Begleithunde Zucht – Ratgeber

Eine neue Perspektive auf die Hundezucht im 21. Jahrhundert

Grundlagen und Methoden der Merkmalserfassung in der Hundezucht

Die systematische Beurteilung von Merkmalen ist das Fundament erfolgreicher Hundezucht. Dieses Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen und praktischen Methoden der Merkmalserfassung für moderne Zuchtprogramme. Von der Definition geeigneter Ziel- und Hilfsmerkmale über verschiedene Erfassungsmethoden bis hin zu organisatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen werden alle relevanten Aspekte praxisorientiert dargestellt. Das Kapitel richtet sich an Züchter, Zuchtverbände und alle, die sich für die methodischen Grundlagen moderner Hundezucht interessieren.

0. Einleitung

Eine systematische Erfassung von Merkmalen ist die Grundvoraussetzung für züchterischen Fortschritt. Ohne valide Daten über die Ausprägung relevanter Merkmale bei den potentiellen Zuchttieren und ihren Verwandten können keine fundierten Selektionsentscheidungen getroffen werden.

Der erste Schritt bei der Planung der Merkmalserfassung ist die Definition der Zielmerkmale, die züchterisch verbessert werden sollen. Dies können zum Beispiel spezielle Gesundheitsmerkmale, bestimmte Verhaltenseigenschaften oder Typmerkmale eines Hundes sein. Diese Zielmerkmale können jedoch häufig nicht direkt erfasst werden – sei es, weil sie nicht ausreichend präzise definiert sind, weil ihre Erfassung zu aufwändig wäre oder weil sie sich erst spät im Leben eines Hundes manifestieren.

Man ist daher in der Regel darauf angewiesen, stattdessen Hilfsmerkmale zu erfassen, die mit den eigentlichen Zielmerkmalen möglichst hoch genetisch korreliert sein sollten. Diese genetische Korrelation bestimmt die Validität des Hilfsmerkmals – je höher die genetische Korrelation, desto mehr sagt das Hilfsmerkmal über die Qualität des Hundes aus. Das grundsätzliche Ziel ist es, solche Merkmale und Erfassungsmethoden zu wählen, die bei vertretbarem Aufwand den größtmöglichen Zuchtfortschritt in den Zielmerkmalen ermöglichen.

Die Datenerfassung in der Hundezucht hat sich historisch entwickelt. In der Vergangenheit dominierten bei manchen Rassen große Zuchtstätten die Zucht, in denen relativ viele Hunde unter einheitlichen Bedingungen gehalten wurden. Dies ermöglichte es erfahrenen Züchtern durch genaue Beobachtung ihrer Tiere züchterische Erfolge zu erzielen. Züchter mit wenigen Hunden hatten diese Möglichkeit nur sehr eingeschränkt und erreichten Zuchterfolge hauptsächlich durch den Einsatz von Ausstellungssiegern. Mit der Zeit wurde daher die Selektion nach Ausstellungserfolgen zu einem wichtigen Kriterium. Allerdings führte der starke Fokus auf Ausstellungserfolge dazu, dass andere wichtige Merkmale, einschließlich Verhaltensmerkmale und funktionalen Merkmale, zu wenig Beachtung fanden.

Moderne Zuchtprogramme erfordern daher eine systematischere Erfassung aller zuchtrelevanten Merkmale. Dabei ist zu unterscheiden zwischen Daten für die unmittelbare phänotypische Selektion, wo eine hohe Präzision bei der Einzelmessung gefordert ist, und Daten für die Zuchtwertschätzung, wo auch weniger präzise Messungen wertvoll sein können, wenn dafür mehr Tiere erfasst werden.

Die Bewertungen des Hundes in den Einzelmerkmalen werden hauptsächlich gebraucht um aus ihnen einen Selektionsindex zu berechnen, der den Wert des Hundes für die Zucht schätzt. Die Einzelmerkmale werden dann nach ihrer Bedeutung gewichtet und zu einem Selektionsindex zusammengefasst. Die Gewichtung eines Merkmals sollte dabei umso höher sein, je wichtiger das Merkmal ist und je stärker der Populationsdurchschnitt vom Optimum abweicht. Dieser einfache Ansatz der phänotypischen Selektion kann durch die Verwendung von Zuchtwerten weiter verbessert werden. Allerdings erfüllen viele moderne Hundezuchtprogramme noch nicht einmal die unten beschriebenen Mindestanforderungen an eine systematische Merkmalserfassung.

Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Anforderungen an eine systematische Merkmalserfassung und zeigt praktische Wege zu deren Umsetzung auf. Es werden verschiedene Erfassungsmethoden vorgestellt und deren spezifische Vor- und Nachteile diskutiert. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Frage, wie durch geschickte Kombination verschiedener Methoden eine optimale Datengrundlage für die Zuchtarbeit geschaffen werden kann.

