern oft Geburtshilfe oder veterinärmedizinische Intervention.

Nach der Geburt eines Welpen wird eine instinktsichere Hündin die Fruchtblase öffnen und den Welpen abnabeln. Geschieht dies nicht unmittelbar, was durchaus üblich ist, muss der Züchter helfend eingreifen. Dies wird im nächsten Kapitel ausführlich beschrieben.

Die Geburtsintervalle zwischen den Welpen variieren erheblich und betragen im Durchschnitt 30 bis 60 Minuten. Extreme von 5 Minuten bis zu 4 Stunden sind dokumentiert und können normal sein. Entscheidend ist die Unterscheidung zwischen aktiven Wehenphasen und Ruhepausen. Während der Ruhepausen erholt sich die Hündin, säugt bereits geborene Welpen und sammelt Kraft. Diese Pausen sind physiologisch sinnvoll: der Laktatanstieg im Uterusmuskel während intensiver Wehentätigkeit wird in diesen Pausen abgebaut. Solange die Hündin entspannt wirkt und keine Anzeichen von Stress zeigt, sind Pausen bis zu 2 Stunden akzeptabel.

Wenn mehr als 4 Stunden zwischen den Welpen liegen, bei nachweislich vorhandenen weiteren Welpen, ist tierärztliche Hilfe nötig. Bedenken Sie jedoch, dass Welpen, die Sie im Ultraschall gesehen haben, mittlerweile resorbiert sein können. Durch das Abtasten der Hündin kann ein erfahrener Züchter häufig feststellen, ob noch Welpen zu erwarten sind.

Normale Zeitfenster:

  • Erste sichtbare Fruchtblase bis Geburt: 15-60 Minuten
  • Durchschnittliches Intervall zwischen Welpen: 30-60 Minuten
  • Maximale akzeptable Pause zwischen den Welpen bei entspannter Hündin: 2(-4) Stunden
  • Gesamtdauer der Austreibungsphase: 4-16 Stunden (durchschnittlich 6-8 Stunden)

Absolute Indikationen für tierärztliche Hilfe:

  • Starke Presswehen über 30 Minuten ohne sichtbaren Fortschritt
  • Welpe teilweise sichtbar, aber seit 15 Minuten keine Progression (falls Sie sich nicht auf eine erweiterte Geburtshilfe vorbereitet haben)
  • Intervall >4 Stunden zwischen Welpen bei nachweislich vorhandenen weiteren Welpen.
  • Grünlich-schwarzer Ausfluss vor dem ersten Welpen, ohne dass der Welpe innerhalb von Minuten folgt.
  • Starke hellrote Blutungen
  • Anzeichen mütterlicher Erschöpfung (flache Atmung, schwacher Puls, Apathie)

Stadium III: Nachgeburtsphase

Die Nachgeburtsphase ist eng mit der Austreibungsphase verwoben, da nach jedem Welpen dessen Plazenta ausgestoßen wird, mit der er über die Nabelschnur verbunden war. Auf den Ausstoß der Plazenta ist sorgsam zu achten. Eine zurückgebliebene Plazenta kann zu lebensbedrohlichen Infektionen führen.

Die Plazenta löst sich normalerweise durch die Nachwehen von der Uteruswand und wird typischerweise 5 bis 15 Minuten nach dem jeweiligen Welpen geboren. Variationen sind häufig: Manchmal folgt die Plazenta dem Welpen unmittelbar, in anderen Fällen wird sie erst nach der Geburt des nächsten Welpen ausgestoßen. Gelegentlich werden daher zwei Plazenten gemeinsam ausgeschieden. Diese Variabilität macht eine sorgfältige Dokumentation umso wichtiger.

Die Plazenta erscheint als dunkelgrüne bis schwärzliche, fleischige Masse von etwa 8-15 cm Durchmesser (rasseabhängig). Die grünliche Färbung entsteht durch Uteroverdin, ein Abbauprodukt des Blutfarbstoffs Hämoglobin, und ist völlig normal. Bei der Inspektion achten Sie auf Vollständigkeit: Eine zerrissene oder unvollständig erscheinende Nachgeburt kann auf zurückgebliebene Reste hinweisen.

Hündinnen fressen die Nachgeburten instinktiv. Dies hat evolutionäre Wurzeln. In der Wildnis diente es der Beseitigung von Geruchsspuren und der Rückgewinnung von Nährstoffen. Die Plazenta enthält Hormone (Oxytocin, Prostaglandine), die die Uterusinvolution fördern und die Milchbildung anregen. Wissenschaftliche Studien zeigen jedoch gemischte Ergebnisse bezüglich des tatsächlichen Nutzens. Der Verzehr von mehr als 2-3 Plazenten führt häufig zu Durchfall und Erbrechen, was die Hündin schwächt.

Empfohlenes Vorgehen:

  • Lassen Sie die Hündin 2-3 Nachgeburten fressen
  • Entfernen Sie weitere Plazenten unauffällig
  • Zählen Sie alle Plazenten und gleichen Sie deren Anzahl mit der Welpenzahl ab
  • Dokumentieren Sie fehlende oder unvollständige Plazenten

Die exakte Zählung der Nachgeburten ist sehr wichtig. Notieren Sie für jeden Welpen, ob die zugehörige Plazenta ausgeschieden wurde. Bei Diskrepanz zwischen Welpen- und Plazentazahl überwachen Sie die Hündin in den nächsten 24-48 Stunden engmaschig. Achten Sie auf Fieber, übelriechenden Ausfluss oder Appetitlosigkeit und darauf, ob die fehlenden Plazenten noch ausgestoßen werden.

