Deckzeitbestimmung und Vorbereitung der Hündin

Die Vorbereitung auf den Deckakt beginnt lange vor der eigentlichen Paarung. Das präzise Timing der Belegung, die optimale Vorbereitung der Hündin und das Verständnis ihres individuellen Zyklus entscheiden über Trächtigkeitsrate und Wurfgröße. Lernen Sie die bewährten Methoden zur Deckzeitbestimmung kennen und kombinieren Sie diese gezielt für maximalen Erfolg.

Einleitung

Der Weg zum erfolgreichen Wurf ruht auf drei fundamentalen Säulen, die untrennbar miteinander verbunden sind. Erstens das biologische Verständnis: Nur wer den Zyklus seiner Hündin und die hormonellen Vorgänge dahinter versteht, kann die oft subtilen Zeichen der Fruchtbarkeit richtig deuten. Zweitens die optimale Vorbereitung: Eine gesunde, gut konditionierte Hündin bringt die besten Voraussetzungen mit, um nicht nur erfolgreich aufzunehmen, sondern auch eine komplikationslose Trächtigkeit zu durchlaufen. Drittens das präzise Timing: Selbst die beste Vorbereitung ist wertlos, wenn der Deckakt außerhalb des fruchtbaren Fensters stattfindet.

Nach diesem Kapitel werden Sie

  • den Zyklus Ihrer Hündin sicher beurteilen können und individuelle Abweichungen erkennen,

  • verstehen, welche Vorbereitungsmaßnahmen für alle Hündinnen sinnvoll sind und welche nur bei speziellen Indikationen durchgeführt werden sollten

  • die verschiedenen Methoden der Deckzeitbestimmung kennen und können diese gezielt kombinieren, um den optimalen Deckzeitpunkt zu treffen.

  • wissen, wie Sie bei Zyklusabweichungen reagieren und Ihre Zuchtplanung entsprechend anpassen können.

Der Zyklus der Hündin

Die vier Zyklusphasen

Der Sexualzyklus der Hündin unterscheidet sich fundamental von dem anderer Haustiere. Sie zeigt nur zwei Läufigkeiten pro Jahr, was jeden einzelnen Zyklus für den Züchter besonders wertvoll macht. Der Zyklus gliedert sich in vier klar abgrenzbare Phasen, deren genaue Kenntnis für die erfolgreiche Zucht unerlässlich ist.

Der Proöstrus markiert den für den Züchter sichtbaren Beginn der Läufigkeit. Diese Phase dauert durchschnittlich neun Tage, kann jedoch zwischen fünf und 20 Tagen variieren – eine der Hauptursachen für Fehlplanungen in der Zucht. Die Vulva schwillt unter dem Einfluss ansteigender Östrogenspiegel deutlich an und wird prall-hart. Es tritt blutiger Scheidenausfluss auf, der anfangs oft hellrot ist und im Verlauf dunkler wird. Die Hündin wird für Rüden attraktiv, ihre Pheromone können Rüden über große Distanzen anlocken. Dennoch wehrt sie in dieser Phase alle Annäherungsversuche ab, oft mit deutlichem Knurren oder Schnappen. Hormonell dominiert das Östradiol, welches von den heranreifenden Follikeln in den Eierstöcken produziert wird und kontinuierlich ansteigt.