1. Anforderungen an die Merkmale

1.1 Zielmerkmale und Hilfsmerkmale

Die Planung der Merkmalserfassung beginnt mit der Frage, welche Eigenschaften bei den Nachkommen verbessert werden sollen. Je nach Verwendungszweck der Rasse können dies ganz unterschiedliche Merkmale sein. Bei einem Familienhund stehen vielleicht die Fähigkeit zur sozialen Interaktion mit dem Besitzer, ein sicheres Auftreten in Alltagssituationen und ein ansprechendes Erscheinungsbild im Vordergrund. Ein Gebrauchshund soll dagegen bestimmte Arbeitsaufgaben zuverlässig erfüllen können. Diese erwünschten Eigenschaften, die das züchterische Ziel definieren, werden als Zielmerkmale bezeichnet.

Doch hier beginnen die praktischen Schwierigkeiten: Viele dieser Zielmerkmale lassen sich nicht direkt messen oder beurteilen. Wie quantifiziert man beispielsweise die „Niedlichkeit“ eines Hundes oder seine Fähigkeit, eine enge Beziehung zum Menschen aufzubauen? Andere wichtige Eigenschaften zeigen sich erst im Laufe des Lebens. Ob ein Hund gesund alt wird oder bestimmte Krankheiten entwickelt, wissen wir meist erst Jahre nachdem die Zuchtentscheidungen getroffen wurden. Auch viele Verhaltenseigenschaften manifestieren sich erst nach der Geschlechtsreife vollständig.

Der Züchter steht also vor einem Dilemma: Er muss Zuchtentscheidungen treffen, lange bevor er weiß, ob ein Hund die gewünschten Eigenschaften wirklich besitzt. Die Lösung liegt in der Verwendung von Hilfsmerkmalen – das sind Eigenschaften, die sich früh und zuverlässig messen lassen und die möglichst eng mit den eigentlichen Zielmerkmalen zusammenhängen. Die Stärke dieses Zusammenhangs wird durch die genetische Korrelation beschrieben. Je höher diese ist, desto besser eignet sich ein Hilfsmerkmal für die Selektion.

Ein klassisches Beispiel ist die Beurteilung der Hüftgesundheit. Das eigentliche Ziel ist natürlich, dass der Hund sein Leben lang gesunde, funktionsfähige Hüftgelenke hat. Da wir dies bei der Zuchtauswahl noch nicht wissen können, beurteilen wir stattdessen den HD-Grad anhand einer Röntgenaufnahme im Alter von 12-18 Monaten. Langjährige Erfahrung und wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass dieses Hilfsmerkmal sehr gut geeignet ist, da es eine hohe genetische Korrelation mit der späteren Hüftgesundheit aufweist.

Bei anderen Zielmerkmalen ist die Situation schwieriger. Wenn das Ziel selbst nicht exakt definiert werden kann – wie bei der „Niedlichkeit“ oder der „typvollen Erscheinung“ – dann lässt sich auch die genetische Korrelation mit potentiellen Hilfsmerkmalen nicht präzise bestimmen. Trotzdem bleibt die genetische Korrelation das entscheidende Kriterium für die Eignung eines Hilfsmerkmals. Der Züchter muss dann aufgrund seiner Erfahrung und Beobachtungen einschätzen, welche messbaren Eigenschaften am ehesten mit dem gewünschten Zuchtziel zusammenhängen.

1.2 Anforderungen an genetische Parameter

Die Wahl geeigneter Hilfsmerkmale wird wesentlich durch deren genetische Eigenschaften bestimmt. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Heritabilität – sie gibt an, welcher Anteil der beobachteten Unterschiede zwischen den Tieren genetisch bedingt ist. Eine hohe Heritabilität bedeutet, dass die Merkmalsausprägung stark durch die Gene und wenig durch Umwelteinflüsse bestimmt wird.

Interessanterweise unterscheiden sich verschiedene Merkmalsgruppen deutlich in ihrer typischen Heritabilität. Körpermaße und Farbmerkmale werden meist stark vererbt (h² > 0,4) – wenn beide Eltern groß sind, werden auch die Welpen mit hoher Wahrscheinlichkeit groß. Bei Verhaltensmerkmalen ist der genetische Einfluss meist etwas geringer (h² = 0,2-0,4) – hier spielen Erziehung und Umwelt eine größere Rolle. Gesundheits- und Fruchtbarkeitsmerkmale haben oft noch niedrigere Heritabilitäten (h² < 0,2).

Die gute Nachricht ist: Eine niedrige Heritabilität kann durch eine präzisere Erfassung des Merkmals verbessert werden. Die Heritabilität ist nämlich umso höher, je geringer die Umweltvarianz im Verhältnis zur genetischen Varianz ist. Durch standardisierte Haltungsbedingungen und eine einheitliche, gut definierte Beurteilungsmethode lässt sich die störende Umweltvarianz reduzieren. Ein Beispiel ist die Verhaltensbeurteilung: Wenn sie unter immer gleichen Bedingungen von geschulten Beurteilern durchgeführt wird, erhält man deutlich höhere Heritabilitäten als bei einer subjektiven Einschätzung unter wechselnden Bedingungen. Allerdings stellt sich dann die Frage, ob das erfasste Merkmal noch ausreichend mit dem Zielmerkmal korreliert ist.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die genetischen Beziehungen zwischen verschiedenen Merkmalen. Manchmal hängen Eigenschaften genetisch zusammen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Wenn solche genetischen Korrelationen ungünstig sind – wenn also die Verbesserung eines Merkmals tendenziell zur Verschlechterung eines anderen wichtigen Merkmals führt – dann müssen beide Merkmale erhoben und bei der Selektion berücksichtigt werden. Nur so lässt sich verhindern, dass durch die Zucht auf ein bestimmtes Merkmal unbeabsichtigt andere wichtige Eigenschaften verschlechtert werden. Ein Beispiel ist die unerwünschte Korrelation zwischen Größe und Hüftgesundheit: wenn man auf große Hunde züchten möchte, dann sollte auch die Hüftgesundheit miterfasst werden.