Anzeichen einer Plazentaretention sind:

  • Das Fehlen einer Plazenta
  • Anhaltendes Pressen ohne Welpengeburt
  • Grünlich-bräunlicher Ausfluss über mehr als 24 Stunden (unzuverlässiger Indikator)
  • Temperaturanstieg über 39,5°C
  • Mattigkeit und Appetitlosigkeit
  • Übelriechender Vaginalausfluss

Grün-rot-brauner Ausfluss kann bis ungefähr 3 Wochen nach der Geburt normal sein, soll aber geruchslos bleiben und abnehmen. Informieren Sie Ihren Tierarzt im Falle einer Plazentaretention spätestens nach 24 Stunden. Die Behandlung erfordert immer tierärztliche Intervention. Meist werden Oxytocin zur Förderung der Ausstoßung und prophylaktische Antibiotika verabreicht. Eine Ultraschalluntersuchung kann Klarheit über verbliebenes Plazentagewebe schaffen. Unbehandelt kann eine Plazentaretention zu Metritis, Sepsis und Tod führen.

Grundlegende Geburtshilfe (für alle Züchter)

Erstversorgung der Welpen

Die ersten 60 Sekunden nach der Geburt entscheiden oft über Leben und Tod eines Welpen. Eine instinktsichere Hündin übernimmt die Erstversorgung normalerweise selbstständig, doch jeder Züchter muss in der Lage sein, bei Bedarf kompetent einzugreifen. Die Erstversorgung folgt einem klaren ABC-Schema: Airway (Atemwege), Breathing (Atmung), Circulation (Kreislauf) – in genau dieser Reihenfolge.

Schritt 1: Fruchthüllen entfernen und Atemwege freimachen. Der Welpe wird meist in der inneren Fruchthülle (Amnion) geboren. Eine instinktsichere Hündin zerreißt diese sofort mit den Zähnen und leckt den Welpen intensiv ab. Geschieht dies nicht innerhalb von 30-45 Sekunden, müssen Sie eingreifen. Bei vielen Rassen warten die Züchter diese Zeit nicht ab, sondern greifen direkt ein. Reißen Sie die Hülle mit den Fingern am Kopf des Welpen auf. Verwenden Sie ein sauberes, weiches Tuch, um Maul und Nasenlöcher von Fruchtwasser und Schleim zu befreien. Wischen Sie mit dem kleinen Finger vorsichtig durch die Maulhöhle. Bei sichtbarem Sekret in den Atemwegen können Sie eine Ballonspritze verwenden, aber nur oberflächlich und vorsichtig – tiefes, aggressives Absaugen kann die empfindlichen Schleimhäute verletzen. Das früher praktizierte „Ausschleudern“ der Welpen zur Entfernung des Fruchtwassers wird nicht mehr empfohlen – es kann zu Hirnblutungen führen.

Schritt 2: Atmung stimulieren. Nachdem die Atemwege des Welpen frei sind, ist es entscheidend, seine Atmung zu stimulieren. Ein kräftiges Trockenrubbeln mit einem sauberen, rauen Handtuch erfüllt gleich zwei Zwecke: Es regt die Atmung an und schützt den Welpen vor lebensbedrohlicher Auskühlung. Konzentrieren Sie sich dabei auf den Bereich entlang der Wirbelsäule und den Brustkorb. Die meisten Welpen reagieren auf diese Stimulation innerhalb von 30 Sekunden mit ersten Atemzügen und Lautäußerungen.

Sollte der Welpe nicht selbstständig zu atmen beginnen, ist schnelles und überlegtes Handeln gefragt. Befolgen Sie die folgenden Schritte in der angegebenen Reihenfolge:

  1. Flüssigkeit aus den Atemwegen entfernen: Halten Sie den Welpen für einen Moment mit dem Kopf leicht nach unten geneigt (ca. 30°-Winkel), damit eventuell verbliebenes Fruchtwasser abfließen kann. Falls Sie weiterhin Sekret in Maul oder Nase erkennen, saugen Sie dieses vorsichtig mit einer Ballonspritze ab.
  2. Atemreflex auslösen: Eine bewährte Methode, um den Atemreflex zu stimulieren, ist ein gezielter Kältereiz. Betupfen Sie dazu den Nasenrücken des Welpen kurz mit einem in kaltes Wasser getauchten Tuch. Alternativ können Sie ihm auch vorsichtig auf die Nase pusten. Ziel ist hierbei noch nicht die Beatmung, sondern das Auslösen des Atemreflexes.
  3. Massage fortsetzen: Reiben Sie den Welpen weiterhin kräftig mit dem Handtuch ab, besonders im Bereich des Brustkorbs, um die Lungenfunktion anzuregen.
  4. Mund-zu-Nase-Beatmung: Zeigen die bisherigen Maßnahmen keinen Erfolg, beginnen Sie mit der Beatmung.
    • Positionierung: Legen Sie den Welpen in eine stabile Position und bringen Sie seinen Kopf und Hals in eine neutrale Haltung, ohne den Hals zu überstrecken oder abzuknicken.
    • Beatmung: Umschließen Sie mit Ihrem Mund die Nase und Schnauze des Welpen und geben Sie zwei bis drei sanfte Atemstöße von jeweils etwa einer Sekunde Dauer. Die Luftmenge sollte nur so groß sein, dass sich der Brustkorb des Welpen sichtlich, aber nicht übermäßig hebt. Warten Sie zwischen den Atemzügen, bis sich der Brustkorb wieder vollständig gesenkt hat.
  5. Erfolgskontrolle und Anpassung:
    • Hebt sich der Brustkorb nicht? Überprüfen Sie die Position Ihres Mundes, um eine bessere Abdichtung zu gewährleisten, und korrigieren Sie die Kopfhaltung des Welpen leicht.
    • Bläht sich der Bauch auf? Dies deutet darauf hin, dass Sie zu kräftig pusten oder aus anderen Gründen Luft in den Magen gelangt. Pausieren Sie kurz, streichen Sie sanft den Bauch des Welpen aus, korrigieren Sie die Position und verwenden Sie beim nächsten Versuch deutlich weniger Luft.
  6. Fortsetzung der Reanimation: Atmet der Welpe immer noch nicht, setzen Sie die Beatmung mit einer Frequenz von 20-30 Atemzügen pro Minute (etwa alle 2-3 Sekunden ein Atemzug) fort. Wärmen und massieren Sie den Welpen zwischen den Atemzügen weiter.

In der Regel sollten diese Maßnahmen innerhalb von 10 bis 20 Minuten zum Erfolg führen. Zeigt der Welpe erste Lebenszeichen wie Bewegungen, eine rosigere Färbung der Schleimhäute oder einen kräftigeren Herzschlag, ist es sinnvoll, die Reanimation bis zu 30 Minuten fortzusetzen. Merken Sie sich unbedingt, welcher Welpe reanimiert werden musste und schließen Sie ihn von der Zucht aus.

Schritt 3: Nabelversorgung Mit der Durchtrennung der Nabelschnur können Sie nach der Geburt problemlos 1-2 Minuten warten. Eine instinktsichere Hündin durchbeißt während dieser Zeit die Nabelschnur instinktiv in angemessenem Abstand. Übernehmen Sie, wenn sie es nicht tut oder zu nah am Bauch ansetzt. Hier haben sich zwei Methoden bewährt: Die Abnabelung mit sterilen Klemmen und die Abnabelung mit Zahnseide.

  • Bei der ersten Methode klemmen Sie die Nabelschnur 2 cm vom Bauch entfernt (1 cm bei kleinen Rassen) mit einer sterilen Klemme ab. Setzen Sie eine zweite Klemme 1 cm weiter plazentawärts und durchtrennen Sie die Nabelschnur dazwischen mit einer desinfizierten Schere.
  • Bei der zweiten Methode durchtrennen Sie die Nabelschnur mit den Fingernägeln (oder mit einer stumpfen Schere) 1,5 cm vom Bauch entfernt. Verwenden Sie niemals eine scharfe Schere, denn die Blutgefäße müssen beim Durchtrennen gequetscht werden um die Blutung zu stoppen. Binden Sie dann die Nabelschnur mit einem festen Knoten aus ungewachster, reißfester Zahnseide ab.

Tupfen Sie anschließend den Stumpf mit jodhaltiger Lösung ab, um Infektionen zu verhindern.

Schritt 4: Dokumentation und Vitalitätsbeurteilung Beurteilen Sie anschließend die Vitalität des Welpen: Ist die Atmung regelmäßig? Ein unregelmäßig atmender, bläulich angelaufener Welpe braucht weiterhin Ihre Aufmerksamkeit. Wiegen Sie jeden Welpen unmittelbar nach der Erstversorgung und notieren Sie das Geburtsgewicht – Welpen, die unter 75% des Durchschnittsgewichts ihrer Rasse liegen, haben ein erhöhtes Mortalitätsrisiko. Überprüfen Sie den Welpen auf mögliche Behinderungen wie eine Gaumenspalte. Entscheiden Sie bei einer Behinderung über das weitere Vorgehen. Krumme Hinterbeine sind in der Regel unproblematisch und richten sich innerhalb der ersten Lebenswochen.  Anschließend beurteilen Sie die Aktivität des Welpen: Bewegt er sich aktiv? Sucht er mit der typischen Pendelbewegung des Kopfes aktiv nach der Mutter? Legen Sie den Welpen anschließend zur Mutter. Sucht er die Zitzen und saugt er kräftig?

Dokumentation nach der Austreibung

(für jeden Welpen)

Welpe 1
Geburtszeit ____:____ Uhr
Geschlecht □ Rüde □ Hündin
Geburtsgewicht _______ g
Vitalität

normal / schwach  / reanimiert

Nachgeburt gekommen □ Ja □ Nein
Kolostrum aufgenommen □ Ja □ Nein
Besondere Kennzeichen ____________
Missbildungen  ____________

Schritt 5: Positionierung an der Zitze Neugeborene Welpen orientieren sich durch Wärme und Geruch zur Milchquelle. Schwache oder desorientierte Welpen brauchen Hilfe:

  • Öffnen Sie das Mäulchen des Welpen. Führen Sie die Zitze ins Maul und halten Sie den Welpen in Position. Der Saugreflex sollte innerhalb von Sekunden einsetzen.
  • Bei fehlendem Saugreflex: Vergewissern Sie sich, dass die Milch eingeschossen ist. Streichen Sie mit Daumen und Zeigefinger von der Drüsenbasis zur Zitzenspitze, bis ein Tropfen Milch austritt. Versuchen Sie nochmal, den Welpen dort anzulegen.