Der Östrus, die eigentliche Standhitze, ist die Phase, auf die alle züchterischen Bemühungen abzielen. Sie dauert ebenfalls durchschnittlich neun Tage, wobei die Spanne von fünf bis 15 Tagen reicht. Der Übergang vom Proöstrus zum Östrus wird durch den präovulatorischen LH-Peak eingeleitet, der etwa 48-72 Stunden vor der Ovulation stattfindet. Die äußeren Anzeichen verändern sich charakteristisch: Die Vulvaschwellung wird weicher und faltiger, der Ausfluss hellt auf und wird fleischwasserfarben bis strohfarben oder klar. Das entscheidende Signal ist jedoch das Verhalten. Bei Berührung der Dammregion oder Annäherung eines Rüden zeigt die Hündin den typischen Duldungsreflex: Sie bleibt fest stehen, legt die Rute zur Seite und hebt oft zusätzlich die Vulva an. Die Ovulation erfolgt spontan etwa zwei Tage nach dem LH-Peak, doch die Besonderheit bei der Hündin ist, dass ihre Eizellen unreif ovuliert werden und erst nach weiteren zwei bis drei Tagen ihre volle Befruchtungsfähigkeit erlangen.

Der Metöstrus oder Diöstrus schließt sich unmittelbar an den Östrus an und dauert bei der nicht tragenden Hündin 50 bis 80 Tage. Diese Phase wird hormonell vom Progesteron dominiert, welches von den Gelbkörpern produziert wird. Die Progesteronkonzentration erreicht etwa 25 Tage nach der Ovulation ihren Höhepunkt und fällt dann langsam ab. Alle äußeren Läufigkeitsanzeichen verschwinden: Die Vulva schwillt ab, der Ausfluss versiegt, und die Hündin verliert jegliches Interesse an Rüden. Diese Phase verläuft hormonell bei tragenden und nicht tragenden Hündinnen nahezu identisch, was erklärt, warum viele nicht gedeckte Hündinnen eine Scheinträchtigkeit mit Milchproduktion und Nestbauverhalten entwickeln.

Der Anöstrus ist die sexuelle Ruhephase und dauert durchschnittlich vier bis fünf Monate. In dieser Zeit sind alle Sexualhormone auf basalem Niveau, und die Hündin zeigt keinerlei Paarungsbereitschaft. Die Gebärmutter und der gesamte Organismus regenerieren sich vollständig. Die individuelle Dauer des Anöstrus bestimmt maßgeblich das Intervall zwischen zwei Läufigkeiten und ist oft rasseabhängig.

Die hormonelle Steuerung

Hinter den sichtbaren Zyklusveränderungen steht ein komplexes Zusammenspiel von Hormonen. Für den Züchter ist das Verständnis dieser hormonellen Vorgänge essentiell, da sie die Grundlage für die moderne Deckzeitbestimmung bilden.

Das Östradiol kann als das Vorbereitungshormon bezeichnet werden. Es wird von den heranreifenden Follikeln produziert und dominiert den Proöstrus. Der kontinuierliche Anstieg des Östradiols ist verantwortlich für alle typischen Proöstrussymptome: die Vulvaschwellung, den blutigen Ausfluss und die Attraktivität für Rüden. Wenn die Östradiolkonzentration ihren Höhepunkt erreicht, etwa zwei Tage vor dem Ende des Proöstrus, löst sie im Gehirn eine entscheidende Reaktion aus.

Diese Reaktion ist die massive Ausschüttung des luteinisierenden Hormons, der sogenannte LH-Peak. Dieser Peak ist kurz und heftig – die LH-Konzentration steigt innerhalb weniger Stunden auf das Zehn- bis Zwanzigfache des Basalwertes an und fällt ebenso schnell wieder ab. Der LH-Peak ist der eigentliche Startschuss für die Ovulation, die verlässlich 48-72 Stunden später stattfindet. Die direkte Messung des LH-Peaks ist möglich, erfordert aber mindestens zweimal tägliche Blutentnahmen und ist daher in der Praxis aufwendig.

Das Progesteron ist das dritte Schlüsselhormon und für die praktische Deckzeitbestimmung das wichtigste. Seine Besonderheit liegt darin, dass es bereits vor der Ovulation anzusteigen beginnt. Noch während des LH-Peaks beginnen die Follikel mit der Progesteronproduktion, die nach der Ovulation von den entstehenden Gelbkörpern übernommen wird. Dieser charakteristische Anstieg macht das Progesteron zum idealen Marker für die Deckzeitbestimmung.