1.3 Anforderungen an die Messung

1.3.1 Grundlegende Anforderungen an die Skalierung

Eine zentrale Anforderung an die Merkmalserfassung ist die systematische Bewertung der einzelnen Merkmale auf einer geeigneten Skala. Anders als die oft praktizierte Einteilung in „gut“, „mittel“ oder „schlecht“ sollte die Bewertung das Konzept eines Optimums widerspiegeln. Ein Merkmal kann sowohl durch zu starke als auch durch zu schwache Ausprägung vom Optimum abweichen. Eine mehrstufige Punkteskala (beispielsweise von 0 bis 9) ermöglicht es, sowohl die Richtung als auch das Ausmaß der Abweichung vom Optimum zu quantifizieren. Diese Information ist besonders wichtig, wenn das Optimum schon fast erreicht ist und die Züchter Kompensationsanpaarungen durchführen wollen.

1.3.2 Reliabilität

Die Präzision oder Reliabilität einer Messung zeigt sich darin, wie gut sie sich wiederholen lässt. Wenn derselbe Hund mehrfach beurteilt wird – kommt man dann zu ähnlichen Ergebnissen? Bei Körpermaßen wie der Widerristhöhe ist das meist kein Problem. Aber wie sieht es mit Verhaltensmerkmalen aus? Ein Hund kann sich ja durchaus unterschiedlich verhalten, je nachdem ob er müde oder fit ist, ob er seinen Besitzer dabei hat oder nicht.

Diese Anforderung an die Erhebung von Merkmalen steht in engem Zusammenhang mit ihren genetischen Eigenschaften. Eine hohe Heritabilität ist nur dann möglich, wenn die Merkmalserfassung eine gute Wiederholbarkeit (Reliabilität) aufweist. Umgekehrt führt eine ungenaue oder schlecht standardisierte Erfassung zwangsläufig zu einer niedrigen Heritabilität, da sie die Umweltvarianz erhöht.

1.3.3 Objektivität der Beurteilung

Mindestens genauso wichtig wie die Wiederholbarkeit ist die Objektivität – verschiedene Beurteiler sollten bei demselben Hund zu möglichst ähnlichen Einschätzungen kommen. Das klingt selbstverständlich, ist aber oft eine große Herausforderung. Selbst erfahrene Richter können durchaus unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was einen „typvollen Kopf“ oder eine „harmonische Bewegung“ ausmacht. Je präziser die Beurteilungskriterien definiert sind und je besser die Beurteiler geschult werden, desto objektiver wird die Erfassung.

Interessanterweise können Merkmale mit eingeschränkter Objektivität durchaus für die Zuchtwertschätzung verwendet werden, indem man einen systematischen Effekt des Beurteilers im statistischen Modell berücksichtigt. Für die unmittelbare phänotypische Selektion sind solche Merkmale aber nur bedingt geeignet.

1.3.4 Praktisches Beispiel: Beurteilung des Bewegungsablaufs

Nehmen wir als Beispiel die Beurteilung des Bewegungsablaufs. Ein erster wichtiger Schritt ist die präzise Definition des optimalen Bewegungsablaufs im Zuchtziel, denn nur dann ist eine objektive Beurteilung des Bewegungsablaufs möglich. Darüber hinaus müssen aber auch die häufig auftretenden Abweichungen vom Optimum systematisch erfasst werden. Dafür eignet sich ein linearer Beurteilungsbogen, wie er beispielsweise in der Rinderzucht für Typmerkmale verwendet wird. Dieser ermöglicht es, verschiedene Aspekte der Bewegung separat auf einer Skala von „zu wenig ausgeprägt“ bis „zu stark ausgeprägt“ zu bewerten.

1.4 Praktische Aspekte

Die besten Beurteilungskriterien nützen nichts, wenn sie sich in der Praxis nicht umsetzen lassen. Die Merkmalserfassung muss sich in die Abläufe der Hundezucht einfügen und wirtschaftlich vertretbar sein.

1.4.1 Frühzeitigkeit der Merkmalserfassung

Ein wichtiger Aspekt ist der Zeitpunkt der Erfassung. Grundsätzlich möchten wir die Merkmale möglichst früh beurteilen, damit die Information für Zuchtentscheidungen zur Verfügung steht. Aber ist die Merkmalsausprägung zu diesem Zeitpunkt schon aussagekräftig? Bei der HD-Beurteilung hat sich das Mindestalter von 12 Monaten bewährt – frühere Aufnahmen lassen keine zuverlässige Beurteilung zu. Verhaltensmerkmale wie territoriales oder aggressives Verhalten zeigen sich oft erst nach der Geschlechtsreife deutlich. Der optimale Beurteilungszeitpunkt ist also ein Kompromiss zwischen früher Verfügbarkeit der Information und Aussagekraft der Beurteilung.