Die erste Kolostrumaufnahme sollte innerhalb der ersten Stunde erfolgen. Das Kolostrum enthält nicht nur Nährstoffe, sondern auch lebenswichtige Antikörper. Die Darmschranke für große Antikörpermoleküle beginnt sich nach 4-8 Stunden zu schließen. Dieser Prozess ist nach 16-24 Stunden beendet – ein Welpe, der in dieser Zeit kein Kolostrum erhält, hat ein deutlich erhöhtes Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko.

Schritt 6: Unterstützung der Hündin zwischen den Welpen

  • Bieten Sie immer wieder kleine Mengen lauwarmes Wasser an
  • Ermöglichen Sie gelegentlich kurze Lösepausen (maximal 5 Minuten, immer angeleint).
  • Wechseln Sie verschmutzte Unterlagen ruhig und zügig
  • Sprechen Sie beruhigend und vermeiden Sie Hektik

Wann zum Tierarzt?

Ein Züchter muss seine Grenzen genau kennen, denn das rettet Leben. Gleichzeitig ist es entscheidend, durch Erfahrung, den Austausch mit Experten und gezielte Weiterbildung die eigene Kompetenz sicher zu erweitern. Falsche Zurückhaltung bei erlernten Handgriffen kann ebenso gefährlich sein wie übermotiviertes, unsachgemäßes Eingreifen. Dieser Abschnitt definiert klar, was Züchter nicht tun sollten und wann professionelle Hilfe unumgänglich ist.

Was Züchter niemals tun sollten:

  1. Tiefe vaginale Manipulationen ohne Erfahrung: Untersuchungen tief im Geburtskanal erfordern sterile Technik, anatomische Kenntnisse und Erfahrung. Unsachgemäße Manipulation kann zu Vaginalrissen, Uterusrupturen oder Infektionen führen.
  2. Gewaltsames Ziehen an Welpen: Niemals am Kopf, an einzelnen Gliedmaßen oder mit ruckartigen Bewegungen ziehen. Die Gefahr von Gelenkausrenkungen, Nervenschäden oder Genickbruch ist real. Die korrekte Durchführung bleibt erfahrenen Züchtern und Tierärzten vorbehalten und wird im nächsten Kapitel beschrieben.
  3. Medikamentengabe ohne tierärztliche Anweisung: Besonders das Hormon Oxytocin kann bei falscher Anwendung tödlich sein. Es kann zur Verstärkung von Wehen eingesetzt werden und darf unter keinen Umständen verabreicht werden, wenn der Geburtsweg nicht zweifelsfrei frei ist, da sonst eine Ruptur der Gebärmutter droht. Eine Gabe zur reinen Förderung des Milcheinschusses sollte ebenfalls nur nach tierärztlicher Absprache gegeben werden, und zwar erst, wenn die Geburt sicher abgeschlossen ist.
  4. Instrumenteneinsatz: Geburtszangen, Haken oder andere Instrumente gehören ausschließlich in tierärztliche Hände.
  5. Chirurgische Eingriffe: Jegliche chirurgische Intervention ist Tierärzten vorbehalten.

Entscheidungsalgorithmus: Wann zum Tierarzt?

Sofort (Notfall)

  • Grünlich-schwarzer Ausfluss vor dem ersten Welpen, ohne dass innerhalb von Minuten ein Welpe folgt
  • Starke Presswehen über 30 Minuten ohne Austreibung
  • Ein Welpe ist sichtbar, aber trotz Wehen gibt es seit 15 Minuten keinen Fortschritt
  • Starke, hellrote Blutungen
  • Kreislaufkollaps der Hündin (blasse Schleimhäute, kalte Extremitäten)
  • Krampfanfälle der Hündin oder Bewusstlosigkeit
  • Starke Schmerzäußerungen der Hündin (Aufschreien während der Wehen) die über normales Unbehagen hinausgehen. Dies kann auf eine Uterustorsion oder eine Fehllage hindeuten.

Zeitnahe Abklärung (Anruf beim Tierarzt)

  • s
    Mehr als 2 Stunden seit letztem Welpen bei wiederkehrenden Wehen
  • s
    Ausbleiben der Wehen seit über 3 Stunden, obwohl eindeutig noch Welpen erwartet werden.
  • s
    Temperatur über 39,5°C
  • s
    Deutliche Erschöpfung, Hündin wirkt apathisch.

Abklärung innerhalb 2-4 Stunden

  • s
    Übelriechender Ausfluss
  • s
    Fehlende Nachgeburt(en) seit über 4 Stunden
  • s
    Anzeichen von Erschöpfung oder Dehydration
  • s
    Der Wochenfluss (Lochien) bleibt anhaltend hellrot, wird eitrig oder riecht unangenehm.

