Die Welpenaufzucht in der Sozialisierungsphase
4. bis 12. Lebenswoche

In nur acht Wochen vollzieht sich eine beeindruckende Transformation: Die Welpen entdecken die Welt, lernen festes Futter zu fressen und entwickeln ihre Persönlichkeit. Als Züchter sind Sie jetzt Ernährungsmanager, Sozialisierungscoach und Gesundheitswächter zugleich. Lernen Sie, wie Sie die Futterumstellung managen und durch dosierte Reize und systematische Prägung gut sozialisierte Hunde formen.
Einleitung
Mit dem Beginn der vierten Lebenswoche betreten Sie die prägendste und zugleich arbeitsintensivste Phase der Welpenaufzucht. Ihre Rolle als Züchter wandelt sich nun grundlegend: Aus dem Beobachter, der in den ersten drei Wochen primär für Wärme, Nahrung und Hygiene gesorgt hat, wird der aktive Gestalter der Welpenpersönlichkeit. Neben der genetischen Ausstattung der Welpen entscheiden die kommenden acht Wochen maßgeblich darüber, ob aus Ihren Welpen selbstsichere, umweltsichere und sozial kompetente Hunde werden, die souverän und angstfrei in unserer menschlichen Welt bestehen können.
Das Leitprinzip für diese entscheidende Zeit lautet: Qualität vor Quantität. Es geht nicht darum, die Welpen einer Flut von Reizen auszusetzen, sondern ihnen dosierte, gut durchdachte und positiv gestaltete Erfahrungen zu ermöglichen. Jede neue Erfahrung sollte so aufgebaut sein, dass der Welpe sie aus eigener Kraft bewältigen kann und danach ausreichend Zeit zur Ruhe und Verarbeitung hat. Nur so verankern sich neue Eindrücke als positive Lernerfahrungen und bauen jenes stabile Fundament, das einen Hund sein Leben lang trägt.
Nach der Lektüre dieses Kapitels werden Sie in der Lage sein:
- Die neurobiologischen Grundlagen der sensiblen Phase zu verstehen und daraus die optimale Intensität und Dosierung von Sozialisierungsmaßnahmen abzuleiten.
- Einen strukturierten Plan zur Sozialisierung zu erstellen, der Überforderung vermeidet und nachhaltiges Lernen bei den Welpen ermöglicht.
- Das Ernährungsmanagement vom ersten Zufüttern bis zur selbstständigen Futteraufnahme sicher zu beherrschen und dabei die Mutterhündin optimal zu begleiten.
- Wichtige soziale Kompetenzen wie Beißhemmung, Frustrationstoleranz und die Grundlagen der Stubenreinheit gezielt zu fördern.
- Die Gesundheitsvorsorge mit Impfungen, Entwurmungen und Parasitenmanagement lückenlos und zum richtigen Zeitpunkt durchzuführen.
- Standardisierte Welpentests durchzuführen und die Ergebnisse für eine optimale Welpenvermittlung zu nutzen.
- Eine professionelle Dokumentation zu führen, die Ihre Zuchtqualität transparent macht und zukünftige Entscheidungen erleichtert.
Die Verhaltensontogenese
Um die richtigen Entscheidungen für Ihre Welpen treffen zu können, müssen Sie verstehen, was in den kleinen Köpfen vor sich geht. Die Verhaltensentwicklung (Ontogenese) folgt einem genetisch festgelegten Programm, das jedoch entscheidend durch Umwelterfahrungen geformt wird. Man kann es sich wie ein Fenster vorstellen, das sich ab der dritten Woche weit öffnet und sich ab dem dritten Monat langsam wieder schließt: Was in dieser Zeit als normal und ungefährlich abgespeichert wird, prägt das Verhalten ein Leben lang.
Zwischen der dritten und etwa vierzehnten Lebenswoche durchläuft das Welpengehirn eine Phase maximaler Plastizität – die sensible Phase. In dieser Zeit bilden sich neuronale Verknüpfungen mit außergewöhnlicher Geschwindigkeit. Der Grund dafür liegt in der noch unvollständigen Myelinisierung der Nervenbahnen. Myelin ist eine Art Isolierschicht, die eine schnelle Reizweiterleitung ermöglicht. Solange diese Schicht unfertig ist, können sich neue Verbindungen leichter bilden. Gleichzeitig ist die Produktion von Stresshormonen noch gedämpft, was erklärt, warum junge Welpen zunächst so furchtlos auf neue Situationen zugehen. Alles, was ein Welpe in dieser Phase positiv oder neutral kennenlernt, wird als Teil seiner normalen Welt gespeichert.