Individuelle Variationen und Zyklusstörungen

Die beschriebenen Durchschnittswerte sind wichtige Orientierungspunkte, doch kaum eine Hündin hält sich exakt an das Lehrbuch. Rassebedingte Unterschiede sind erheblich und müssen bei der Zuchtplanung berücksichtigt werden. Basenji-Hündinnen zeigen beispielsweise nur eine Läufigkeit pro Jahr, was auf ihre afrikanische Herkunft und die dortige saisonale Fortpflanzung zurückzuführen ist. Deutsche Schäferhunde und die meisten anderen Rassen werden hingegen alle fünf bis sieben Monate läufig. Auch das Alter spielt eine Rolle: Junge Hündinnen haben oft unregelmäßigere Zyklen, die sich erst mit der dritten oder vierten Läufigkeit stabilisieren.

Die stille Läufigkeit stellt besonders für unerfahrene Züchter eine große Herausforderung dar. Hierbei durchläuft die Hündin hormonell einen vollständig normalen Zyklus, zeigt aber keine oder nur minimale äußere Anzeichen. Die Vulvaschwellung bleibt minimal, Blutungen fehlen oder sind so schwach, dass sie von der Hündin sofort weggeleckt werden. Dies tritt gehäuft bei jungen Hündinnen in den ersten zwei Zyklen auf, kann aber auch bei älteren Tieren vorkommen. Oft ist das plötzlich stark erhöhte Interesse fremder Rüden der einzige Hinweis. Ohne regelmäßige Progesteronbestimmungen, Testrüden oder Vaginalzytologie ist der Zyklus dann nicht zu verfolgen, und die fruchtbare Phase wird verpasst.

Der Split-Östrus oder die geteilte Läufigkeit ist ein weiteres Phänomen, das vor allem junge Hündinnen betrifft. Die Hündin beginnt mit typischen Proöstrussymptomen – Blutung, Schwellung, Attraktivität für Rüden. Nach einigen Tagen brechen diese Symptome jedoch abrupt ab, ohne dass es zur Ovulation gekommen ist. Die Rüden verlieren das Interesse, die Hündin verhält sich wieder normal. Zwei bis sechs Wochen später startet dann eine zweite, diesmal vollständige und fruchtbare Läufigkeit. Der Fehler wäre, in der ersten Phase einen Deckakt zu erzwingen. Hier gilt es, geduldig zu sein und durch Progesteronmessungen zu verifizieren, ob tatsächlich eine Ovulation stattgefunden hat.

Verlängerte Blutungen über 21 Tage hinaus können auf eine Östrogenpersistenz oder Ovarialzysten hinweisen und erfordern tierärztliche Abklärung. Ebenso bedürfen verkürzte Zyklusintervalle unter vier Monaten einer genaueren Untersuchung, da sie auf hormonelle Störungen hindeuten können.

Vorbereitung der Hündin

Basisvorbereitung für alle Hündinnen

Die gesundheitliche Vorbereitung einer Zuchthündin beginnt nicht erst mit den ersten Anzeichen der Läufigkeit, sondern sollte ein kontinuierlicher Prozess sein. Der ideale Zeitpunkt für eine gründliche Bestandsaufnahme ist vier bis sechs Wochen vor der erwarteten Läufigkeit. Dies gibt ausreichend Zeit, um bei Bedarf korrigierend einzugreifen.

Im Mittelpunkt steht die Optimierung des Body Condition Score (BCS). Für eine Zuchthündin ist ein BCS von 4 bis 5 auf der neunstufigen Skala optimal. Dies bedeutet, die Hündin ist schlank und athletisch: Die Rippen sind unter einer dünnen Fettschicht gut fühlbar, aber nicht sichtbar. Von oben betrachtet ist eine deutliche Taille erkennbar, von der Seite eine leichte Aufwärtswölbung der Bauchlinie. Übergewicht reduziert die Konzeptionsrate und erhöht das Risiko für Geburtskomplikationen wie Wehenschwäche oder Kaiserschnitt. Untergewichtige Hündinnen haben möglicherweise nicht die nötigen Energiereserven für Trächtigkeit und Laktation, was zu kleineren Würfen und schwächeren Welpen führen kann.