Für die Kommunikation mit dem Tierarzt bereithalten:

  • N
    Trächtigkeitstag und erwartete Welpenzahl
  • N
    Zeitpunkt des Geburtsbeginns
  • N
    Anzahl geborener Welpen/Plazenten mit Uhrzeiten
  • N
    Aktuelle Symptome (Wehenqualität, Ausfluss, Verhalten)
  • N
    Bereits durchgeführte Maßnahmen und Medikamente
  • N
    Aktuelle Körpertemperatur der Hündin

Erweiterte Geburtshilfe (nur für erfahrene Züchter)

Beurteilung von Geburtsstörungen

Die korrekte Differenzierung zwischen verschiedenen Formen der Geburtsstörung ist Voraussetzung für zielgerichtetes Handeln. Zu den häufigen Störungen gehören die primäre Wehenschwäche, die durch unzureichende oder fehlende Uteruskontraktionen von Beginn an charakterisiert ist, sowie die sekundäre Wehenschwäche, die erst nach initial normaler Wehentätigkeit durch zunehmende Erschöpfung der Uterusmuskulatur eintritt. In beiden Fällen liegt die Behandlung der Störung beim Tierarzt.

Eine mechanische Blockade des Geburtswegs erfordert hingegen eine differenzierte Beurteilung. Fetale und maternale Ursachen treten etwa gleichhäufig auf. Fetale Ursachen umfassen sowohl absolute als auch relative Größenmissverhältnisse.

  • Beim absoluten Missverhältnis übersteigt die Welpengröße schlichtweg den verfügbaren Beckendurchmesser. Entwicklungsstörungen wie Hydrocephalus oder Anasarka machen eine natürliche Geburt unmöglich.
  • Beim relativen Missverhältnis kann ein normalgroßer Welpe durch eine Lageanomalie nicht passieren. Querlagen, Kopf-Beugehaltungen oder fehlerhafte Gliedmaßenstellungen sind häufige Probleme.
  • Auch tote Welpen können durch fehlende Eigenaktivität und eine Größenzunahme, die durch Gasansammlungen in den Körperhöhlen bedingt ist, den Geburtskanal blockieren. Dies kann eine natürliche Geburt unmöglich machen.

Maternale Ursachen sind für die verbleibenden mechanischen Blockaden verantwortlich.

  • Beckenengen können angeboren sein, was besonders bei brachycephalen Rassen häufig vorkommt, oder sind erworben durch frühere Beckenfrakturen.
  • Verengungen der Scheide (Vaginalstenosen) entstehen durch Narbengewebe, angeborene Septen oder selten durch Tumoren.
  • Eine unvollständige Zervixöffnung trotz adäquater Wehentätigkeit wird als Zervixdystokie bezeichnet und tritt gelegentlich bei Erstgebärenden auf. In diesem Fall kann der Tierarzt versuchen, mit speziellen Medikamenten (z.B. Spasmolytika oder bestimmten Hormonen) eine Entspannung und Öffnung des Muttermundes zu bewirken.
  • Die Verdrehung der Gebärmutter (Uterustorsion) ist eine seltene, aber lebensbedrohliche Komplikation, die sofortiges chirurgisches Eingreifen erfordert.

Manuelle Interventionen beim Geburtsvorgang

Manuelle Geburtshilfe erfordert nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Erfahrung und ein ausgeprägtes Gefühl für die anatomischen Verhältnisse. Die folgenden Techniken sollten ausschließlich von Züchtern durchgeführt werden, die eine entsprechende Unterweisung durch andere erfahrene Züchter derselben Rasse erhalten haben. Um diese Techniken zu erlernen, assistieren Sie einem erfahrenen Züchter am besten mehrmals während der Geburten. Tierärzte beherrschen diese Techniken häufig auch nicht und raten stattdessen schnell zu einem Kaiserschnitt. Welche Interventionen möglich sind, hängt von der Größe Ihrer Hündin ab.

Vaginale Untersuchung: Die Vorbereitung für eine vaginale Untersuchung muss mit größter Sorgfalt erfolgen, beginnend mit gründlichem Händewaschen und Desinfektion. Nach dem Anlegen steriler Einmalhandschuhe, idealerweise doppelt bei längeren Fingernägeln, wird reichlich steriles Gleitgel verwendet. Die Hündin wird in Seitenlage positioniert, wobei eine Assistenzperson sie beruhigt und fixiert. Die Vulva wird mit warmem Wasser und milder Seife gereinigt, bevor die eigentliche Untersuchung beginnt.

Bei der vaginalen Untersuchung werden ein oder zwei gut gefettete Finger vorsichtig in die Vagina eingeführt, wobei zu beachten ist, dass der Geburtskanal zunächst horizontal und dann leicht abwärts verläuft. Die systematische Palpation erfasst die Weite des Geburtskanals, die bei mittelgroßen Rassen normalerweise zwei bis drei Finger zulassen sollte, sowie den Öffnungsgrad der Zervix, die bei geburtsbereiten Hündinnen vollständig erweitert sein muss. Die Position des Welpen wird sorgfältig ertastet, wobei zwischen Kopf und Hinterteil sowie der Lage der Gliedmaßen unterschieden wird. Bewegungen des Welpen auf Berührung zeigen seine Vitalität an. Gleichzeitig wird auf abnorme Strukturen wie Stenosen oder Septen geachtet.