1.4.2 Berücksichtigung von Aufwand und Kosten

Auch der Aufwand für Züchter und Besitzer muss im Rahmen bleiben. Eine aufwändige Verhaltensbeurteilung durch mehrere Experten über mehrere Stunden mag wissenschaftlich optimal sein – aber wie viele Besitzer werden bereit sein, daran teilzunehmen? Manchmal ist eine etwas weniger präzise, dafür aber breiter durchführbare Erfassung der bessere Weg. Das gilt besonders für die Zuchtwertschätzung, wo die Anzahl der beurteilten Hunde wichtiger sein kann als die Präzision der Einzelmessung.

Nicht zuletzt spielen auch die Kosten eine wichtige Rolle. Die Züchter müssen die Kosten für Untersuchungen und Beurteilungen über den Welpenpreis wieder erwirtschaften können. Zudem müssen die Kosten der Merkmalserfassung in einem angemessenen Verhältnis zum erwarteten Nutzen stehen.

1.5 Spezielle Anforderungen für die Zuchtwertschätzung

Die Zuchtwertschätzung stellt zusätzliche Anforderungen an die Datenerfassung, die über die bisher besprochenen Kriterien hinausgehen. Der große Vorteil der Zuchtwertschätzung – die Nutzung von Informationen über Verwandte – kann sich nur entfalten, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Eine zentrale Anforderung ist die Repräsentativität der erfassten Daten für die Gesamtpopulation. Dies klingt einfacher als es ist. Nehmen wir als Beispiel die Erfassung von Verhaltensmerkmalen: Wenn nur die Hunde zu einem Wesenstest gebracht werden, bei denen die Besitzer ein gutes Abschneiden erwarten, erhalten wir ein verzerrtes Bild. Die „schwierigen“ Hunde bleiben zu Hause – aber gerade deren Daten wären für die Zuchtwertschätzung besonders wertvoll! Der Grund für eine fehlende Representativität der Daten ist oft die Vorselektion. Oft werden nur die Hunde phänotypisiert, die als potentielle Zuchttiere in Frage kommen. Das führt zwangsläufig zu verzerrten Zuchtwerten. Ein Beispiel: Wenn nur die größeren Welpen eines Wurfes später phänotypisiert werden, wird die Vererbungsleistung des Rüden für Größe überschätzt. Die kleineren Geschwister, die sein Größenpotential ebenfalls geerbt haben, tauchen in der Statistik gar nicht auf.

Auch der Stichprobenumfang spielt eine wichtige Rolle. Wie viele Hunde müssen beurteilt werden, um verlässliche Zuchtwerte schätzen zu können? Die Antwort hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bei Merkmalen mit niedriger Heritabilität brauchen wir mehr Daten als bei hocherblichen Merkmalen. Auch die Familienstruktur in der Population ist wichtig – je mehr Verwandtschaftsbeziehungen es gibt, desto besser können die vorhandenen Informationen genutzt werden.

Die erfassten Daten müssen außerdem eindeutig den entsprechenden Hunden in der Abstammungsdatenbank zugeordnet werden können. Das klingt trivial, ist aber in der Praxis eine häufige Fehlerquelle. Bei Online-Befragungen muss sichergestellt werden, dass die Besitzer die Chip- oder Zuchtbuchnummer ihres Hundes korrekt angeben. Auch bei tierärztlichen Untersuchungen gehen manchmal die Zuordnungen verloren. Ohne korrekte Zuordnung sind die Daten für die Zuchtwertschätzung wertlos.

1.6 Abwägung zwischen verschiedenen Anforderungen

In der Praxis wird man selten alle Anforderungen an die Merkmalserfassung gleichermaßen gut erfüllen können. Es gilt, sinnvolle Kompromisse zu finden. Dabei können Einschränkungen bei einem Kriterium oft durch Stärken bei anderen ausgeglichen werden.

Ein klassisches Beispiel ist die Abwägung zwischen Präzision der Einzelmessung und Stichprobenumfang. Eine sehr genaue, aber aufwändige Messmethode liefert zwar präzise Einzelwerte, schränkt aber meist den realisierbaren Stichprobenumfang stark ein. Manchmal ist es besser, mit einer etwas gröberen, aber dafür breiter einsetzbaren Methode mehr Tiere zu erfassen. Dies gilt besonders für die Zuchtwertschätzung, wo die Anzahl der Beobachtungen oft wichtiger ist als die Präzision der Einzelmessung.

Auch zwischen Frühzeitigkeit und Aussagekraft muss häufig abgewogen werden. Eine frühe Beurteilung ermöglicht zwar schnellere Zuchtentscheidungen, hat aber möglicherweise eine geringere Aussagekraft für das ausgewachsene Tier. Je nach Merkmal kann der optimale Kompromiss sehr unterschiedlich aussehen. Bei der HD-Beurteilung hat sich das Mindestalter von einem Jahr bewährt. Bei Verhaltensmerkmalen wie der Aggressivität zwischen Rüden macht eine so frühe Beurteilung dagegen wenig Sinn.