Das Impfmanagement ist ein weiterer Grundpfeiler der Vorbereitung. Die Grundimmunisierung gegen Staupe, Parvovirose, Hepatitis und Leptospirose sollte vollständig sein. Ist der Impfschutz nicht mehr vollständig, dann sollte eine Auffrischung drei bis vier Wochen vor der Belegung erfolgen. Die Impfung gewährleistet hohe Antikörpertiter im Blut der Mutterhündin, die sie über das Kolostrum an ihre Welpen weitergibt. Diese maternalen Antikörper schützen die Welpen in den ersten Lebenswochen, bis ihr eigenes Immunsystem ausreichend entwickelt ist. Eine Impfung während der Trächtigkeit sollte vermieden werden, ist aber bei akuter Infektionsgefahr mit Totimpfstoffen möglich.

Die Parasitenkontrolle umfasst sowohl Endo- als auch Ektoparasiten. Eine Kotuntersuchung zu Beginn der Läufigkeit gibt Aufschluss über eine eventuelle Verwurmung. Bei positivem Befund oder prophylaktisch erfolgt die Entwurmung mit einem für trächtige Hündinnen geeigneten Präparat. Dies verhindert die pränatale Infektion der Welpen über aktivierte Larvenstadien. Ektoparasiten wie Flöhe oder Milben müssen ebenfalls vor der Belegung eliminiert werden, da viele Behandlungsmittel während der Trächtigkeit kontraindiziert sind.

Die Ernährung in der Vorbereitungsphase sollte ausgewogen, aber nicht übermäßig energiereich sein. Ein hochwertiges Alleinfuttermittel für adulte Hunde ist völlig ausreichend. Die verfrühte Umstellung auf Welpen- oder Zuchtfutter führt nur zu unerwünschter Gewichtszunahme. Zusätzliche Vitamingaben sind bei ausgewogener Fütterung nicht notwendig und können sogar schädlich sein. Eine Ausnahme kann die Gabe von Folsäure darstellen, beginnend vier Wochen vor der Belegung mit 0,2 mg/kg Körpergewicht täglich. Bei Rassen mit Prädisposition für Gaumenspalten oder Neuralrohrdefekte kann diese Supplementierung das Risiko reduzieren.

Erweiterte Diagnostik bei spezieller Indikation

Nicht jede Zuchthündin benötigt das volle Programm an Voruntersuchungen. Die folgenden Maßnahmen sind gezielt bei bestimmten Problemen oder Risikosituationen einzusetzen, nicht als Routineprogramm für jede gesunde Hündin.

Nach vorherigem Leerbleiben oder bei Hündinnen über sechs Jahren ist eine erweiterte Blutuntersuchung sinnvoll. Ein großes Blutbild kann Anämien oder Entzündungen aufdecken. Die Überprüfung der Organwerte, insbesondere Leber- und Nierenwerte, stellt sicher, dass die Hündin die metabolischen Anforderungen einer Trächtigkeit bewältigen kann. Besonders wichtig ist die Schilddrüsendiagnostik. Eine Hypothyreose, die bei vielen Rassen gehäuft auftritt, kann zu Zyklusstörungen, embryonaler Resorption oder Aborten führen. Die Bestimmung von T4 und TSH sollte außerhalb der Läufigkeit erfolgen, da Sexualhormone die Werte beeinflussen können. Bei grenzwertigen Befunden ist eine Wiederholung nach der Läufigkeit angezeigt.