Öffnen der Fruchthülle: Wenn eine pralle Fruchtblase seit mehr als 10-15 Minuten an der Vulva sichtbar ist, ohne dass der Welpe geboren wird, kann vorsichtiges Öffnen helfen. Verwenden Sie saubere Finger oder eine stumpfe Pinzette, um die Hülle aufzureißen. Das austretende Fruchtwasser wirkt als natürliches Gleitmittel. Manchmal löst das Platzen der Blase verstärkte Wehen aus, die zur Geburt führen. Seien Sie jedoch darauf vorbereitet, weitere Hilfestellungen geben zu müssen.

Korrektur von Lageanomalien: Die Korrektur einfacher Lageanomalien erfordert Geduld und Fingerspitzengefühl und sollte nur von erfahrenen Züchtern versucht werden. Bei einem zurückgeschlagenen Vorderlauf liegt der Welpe in normaler Vorderendlage, jedoch ist ein Bein nach hinten geklappt. Zur Korrektur wird der Welpe während einer Wehenpause leicht zurückgeschoben, das zurückgeklappte Bein am Ellbogen gegriffen und in einer bogenförmigen Bewegung nach vorne geführt, bis beide Vorderläufe parallel vorliegen. Die Kopf-Beugehaltung, bei der der Kopf zur Brust oder seitlich abgebogen ist, erfordert ebenfalls ein vorsichtiges Zurückschieben des Welpen. Der Unterkiefer wird gegriffen oder ein Finger ins Maul platziert, um den Kopf in einer sanften Drehbewegung aufzurichten. Niemals darf am Kopf gezogen werden.

Die Hinterendlage mit gebeugten Gliedmaßen, bei der Schwanz und Hinterteil führend sind, aber die Beine nach vorne geklappt sind, stellt eine besondere Herausforderung dar und erfordert oft einen Kaiserschnitt. Ein Korrekturversuch sollte nur bei ausreichender Weite unternommen werden, wobei das Bein am Sprunggelenk gefasst und in einer kontrollierten Bewegung nach hinten-außen und dann in die Streckung geführt wird. Nach maximal zwei bis drei Minuten erfolgloser Versuche muss abgebrochen werden.

Traktion: Die achsengerechte Traktion darf ausschließlich bei korrekter Lage und ausreichender Weite erfolgen. Der Welpe wird hinter den Schultern bei Vorderendlage, vor den Hüften bei Hinterendlage, oder an einer Hautfalte gegriffen, wobei ein sauberes Handtuch besseren Halt bietet. Die Zugrichtung folgt dem natürlichen Verlauf des Geburtskanals, zunächst horizontal, dann in einem leichten Abwärtswinkel von etwa 30 Grad. Die Kraft muss fest, aber sanft aufgebracht werden, niemals ruckartig, und ausschließlich synchron mit den Wehen. Leichte Pendelbewegungen während der Wehen erleichtern die Passage. Nach drei bis vier Zugversuchen ohne Fortschritt ist eine Pause zur Neubeurteilung zwingend erforderlich.

Klare Abbruchkriterien müssen strikt beachtet werden. Bei zunehmendem Widerstand trotz korrekter Technik, dem Auftreten frischen Blutes in größerer Menge, Schmerzäußerungen der Hündin oder Schwellung und Verfärbung sichtbarer Welpenteile muss die Manipulation sofort beendet werden. Auch bei Unsicherheit über die tatsächliche Lage oder einer Verschlechterung des mütterlichen Allgemeinzustands ist der Abbruch der manuellen Geburtshilfe und die Konsultation eines Tierarztes unumgänglich.

Die Zusammenstellung der verschiedenen Techniken der Geburtshilfe, die in diesem Kapitel präsentiert wurde, ist nicht vollständig. Manche Interventionen, die sich bei einigen Rassen bewährt haben, richten möglicherweise bei anderen Rassen Schaden an und wurden daher bewusst weggelassen. Dies betrifft unter anderem Techniken zum Halten der Hündin oder zum Umgang mit der Nachgeburt.

Notfallmanagement bei Geburtsstörungen

Transport zum Tierarzt

Wenn bei einer Geburtsstörung ein Tierarzt aufgesucht werden muss, handeln Sie zügig, aber ohne Panik. Konzentrieren Sie sich auf die folgenden drei Prioritäten: die Stabilisierung der Hündin und Welpen, die Information der Klinik und den sicheren Transport.

1. Erstversorgung von Hündin und Welpen

Hündin stabilisieren: Lagern Sie eine erschöpfte oder geschockte Hündin auf der Seite. Halten Sie die Atemwege frei. Kontrollieren Sie die Temperatur: Bei Überhitzung (über 39,5 °C) helfen kühle, feuchte Tücher an Pfoten und Leiste; bei Unterkühlung (unter 37,5 °C) wärmen Sie die Hündin mit Decken. Bieten Sie ihr Wasser an, wenn sie bei Bewusstsein ist. Etwas Honig oder Traubenzucker auf der Zunge der wachen Hündin kann bei starker Erschöpfung den Kreislauf unterstützen.

Welpen versorgen: Bringen Sie bereits geborene Welpen in einer separaten, vorgewärmten Transportbox (ideal sind 30-32 °C) unter. Nutzen Sie in Handtücher gewickelte Wärmflaschen und vermeiden Sie direkten Kontakt zur Haut, um Verbrennungen vorzubeugen.