Die Wirtschaftlichkeit spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Aufwändige Untersuchungen und Tests sind nur dann sinnvoll, wenn ihr züchterischer Nutzen die Kosten rechtfertigt. Eine Möglichkeit dies zu erreichen ist die Kombination verschiedener Methoden: präzise aber teure Messungen bei den wichtigsten Zuchttieren, ergänzt durch einfachere Erfassungsmethoden in der breiten Population.

2. Durchführung der Merkmalserfassung

Die Qualität der erhobenen Daten hängt wesentlich von der gewählten Erfassungsmethode ab. Dabei gibt es nicht die eine optimale Methode – vielmehr muss für jedes Merkmal und jeden Verwendungszweck der am besten geeignete Weg gefunden werden.

2.1 Wahl des Umfeldes

Eine grundlegende Entscheidung ist die Wahl des Umfelds, in dem die Merkmale erfasst werden sollen. Dabei stehen zwei grundsätzlich verschiedene Ansätze zur Verfügung: die Beurteilung unter standardisierten Bedingungen auf speziellen Veranstaltungen oder die Erfassung im gewohnten Umfeld des Hundes.

2.1.1 Beurteilung auf Veranstaltungen und in Tierarztpraxen

Die traditionelle Form der Merkmalserfassung findet auf speziellen Veranstaltungen wie Zuchtzulassungsprüfungen oder Ausstellungen statt. Auch die Untersuchung beim Tierarzt gehört in diese Kategorie. Der große Vorteil ist die Möglichkeit, für alle Hunde möglichst einheitliche Bedingungen zu schaffen.

Ein schönes Beispiel ist die Verhaltensbeurteilung auf einer Zuchttauglichkeitsprüfung: Alle Hunde durchlaufen die gleichen Testsituationen, werden von den gleichen geschulten Beurteilern beobachtet und nach einem standardisierten Schema bewertet. Das ermöglicht einen direkten Vergleich zwischen den Hunden und reduziert störende Umwelteinflüsse.

Allerdings hat diese Form der Beurteilung auch ihre Tücken:

  • Die ungewohnte Umgebung kann das Verhalten der Hunde stark beeinflussen
  • Es wird nur eine Momentaufnahme erfasst
  • Die teilnehmenden Hunde stellen meist eine stark vorselektierte Gruppe dar
  • Der organisatorische und zeitliche Aufwand für die Besitzer ist erheblich

2.1.2 Beurteilung im gewohnten Umfeld

Eine Alternative ist die Beurteilung der Hunde in ihrer gewohnten Umgebung. Dies kann durch Zuchtwarte geschehen, die die Züchter besuchen, oder durch systematische Befragung der Besitzer.

Der offensichtliche Vorteil ist, dass die Hunde ihr natürliches Verhalten zeigen. Ein aggressiver Hund der sein Revier verteidigen möchte mag sich auf einer Ausstellung noch zusammenreißen – zu Hause wird sein wahres Wesen deutlich. Außerdem ist eine Beobachtung über längere Zeiträume möglich. Der Besitzer erlebt seinen Hund in allen möglichen Situationen und kann so ein umfassenderes Bild geben.

Die Herausforderung liegt hier in der Vergleichbarkeit der Beurteilungen. Die Objektivität der Beurteilung durch die Besitzer ist nicht immer gegeben. Ein gut konzipierter Beurteilungsbogen und eine sorgfältige Schulung der Zuchtwarte können helfen, diese Probleme zu minimieren.

Ein vielversprechender moderner Ansatz sind Online-Fragebögen für die Besitzer. Sie ermöglichen es, mit relativ geringem Aufwand Daten von vielen Hunden zu sammeln. Allerdings sollte das Bewertungssystem so gestaltet sein, dass auch ein ungeübter Beurteiler zu verlässlichen Einschätzungen kommt. Außerdem müssen die Zuchtverbände dazu die Kontaktdaten der Besitzer speichern dürfen.

2.1 Wahl der beurteilenden Person

Die Qualität der erhobenen Daten hängt nicht nur vom Umfeld der Beurteilung ab, sondern ganz wesentlich von der Qualifikation und Erfahrung der beurteilenden Personen. Dabei haben sowohl die Beurteilung durch Experten als auch die Einschätzung durch die Besitzer ihre spezifischen Vor- und Nachteile.

2.2.1 Beurteilung durch Experten

Als Experten kommen je nach Merkmal verschiedene Personengruppen in Frage: Zuchtrichter für Exterieurmerkmale, Tierärzte für Gesundheitsmerkmale, speziell geschulte Zuchtwarte für Verhaltensbeurteilungen. Sie alle bringen durch ihre Ausbildung und Erfahrung wichtige Voraussetzungen mit:

  • Kenntnis der rassetypischen Merkmalsausprägungen
  • Geschulter Blick für relevante Details
  • Erfahrung in der standardisierten Beurteilung
  • Vergleichsmöglichkeiten mit vielen anderen Hunden
  • Professionelle Distanz zum einzelnen Tier

Die Kehrseite sind die hohen Kosten und der organisatorische Aufwand. Experten müssen angemessen bezahlt werden, Termine sind oft schwer zu bekommen. Das begrenzt zwangsläufig die Zahl der beurteilten Hunde.