Die bakteriologische Untersuchung des Vaginalsekrets wird in ihrer Bedeutung von Tierärzten oft unterschätzt und eine Unterlassung der Untersuchung hat schon zu erheblichen Verlusten (d.h. Kastrationen) von Zuchthündinnen aufgrund zu spät erkannter Gebärmutterentzündungen geführt. Zwar beherbergt die Vagina der Hündin physiologisch eine Mischflora verschiedener Bakterien, doch gehört nicht jedes Bakterium zur normalen Mischflora. Empfehlenswert ist die Untersuchung nach Totgeburten, falls andere Hündinnen im Bestand in letzter Zeit eine Gebärmutterentzündung hatten, oder nach mehrmaligem Leerbleiben trotz optimaler Deckzeitbestimmung. Die Interpretation der Befunde erfordert jedoch Erfahrung. Nicht jeder Bakteriennachweis bedeutet automatisch eine Behandlungsindikation. Entscheidend sind Art und Menge der nachgewiesenen Keime. Eine antibiotische Behandlung ist nur indiziert bei Nachweis pathogener Keime wie β-hämolysierenden Streptokokken, E. coli in hoher Keimzahl oder bei Anwesenheit eines anderen potentiell pathogenen Keims. Die Behandlung sollte stets gezielt nach Antibiogramm erfolgen und vor dem geplanten Deckakt abgeschlossen sein.

Die Herpesvirus-Impfung (CHV-1) ist eine wichtige Überlegung bei erhöhtem Infektionsrisiko. Das canine Herpesvirus ist weltweit verbreitet und für erwachsene Hunde meist harmlos. Für neugeborene Welpen jedoch, die sich während der Geburt oder in den ersten Lebenstagen anstecken, verläuft die Infektion meist tödlich. Die Impfung besteht aus zwei Dosen: die erste während der Läufigkeit oder kurz nach der Belegung, die zweite ein bis zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. Sie ist besonders empfehlenswert bei Hündinnen mit viel Hundekontakt, in größeren Zuchtstätten, nach ungeklärten Welpenverlusten oder wenn der Deckrüde aus einem großen Zwinger stammt. Die Impfung schützt nicht die Hündin, sondern regt die Bildung von Antikörpern an, die über das Kolostrum an die Welpen weitergegeben werden.

Methoden zur Deckzeitbestimmung

Die präzise Bestimmung des optimalen Deckzeitpunkts ist der Schlüssel zum Zuchterfolg. Die Besonderheit bei der Hündin liegt darin, dass ihre Eizellen zum Zeitpunkt der Ovulation noch unreif sind und weitere zwei bis drei Tage benötigen, um ihre volle Befruchtungsfähigkeit zu erlangen. Das fruchtbare Fenster öffnet sich also erst etwa zwei bis vier Tage nach der Ovulation und bleibt dann für etwa 48 bis 72 Stunden optimal. Dieses Zeitfenster präzise zu treffen, erfordert die geschickte Kombination verschiedener Methoden.

Verhaltensbeobachtung

Die Beobachtung des Verhaltens ist die älteste und einfachste Methode zur Deckzeitbestimmung. Sie erfordert keine technischen Hilfsmittel, dafür aber Erfahrung und Zeit. Die klassischen Verhaltensänderungen folgen einem typischen Muster, das jedoch individuell stark variieren kann.

Im Proöstrus zeigt die Hündin zunehmendes Interesse an Rüden und markiert häufiger. Sie präsentiert sich, wedelt intensiv und sucht die Nähe von Rüden, wehrt aber Aufreitversuche noch vehement ab. Der Übergang zum Östrus kündigt sich durch zunehmende Toleranz an. Die Hündin wird ruhiger, weniger abwehrend und beginnt, bei Annäherung eines Rüden stehen zu bleiben.