2. Vorbereitung und Transport

Tierarzt anrufen: Informieren Sie den Tierarzt vorab über die Situation (Rasse, Problem, voraussichtliche Ankunftszeit), damit sich das Team vorbereiten kann.

Informationen zusammenstellen: Halten Sie die wichtigsten Daten für den Tierarzt bereit: Beginn der Geburt, Anzahl der bereits geborenen Welpen, Dauer und Frequenz der Wehen sowie beobachtete Probleme.

Sicherer Transport: Transportieren Sie die Hündin in einer großen, stabilen und mit saugfähigen Decken ausgelegten Box. Sichern Sie diese im Fahrzeug. Die Welpen reisen in ihrer eigenen, ebenfalls gesicherten Wärmebox. Eine Begleitperson, die die Tiere während der Fahrt beruhigt und beobachtet, ist ideal.

Kaiserschnitt

Der Kaiserschnitt ist bei etwa 15-20% aller Hundegeburten erforderlich und stellt für viele Züchter eine emotional belastende Situation dar. Die Häufigkeit von Kaiserschnitten ist stark rasseabhängig. Die Entscheidung zwischen geplantem und Notfallkaiserschnitt hat erhebliche Auswirkungen auf die Überlebensrate: Bei geplanten Eingriffen liegt die Welpensterblichkeit bei unter 5%, während sie bei Notfall-Kaiserschnitten auf bis zu 20% ansteigen kann. Das Verständnis der Indikationen und die richtige Vorbereitung können den Unterschied zwischen einem erfolgreichen Eingriff und einer Tragödie bedeuten.

Die Indikationen für einen geplanten Kaiserschnitt sollten bereits während der Trächtigkeit evaluiert werden. Rassen mit bekannt hoher Kaiserschnitt-Rate profitieren von einer geplanten Operation am errechneten Geburtstermin nach Progesteronbestimmung. Ein röntgenologisch nachgewiesenes Missverhältnis zwischen Welpengröße und mütterlichem Becken, Einfrüchtigkeit oder bekannte Geburtsprobleme in der Anamnese der Hündin rechtfertigen ebenfalls eine Planung. Der optimale Zeitpunkt liegt 60-62 Tage nach dem LH-Peak, wenn die Welpen ausgereift, aber noch vital sind. Ein zu früher Kaiserschnitt führt zu unreifen Welpen mit schlechter Überlebensprognose, während ein zu später Eingriff die Welpen durch Plazentainsuffizienz gefährdet.

Die Vorbereitung der Hündin für einen Kaiserschnitt erfordert besondere Sorgfalt. Bei geplanten Eingriffen sollte die Hündin 12 Stunden vorher nüchtern bleiben, um das Aspirationsrisiko zu minimieren. Bei Notfall-Kaiserschnitten ist dies naturgemäß nicht möglich. Informieren Sie den Tierarzt über den genauen Trächtigkeitsverlauf, die Anzahl der erwarteten Welpen und eventuelle Vorerkrankungen. Bereiten Sie Wärmequellen (Wärmflaschen, Heizkissen) und ausreichend Handtücher für die Welpen vor. Die Anwesenheit von mindestens zwei Helfern ist ideal – einer assistiert bei der Erstversorgung der Welpen, während der andere sich um die Hündin kümmert.

Wichtig ist: Alle zeitaufwändigen Vorbereitungen durch den Tierarzt finden an der wachen Hündin statt. Dazu gehören das Legen eines Venenkatheters, das Scheren des Operationsfeldes und die erste grobe Hautreinigung. Tierärzte verwenden spezielle, kurzwirksame Narkosemittel und oft eine Inhalationsnarkose, die schnell aus dem Körper wieder abgeatmet wird. Manchmal wird auch eine lokale Betäubung (Epiduralanästhesie) eingesetzt, um die Menge der allgemeinen Narkosemittel zu reduzieren. Die eigentliche Narkose wird erst eingeleitet, wenn das Operationsteam komplett bereit ist und der Chirurg quasi schon mit dem Skalpell in der Hand wartet. Sobald die Hündin narkotisiert ist, arbeitet der Chirurg so schnell wie möglich, um die Welpen aus der Gebärmutter zu holen. Oft vergehen von der Narkoseeinleitung bis zur Geburt des ersten Welpen nur wenige Minuten.

Die postoperative Betreuung stellt besondere Anforderungen an den Züchter. Die Hündin erwacht langsam aus der Narkose und kann initial desorientiert, ängstlich oder sogar aggressiv gegenüber den Welpen sein. Dies ist eine normale Nachwirkung der Narkose und des fehlenden natürlichen Geburtserlebnisses. Die Wiedervereinigung von Mutter und Welpen sollte erst erfolgen, wenn die Hündin vollständig wach ist und koordiniert laufen kann. Die erste Zusammenführung erfolgt unter strenger Aufsicht, wobei zunächst nur ein oder zwei Welpen präsentiert werden.

Die Förderung der Mutter-Welpen-Bindung nach Kaiserschnitt erfordert Geduld und Fingerspitzengefühl. Durch die fehlende hormonelle Kaskade einer natürlichen Geburt und die Narkosenachwirkungen kann der Mutterinstinkt beeinträchtigt sein. Das vorsichtige Einreiben der Welpen mit Lochialsekret der Mutter verstärkt den Eigengeruch und fördert die Akzeptanz. Ruhiges Zureden und sanfte Massage der Gesäugeleiste während des ersten Säugens stimulieren die Oxytocinausschüttung. Bei anhaltender Ablehnung können synthetische Pheromone (DAP – Dog Appeasing Pheromone) unterstützend wirken.