2.2.2 Beurteilung durch Besitzer

Die Besitzer kennen ihre Hunde am besten. Sie erleben sie Tag für Tag in allen möglichen Situationen und können subtile Feinheiten im Verhalten oder Gesundheitszustand bemerken. Das macht sie zu wertvollen Informationsquellen, besonders für:

  • Verhaltensmerkmale im Alltag
  • Gesundheitliche Auffälligkeiten
  • Erfassung der Langlebigkeit
  • Die Fähigkeit des Hundes die emotionalen Bedürfnisse seines Besitzers zu erfüllen.

Ein gut konzipierter Fragebogen kann diese Detailkenntnis nutzbar machen. Dabei ist wichtig, dass die Fragen so formuliert sind, dass sie auch von Laien zuverlässig beantwortet werden können.

Die Besitzer haben allerdings oft keine Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Hunden. Auch emotionale Bindungen können die Objektivität beeinträchtigen. Ein weiteres Problem ist die unterschiedliche Beobachtungsgabe und Ausdrucksfähigkeit der Besitzer.

Eine Sonderstellung nehmen erfahrene Züchter ein. Sie vereinen die Detailkenntnis ihrer eigenen Hunde mit umfangreichem Fachwissen und Vergleichsmöglichkeiten. Ihre Beurteilungen können daher besonders wertvoll sein, allerdings nur für ihre eigenen Hunde.

2.2.3 Kombination verschiedener Beurteiler

Oft ist es sinnvoll, für einen Merkmalskomplex Beurteilungen aus verschiedenen Perspektiven zu kombinieren. Ein Beispiel:

Der Wesenstest wird von einem geschulten Prüfer durchgeführt. Zusätzlich füllt der Besitzer einen standardisierten Fragebogen zum Alltagsverhalten aus, der die Verhaltensmerkmale abfragt, die auf Wesenstests nicht erfasst werden können. Zusammen ergibt sich ein viel vollständigeres Bild als durch eine einzelne Beurteilung.

2.3 Auswahl der Hunde

Die Frage, wie viele und welche Hunde beurteilt werden sollen, ist von zentraler Bedeutung für den Erfolg eines Zuchtprogramms. Dabei stehen zwei grundsätzlich verschiedene Ansätze zur Diskussion: die Beschränkung auf potentielle Zuchttiere oder die Erfassung in der Gesamtpopulation.

2.3.1 Beurteilung der Zuchttiere

Der traditionelle Ansatz in der Hundezucht ist die Konzentration auf die Zuchttiere. Nur Hunde, die für die Zucht in Frage kommen, werden einer gründlichen Beurteilung unterzogen. Dies hat durchaus nachvollziehbare Gründe:

Ein erfahrener Züchter kann oft schon früh einschätzen, welche Welpen für die Zucht interessant sein könnten. Diese werden dann besonders sorgfältig aufgezogen und später umfassend beurteilt. Die anderen Welpen gehen als Familienhunde in private Hände.

Vorteile dieses Ansatzes:

  • Konzentration der Ressourcen auf die wichtigsten Tiere
  • Hohe Präzision der Einzelmessungen möglich
  • Gute Integration in bestehende Zuchtabläufe
  • Geringere Kosten für den Zuchtverband

Allerdings hat diese selektive Erfassung auch gravierende Nachteile. Der wichtigste: Sie macht eine seriöse Zuchtwertschätzung praktisch unmöglich. Denn dafür bräuchten wir auch Informationen über die nicht zur Zucht verwendeten Hunde. Die starke Vorselektion führt zwangsläufig zu verzerrten Zuchtwerten.

2.3.2 Beurteilung der Gesamtpopulation

Der moderne Ansatz zielt darauf ab, möglichst viele Hunde einer Rasse zu erfassen – unabhängig davon, ob sie zur Zucht vorgesehen sind oder nicht. Dies erfordert einfache, kostengünstige Erfassungsmethoden, die auch von privaten Hundehaltern akzeptiert werden.

Online-Fragebögen für Besitzer sind ein gutes Beispiel. Sie ermöglichen es, mit relativ geringem Aufwand Daten von vielen Hunden zu sammeln. Auch wenn die einzelne Beurteilung vielleicht weniger präzise ist als die Expertenbeurteilung auf einer Zuchtzulassung – die größere Datenmenge kann dies mehr als wettmachen.

Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Repräsentative Daten für die gesamte Population
  • Keine Verzerrung durch Vorselektion
  • Ausreichende Datenmengen für die Zuchtwertschätzung

Die Herausforderungen sind sowohl praktischer als auch rechtlicher Natur:

  • Einholen der Erlaubnis durch den Zuchtverband, die Kontaktdaten der Besitzer zu speichern
  • Motivation der privaten Hundehalter zur Teilnahme
  • Höherer Aufwand, da ein geeignetes Erfassungssystem oft erst noch entwickelt werden muss

2.3.3 Der optimale Weg: Ein Mehrstufensystem

Für die Praxis ist oft ein Mehrstufensystem zu empfehlen. Dabei werden verschiedene Erfassungsmethoden je nach Merkmal und Verwendungszweck kombiniert:

Einfache Basiserfassung in der breiten Population

  • Online-Fragebögen für Besitzer
  • Standardisierte Dokumentation von Tierarztbesuchen

Vertiefte Erfassung bei potentiellen Zuchttieren

  • Ausführliche Exterieurbeurteilung
  • Spezielle Gesundheitsuntersuchungen
  • Standardisierte Verhaltenstests

Besonders intensive Prüfung von Deckrüden

  • Der Züchter sollte vor der endgültigen Zuchtzulassung eines Rüden 3 Würfe mit ihm machen müssen
  • Die endgültige Zuchtzulassung wird erst erteilt, wenn die Nachkommen aus diesen Würfen in den Zuchtwert des Rüden eingehen

Ausnahmeregelungen für die Zucht auf spezielle Merkmale

  • Rüden, die ein hohes Alter erreicht haben und dabei gesund geblieben sind, sollten ohne aufwändige Voruntersuchungen zur Zucht zugelassen werden um (in der Form einer Tandemselektion) die Zucht auf Langlebigkeit zu ermöglichen.

So können die Vorteile der verschiedenen Ansätze kombiniert werden: breite Datenbasis für die Zuchtwertschätzung, präzise Einzelbeurteilungen der wichtigsten Zuchttiere, Sonderregelungen für die Zucht auf spezielle Merkmale.

3. Organisatorische Aspekte

3.1 Rechtliche Rahmenbedingungen

Die systematische Erfassung von Merkmalen in der breiten Population setzt voraus, dass der Zuchtverband mit den Besitzern der Hunde in Kontakt treten kann. Dies wirft datenschutzrechtliche Fragen auf, die vor Beginn eines Erfassungsprogramms geklärt werden müssen.

Der Zuchtverband muss die Kontaktdaten der Besitzer speichern und verarbeiten können. Nach der DSGVO ist dies nur mit Einwilligung der betroffenen Personen zulässig. Diese Einwilligung sollte bereits beim Verkauf der Welpen eingeholt werden. Der neue Besitzer erklärt sich dabei bereit, dass seine Kontaktdaten gespeichert und für Befragungen im Rahmen des Zuchtprogramms genutzt werden dürfen.

Ein praktikabler Ansatz kann so aussehen:

  • Der Züchter lässt sich vom Käufer eine schriftliche Einwilligung geben
  • Diese wird zusammen mit der Wurfmeldung an den Zuchtverband übermittelt
  • Der Zuchtverband speichert die Daten in einer geschützten Datenbank
  • Die Daten werden nur für definierte Zwecke der Merkmalserfassung genutzt
  • Der Besitzer kann seine Einwilligung jederzeit widerrufen

Es ist eigentlich nicht zu erwarten, dass ein erheblicher Anteil der Welpenkäufer seine Einwilligung widerruft. Sollte das allerdings doch der Fall sein, dann müssen evtl. die rechtlichen Rahmenbedingungen angepasst werden.  

In vielen Ländern gibt es zusätzliche nationale Regelungen zum Datenschutz, die berücksichtigt werden müssen. Dies erschwert den internationalen Datenaustausch. Eine Harmonisierung der Regelungen wäre wünschenswert.

3.2 Organisation der Datenerfassung

Die systematische Erfassung von Merkmalen kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Für jede Erfassungsmethode sind spezifische organisatorische Strukturen erforderlich.

3.2.1 Besitzerbefragung durch Online-Fragebögen

Für die Befragung der Besitzer ist eine vollautomatische Softwarelösung optimal. Diese sollte zentral für alle Rassen entwickelt und betreut werden, um Kosten zu sparen und einheitliche Standards zu gewährleisten. Wichtige Funktionen sind:

  • Automatische Einladung der Besitzer zu definierten Zeitpunkten
  • Plausibilitätsprüfungen während der Eingabe
  • Direkte Verknüpfung mit der Zuchtbuchdatenbank
  • Automatische Erinnerungen bei fehlenden Antworten
  • Sofortige Rückmeldung an die Besitzer
  • Export der Daten für die Zuchtwertschätzung

3.2.2 Merkmalserfassung auf Ausstellungen

Die Rolle von Hundeausstellungen muss neu gedacht werden. Statt der bloßen Platzierung der Hunde sollte eine systematische Phänotypisierung für viele Merkmale erfolgen. Dies erfordert:

  • Standardisierte Erfassungsbögen für alle relevanten Merkmale
  • Geschulte Richter für die verschiedenen Merkmalskomplexe
  • Ausreichend Zeit für die Beurteilung jedes Hundes
  • Direkte elektronische Erfassung der Beurteilungen

Dies führt zwar zu höheren Kosten pro Ausstellungsbesuch, dafür genügen wenige Beurteilungen oder auch nur eine einzige Beurteilung im Leben eines Hundes. Die gewonnenen Daten sind durch die standardisierte Erfassung deutlich wertvoller für die Zuchtarbeit.