Das eindeutigste Zeichen ist der Duldungsreflex oder die Standhitze. Bei Berührung der Dammregion, des Rutenansatzes oder der Flanken legt die deckbereite Hündin reflexartig die Rute zur Seite und verharrt in dieser Position. Viele Hündinnen heben zusätzlich die Vulva an und spannen die Hinterläufe an. Dieser Reflex kann vom Züchter durch sanften Druck auf die Kruppe oder Klopfen auf die Dammregion getestet werden. Manche Hündinnen zeigen auch ein charakteristisches Rückwärtsgehen und Präsentieren ihrer Genitalregion, selbst gegenüber Menschen.

Die Grenzen der reinen Verhaltensbeobachtung sind jedoch erheblich. Ein relativ geringer Teil der Hündinnen zeigen den Duldungsreflex nur gegenüber bestimmten Rüden oder gar nicht. Dominante Hündinnen können rangniedrigere Rüden kategorisch ablehnen, obwohl sie sich hormonell im optimalen Stadium befinden. Umgekehrt dulden manche Hündinnen über einen ungewöhnlich langen Zeitraum von bis zu drei Wochen, was weit über die eigentliche fertile Phase hinausreicht. Junge oder unerfahrene Hündinnen können aus Unsicherheit jeden Deckversuch ablehnen, während sehr paarungsbereite Hündinnen bereits im späten Proöstrus dulden, bevor die Ovulation stattgefunden hat. Die alleinige Verlässlichkeit auf Verhaltensbeobachtung führt daher häufig zu suboptimalem Timing oder verpassten Chancen.

Verwendung eines Testrüden

Die Verwendung eines erfahrenen Testrüden ist eine in der Praxis bewährte Methode, die die Verhaltensbeobachtung erheblich präzisiert. Ein routinierter Rüde erkennt oft zuverlässiger als der Mensch, wann eine Hündin tatsächlich deckbereit ist. Diese Methode nutzt die natürlichen Instinkte und die feine Wahrnehmung des Rüden für Pheromone und subtile Verhaltensignale.

Die praktische Durchführung erfolgt idealerweise täglich ab dem fünften Tag der Läufigkeit. Die Hündin wird dem Testrüden in neutraler, ruhiger Umgebung vorgestellt. Ein interessierter, aber noch nicht deckbereiter Rüde wird die Hündin umwerben, sie belecken und beschnuppern, aber keine intensiven Aufreitversuche unternehmen. Steigt das Interesse des Rüden deutlich und beginnt er mit ernsthaften Deckversuchen, die von der Hündin geduldet werden, nähert sich der optimale Zeitpunkt. Ein erfahrener Rüde wird oft ein bis zwei Tage vor dem optimalen Deckzeitpunkt hochinteressiert, aber die Hündin zeigt noch leichte Abwehr. Duldet sie dann plötzlich vollständig und sucht sogar aktiv die Nähe des Rüden, ist der ideale Zeitpunkt erreicht.

Die Vorteile dieser Methode liegen in ihrer Natürlichkeit und der hohen Treffsicherheit erfahrener Rüden. Nachteile sind der erhöhte Aufwand, die Notwendigkeit eines geeigneten Testrüden und hygienische Bedenken. Der Testrüde sollte daher nur für den eigenen Bestand verwendet werden.

Vaginalzytologie

Die Vaginalzytologie ist eine kostengünstige Methode zur Beurteilung des Zyklusstands. Sie basiert auf der Tatsache, dass sich die Scheidenschleimhaut unter dem Einfluss der Sexualhormone charakteristisch verändert. Die Methode nutzt die hormonabhängigen Veränderungen der Vaginalschleimhaut. Unter Östrogeneinfluss verändert sich das Scheidenepithel von mehrschichtigen, kleinen Zellen mit deutlichem Zellkern zu großen, verhornten Oberflächenzellen ohne Zellkern. Diese Veränderungen lassen sich mikroskopisch nachweisen und geben Aufschluss über den aktuellen Hormonstand.