Die Milchbildung kann nach Kaiserschnitt verzögert einsetzen oder reduziert sein, weshalb Sie Milchaustauscher bereithalten sollten. Die Naht muss täglich kontrolliert und vor den saugenden Welpen geschützt werden, beispielsweise durch einen Body oder eine Bandage.

Die Wundheilung dauert 10-14 Tage, währenddessen die Hündin keine Treppen steigen und nicht springen sollte. Schmerzmittel sind in den ersten 3-5 Tagen wichtig, müssen aber säugekompatibel sein. Ein Kontrolltermin beim Tierarzt nach 48 Stunden ist obligatorisch. Die Bewegung wird auf kurze Spaziergänge zum Lösen beschränkt. Die Nahtentfernung erfolgt üblicherweise nach 10-14 Tagen, sofern keine selbstauflösenden Fäden verwendet wurden.

Die Prognose nach Kaiserschnitt ist bei rechtzeitiger Durchführung und guter Nachsorge generell gut. Die Mortalitätsrate der Hündinnen liegt bei geplanten Eingriffen unter 1%, bei Notfall-Kaiserschnitten bei unter 5-10%. Es gibt allerdings Zuchtlinien, bei denen Unverträglichkeiten gegen bestimmte Narkosemittel gehäuft vorkommen, die zum Tod des Tieres führen. In diesen Fällen sollte versucht werden, einen Kaiserschnitt zu vermeiden oder die Unverträglichkeiten bei der Narkose zu berücksichtigen. Die Fertilität wird durch einen komplikationslosen Kaiserschnitt nicht beeinträchtigt, und die meisten Hündinnen können in der nächsten Läufigkeit wieder erfolgreich belegt werden. Allerdings sollte die Indikation für den Kaiserschnitt bei der Zuchtplanung berücksichtigt werden – anatomische Probleme werden sich bei zukünftigen Geburten wahrscheinlich wiederholen.

Fazit

Die Geburt markiert den entscheidenden Moment in der Hundezucht – hier entscheidet sich, ob die monatelange Vorbereitung in gesunde Welpen und eine vitale Mutterhündin mündet. Die erfolgreiche Geburtsbegleitung basiert auf drei Säulen: fundiertem Wissen, praktischer Vorbereitung und der richtigen Einschätzung der eigenen Grenzen.

Die wichtigsten Kernpunkte für jeden Züchter:

  • Vorbereitung ist essentiell: Die systematische Vorbereitung beginnt bereits zwei Wochen vor dem Geburtstermin: die tägliche Temperaturmessung ab Tag 56, die Einrichtung der Wurfumgebung und die Zusammenstellung des Geburtshilfesets.
  • Beobachten und Dokumentieren: Die sorgfältige Beobachtung und lückenlose Dokumentation während der Geburt sind unerlässlich. Notieren Sie Zeiten, Gewichte, Vitalität und Besonderheiten für jeden Welpen. 
  • Die ABC-Regel rettet Leben: Bei der Erstversorgung der Welpen gilt: Airway (Atemwege freimachen), Breathing (Atmung sicherstellen), Circulation (Kreislauf unterstützen). Ein Welpe, der nicht innerhalb der ersten Minute atmet, benötigt sofortige, aber besonnene Intervention.
  • Grenzen erkennen und respektieren: Die klare Unterscheidung zwischen dem, was Sie als Züchter leisten können und was professionelle Hilfe erfordert, kann über Leben und Tod entscheiden. Falsche Zurückhaltung ist ebenso gefährlich wie übermotiviertes, unsachgemäßes Eingreifen. 
  • Zusammenarbeit mit dem Tierarzt: Die rechtzeitige Kontaktaufnahme mit dem Tierarzt und die Abklärung der Verfügbarkeit sind wichtige Vorbereitungen. Ein unnötiger Tierarztbesuch ist immer besser als eine vermeidbare Tragödie.
  • Nach der Geburt ist vor der Aufzucht: Mit dem letzten geborenen Welpen und der letzten ausgestoßenen Plazenta endet zwar die Geburt, aber die kritische Phase ist noch nicht überstanden. Kontrollieren Sie die Kolostrumaufnahme, überwachen Sie Gewichtsentwicklung und Vitalität der Welpen sowie den Allgemeinzustand und die Milchleistung der Mutter.
  • Lernen aus jeder Geburt: Jede Geburt – ob komplikationslos oder herausfordernd – bietet wertvolle Lernerfahrungen. Die Nachbesprechung mit erfahrenen Züchterkollegen oder dem betreuenden Tierarzt hilft, das eigene Handeln zu reflektieren und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Scheuen Sie sich nicht, bei erfahrenen Züchtern zu hospitieren und praktische Fertigkeiten unter Anleitung zu erlernen.

Mit der richtigen Vorbereitung, aufmerksamer Beobachtung und dem Mut, im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen zu treffen, können Sie dazu beitragen, dass jeder Welpe den bestmöglichen Start ins Leben erhält.

Begleithunde
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.