3.2.3 Erfassung beim Tierarzt

Gesundheitsdaten können systematisch bei Tierarztbesuchen erfasst werden. Voraussetzungen sind:

  • Standardisierte Diagnosen und Befundbögen
  • Elektronische Erfassungssysteme in den Praxen
  • Sichere Übermittlung an die zentrale Datenbank
  • Regelmäßige Schulungen der beteiligten Tierärzte

3.2.5 Zentrale Datenbank

Alle erfassten Daten müssen in einer zentralen Datenbank zusammengeführt werden. Diese muss den Anforderungen an Datensicherheit und Datenschutz genügen. Wichtige Aspekte sind:

  • Eindeutige Identifikation aller Hunde
  • Verknüpfung mit Abstammungsdaten
  • Verschiedene Zugriffsebenen je nach Nutzergruppe
  • Regelmäßige Backups
  • Dokumentation aller Änderungen

4. Zusammenfassung und Ausblick

4.1 Zusammenfassung

Eine systematische Erfassung von Merkmalen ist die Grundvoraussetzung für züchterischen Fortschritt. Die traditionellen Methoden der Merkmalserfassung in der Hundezucht – die Beurteilung durch den einzelnen Züchter und die Selektion nach Ausstellungserfolgen – werden den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht. Moderne Zuchtprogramme erfordern eine systematische Erfassung aller relevanten Merkmale in der breiten Population.

Die größte Herausforderung liegt dabei in der praktischen Umsetzung. Die Hunde leben verstreut bei ihren Besitzern, was eine standardisierte Erfassung erschwert. Neue technische Möglichkeiten, insbesondere Online-Befragungssysteme, bieten hier vielversprechende Lösungsansätze. Allerdings müssen dabei die datenschutzrechtlichen Anforderungen berücksichtigt werden. Die Entwicklung einer zentralen Software für alle Rassen, die sowohl die Erfassung als auch die Auswertung der Daten unterstützt, erscheint hier als effizientester Weg.

Auch die Rolle der Hundeausstellungen muss neu gedacht werden. Statt der bloßen Platzierung der Hunde sollte eine systematische Phänotypisierung erfolgen. Dies erfordert zwar einen höheren Aufwand pro Ausstellung, dafür genügen wenige Beurteilungen im Leben eines Hundes. Die standardisierte Erfassung liefert deutlich wertvollere Daten für die Zuchtarbeit.

Gesundheitsdaten sollten zentral erfasst und ausgewertet werden. Das bewährte System der zentralen Auswertung von Röntgenbildern sollte auf weitere wichtige Erkrankungen ausgeweitet werden. Die Zusammenarbeit mit praktizierenden Tierärzten ist dabei essentiell.

Für Verhaltensmerkmale ist eine Kombination verschiedener Erfassungsmethoden sinnvoll. Standardisierte Tests liefern objektive Daten, während Besitzerbefragungen Informationen über das Alltagsverhalten beisteuern. Die Validierung der verschiedenen Erfassungsmethoden sollte dabei wissenschaftlich begleitet werden.

Der Aufbau entsprechender Strukturen zur Datenerhebung erfordert zwar zunächst Investitionen, diese werden sich aber durch bessere Zuchtentscheidungen, moderate laufende Kosten und eine positive Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit mehr als amortisieren.

Die Umstellung auf moderne Erfassungsmethoden sollte schrittweise erfolgen. Mit gut etablierten Merkmalen zu beginnen und das System sukzessive auszuweiten, erlaubt es allen Beteiligten, Erfahrungen zu sammeln. Entscheidend für den Erfolg ist die Einbindung aller Beteiligten – Züchter, Tierärzte und Besitzer müssen den Nutzen der systematischen Merkmalserfassung erkennen und aktiv unterstützen.

4.2 Ausblick

Die Zukunft der Merkmalserfassung wird durch neue technologische Möglichkeiten geprägt sein. Aktivitätstracker können kontinuierlich Bewegungsmuster und Vitalparameter erfassen. Videoanalyse-Systeme mit künstlicher Intelligenz ermöglichen eine objektive Bewertung von Gangwerk und Körperhaltung. Diese Technologien werden die traditionellen Erfassungsmethoden vielleicht nicht ersetzen, aber sinnvoll ergänzen. Die Hundezucht steht somit auch vor einem technologischen Wandel, der neue Möglichkeiten für die systematische Merkmalserfassung eröffnet.

Auch die internationale Zusammenarbeit wird zunehmend wichtiger werden. Größere Datenmengen ermöglichen genauere Zuchtwerte, gemeinsame Standards erleichtern den Austausch von Zuchttieren.

Entscheidend für den Erfolg wird sein, dass alle Beteiligten – Züchter, Tierärzte und Besitzer – den Nutzen der systematischen Merkmalserfassung erkennen und aktiv unterstützen. Nur so kann das Ziel erreicht werden: Eine auf soliden Daten basierende Zuchtarbeit zum Wohle unserer Hunde.

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