Der optimale Deckzeitpunkt ist erreicht, wenn über 80 Prozent, idealerweise über 90 Prozent der Zellen superficial und kernlos sind. Gleichzeitig verschwinden die neutrophilen Granulozyten fast vollständig, und der Hintergrund wird klar. Dieses charakteristische Bild hält während der gesamten fertilen Phase an. Ein plötzlicher Abfall des Superficialzellindex auf unter 50 Prozent, verbunden mit dem Wiederauftreten von Neutrophilen, zeigt das Ende der fruchtbaren Phase und den Beginn des Metöstrus an.

Die Vaginalzytologie kann ab dem fünften Tag der Läufigkeit alle zwei Tage durchgeführt werden. Sie bestimmt nicht den exakten Ovulationszeitpunkt, ist aber ein ausgezeichneter Indikator für den Zyklusverlauf. Ihr größter Wert liegt darin, den optimalen Startzeitpunkt für die kostenintensiveren Progesteronmessungen zu bestimmen.

Progesteronbestimmung

Die Messung der Progesteronkonzentration im Blut hat sich als die zuverlässigste Methode zur Deckzeitbestimmung etabliert und macht den Zuchterfolg planbar. Der entscheidende Vorteil liegt in der direkten Korrelation zwischen Progesteronwerten und Ovulation, unabhängig vom individuellen Verhalten der Hündin.

Die praktische Durchführung beginnt etwa am fünften bis siebten Tag nach Beginn der sichtbaren Blutung oder wenn die Vaginalzytologie über 60 Prozent Superficialzellen zeigt. Initial genügen Messungen alle zwei bis drei Tage. Die Blutprobe kann bei Raumtemperatur zum Labor transportiert werden, sollte aber innerhalb von 24 Stunden verarbeitet werden.

Die Interpretation der Werte folgt einem klaren Schema, wobei laborspezifische Referenzbereiche beachtet werden müssen. Bei Werten unter 1 ng/ml befindet sich die Hündin noch im frühen Proöstrus. Der Anstieg auf 2-3 ng/ml markiert den LH-Peak – ab jetzt wird es zeitkritisch. Die Ovulation findet bei Werten zwischen 4-10 ng/ml statt, meist um 5-8 ng/ml. Der optimale Deckzeitpunkt liegt bei Progesteronwerten zwischen 10-25 ng/ml, was etwa zwei bis vier Tage nach der Ovulation entspricht. In diesem Zeitfenster haben die Eizellen ihre volle Befruchtungsfähigkeit erreicht. Bei Werten über 25 ng/ml nimmt die Fertilität wieder ab, eine Belegung ist aber oft noch erfolgreich möglich.

Schnelltests für die Praxis liefern orientierende Werte innerhalb von 20 Minuten, sind aber weniger präzise als Laborbestimmungen. Bei Verwendung von Schnelltests sollte täglich getestet werden, sobald der Anstieg beginnt. Bei Laborbestimmungen genügen zweitägige Intervalle bis zum Erreichen von 3 ng/ml, dann sollte täglich gemessen werden. Die Investition in präzise Progesteronmessungen zahlt sich durch höhere Trächtigkeitsraten und größere Würfe aus. Besonders unverzichtbar ist die Methode bei künstlicher Besamung, bei Hündinnen mit stillen Läufigkeiten oder wenn die Hündin eine weite Anreise zum Deckrüden hat.

Die kombinierte Strategie

Im Durchschnitt liegt der optimale erste Deckzeitpunkt einer Hündin 11 bis 13 Tage nach Beginn der Läufigkeit, jedoch gibt es häufig Abweichungen nach unten oder oben. Die größte Sicherheit für eine erfolgreiche Belegung erreicht man nicht durch eine einzelne Methode, sondern durch deren intelligente Kombination. Die optimale Strategie hängt davon ab, ob es sich um eine Problemhündin handelt und wie wichtig es dem Züchter ist, dass seine Hündin tragend wird.

Für problemlose Hündinnen mit regelmäßigem Zyklus ohne vorheriges Leerbleiben kann eine vereinfachte Strategie ausreichen: Tägliche Verhaltensbeobachtung ab Beginn der Läufigkeit, eventuell ergänzt durch einen Testrüden. Sobald die Hündin Interesse zeigt und der Ausfluss heller wird, beginnen die Progesteronmessungen alle zwei Tage. Bei Erreichen des Ovulationswertes von 5-8 ng/ml wird der Deckakt für zwei und vier Tage später geplant. Diese zwei Belegungen im 48-Stunden-Abstand maximieren die Chancen.

Bei weiten Anreisen zum Deckrüden oder nach vorherigem Leerbleiben empfiehlt sich eine intensivierte Überwachung. Hier beginnt die Vaginalzytologie ab Tag fünf der Läufigkeit alle zwei Tage. Bei über 60 Prozent Superficialzellen startet die Progesteronmessung, zunächst alle zwei Tage, ab 3 ng/ml täglich. Die Belegung erfolgt bei 12-15 ng/ml und wird nach 24-48 Stunden wiederholt. Diese Strategie minimiert das Risiko eines verpassten optimalen Zeitpunkts.

Für Hündinnen, bei denen der Einsatz von Gefriersperma geplant ist, ist höchste Präzision erforderlich. Hier kann zusätzlich die Bestimmung des LH-Peaks sinnvoll sein, was jedoch zweimal tägliche Blutentnahmen erfordert. Alternativ liefert die tägliche Progesteronmessung ab Erreichen von 2 ng/ml ausreichende Sicherheit.

Organisation und Dokumentation

Professionelle Zucht zeichnet sich durch eine gute Dokumentation aus. Ein Zykluskalender sollte erstellt werden, der folgende Daten enthält: Erster Tag der Blutung, tägliche Beschreibung von Ausfluss und Verhalten, erste und letzte Duldung, alle Testergebnisse mit Datum und Uhrzeit, sowie Besonderheiten. Diese Aufzeichnungen sind Gold wert für zukünftige Zyklen.

Die Kommunikation mit dem Deckrüdenbesitzer sollte frühzeitig beginnen. Bereits vor der Läufigkeit werden die Modalitäten geklärt. Die Anreise wird so geplant, dass die Hündin entspannt und rechtzeitig ankommt.

Checkliste: Vorbereitung der Hündin

1-6 Wochen vor der Läufigkeit

  • V
    Body Condition Score prüfen und optimieren
  • V
    Impfstatus kontrollieren, ggf. auffrischen
  • V
    Bei Risiko: Herpes-Impfung planen

Während der Läufigkeit

  • V
    Tag 1: Beginn in Kalender notieren
  • V
    Ab Tag 5: Testrüde vorstellen und/oder Vaginalzytologie starten
  • V
    Ab Tag 7 oder bei >60% Superficialzellen: Progesteronmessung beginnen
  • V
    Bei 5-8 ng/ml Progesteron: Ovulation, Deckakt in 2 Tagen planen
  • V
    Bei 10-15 ng/ml Progesteron: Optimaler Deckzeitpunkt
  • V
    48h nach erster Belegung: Zweiter Deckakt

Fazit

Die optimale Vorbereitung der Hündin und die präzise Deckzeitbestimmung sind entscheidende Faktoren für den Zuchterfolg. Das Verständnis der physiologischen Vorgänge ermöglicht es, individuelle Variationen zu erkennen und darauf zu reagieren. Bei gesunden Hündinnen genügt meist eine Basisvorbereitung mit Verhaltensbeobachtung und Progesteronbestimmung. Die Kombination verschiedener Methoden – Verhalten, Testrüde, Zytologie und Progesteron – maximiert die Erfolgschancen. Die Investition in eine präzise Deckzeitbestimmung zahlt sich durch höhere Trächtigkeitsraten und größere Würfe aus.

Begleithunde
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