Die Entwicklung im Wochenverlauf
- Woche 4–5: Das Erwachen der Neugier In dieser Zeit werden die Welpen zu kleinen Entdeckern. Ihre Sinne sind voll entwickelt und die Koordination verbessert sich täglich. Sie beginnen, den sicheren Nestbereich zu erkunden und kehren bei der kleinsten Verunsicherung sofort zurück. Ihre Aufgabe ist es, diesen Erkundungsdrang zu fördern, indem Sie einen überschaubaren Auslauf mit klaren Rückzugsmöglichkeiten gestalten. Auch das Sozialspiel mit den Geschwistern nimmt rasant zu und ist essenziell für das Erlernen der innerartlichen Kommunikation.
- Woche 6–8: Die goldene Zeit der Sozialisierung Dies ist das Herzstück der Sozialisierungsphase. Die Welpen sind jetzt maximal neugierig und noch weitgehend angstfrei – eine Kombination, die sich nie wieder so einstellen wird. Erfahrungen in diesem Zeitfenster werden besonders tief im Gedächtnis verankert. Die Bindungsfähigkeit zum Menschen erreicht ihren Höhepunkt. Welpen, die jetzt regelmäßigen, positiven Kontakt zu verschiedenen Menschen haben, zeigen später eine höhere Sozialverträglichkeit. Gleichzeitig lernen sie im Spiel mit den Geschwistern die wichtigste Lektion überhaupt: die Beißhemmung.
- Woche 8–10: Die Vorsicht erwacht Gegen Ende des zweiten Lebensmonats tritt eine bemerkenswerte Veränderung ein: Die Welpen werden vorsichtiger. Diese Entwicklung ist evolutionär sinnvoll, da sie in der Natur nun lernen müssten, Gefahren zu erkennen. Für Ihre Arbeit bedeutet dies, dass Sie neue Reize nun besonders sensibel einführen müssen.
- Woche 9–12: Festigung und Transfer In den letzten Wochen beim Züchter festigen sich die erlernten Verhaltensmuster. Die Welpen sind nun in der Lage, Gelerntes auf neue Situationen zu übertragen – Wissenschaftler nennen dies Generalisierung. Ein Welpe, der gelernt hat, dass Menschen mit Hüten ungefährlich sind, wird diese Erfahrung auch auf Menschen mit anderen Kopfbedeckungen übertragen können.
Die Mutterhündin als Katalysator
Mit fortschreitender Entwicklung der Welpen, etwa ab der fünften Lebenswoche, beginnt die Hündin instinktiv, den Prozess des Absetzens einzuleiten. Ihr Verhalten ist der Motor, der die gesamte Umstellung antreibt. Sie beginnt, den Zugang zur Milchbar aktiv zu limitieren, indem sie die Säugezeiten verkürzt, während des Säugens aufsteht und weggeht oder sich an für die Welpen unerreichbare Orte zurückzieht. Dieses Verhalten löst eine Kaskade von Ereignissen aus:
- Reduzierte Nachfrage als Signal: Durch das aktive Einschränken des Saugens durch die Hündin sinkt der Reiz an den Milchdrüsen. Dies ist das direkte physiologische Signal für ihren Körper, die Milchproduktion hormonell herunterzufahren. Die Milchmenge passt sich der nun künstlich verringerten Nachfrage an.
- Steigender Bedarf an Alternativen: Da die Welpen bei der Mutter weniger Milch erhalten, steigt ihr Hunger und damit ihr Interesse am zugefütterten festen Futter ganz natürlich an.
- Erzieherische Maßnahmen: Gleichzeitig beginnt die Hündin, ihre Welpen intensiver zu erziehen. Aufdringliches Verhalten an der Milchbar wird nun oft mit einem Knurren oder einem kontrollierten Schnappen in die Luft korrigiert. Dies ist eine essenzielle Lektion in innerartlicher Kommunikation und Respekt.
Ihre Aufgabe als Züchter ist es, diesen von der Hündin gesteuerten Prozess zu verstehen und zu unterstützen.
Wurfraum und Welpenauslauf
Die räumliche Umgebung muss sich parallel zur Entwicklung der Welpen verändern. Ein zu früh zu großer Raum überfordert, ein zu lange zu kleiner Raum bremst die Entwicklung. Die schrittweise Erweiterung des Lebensraums ist der Schlüssel, um Sicherheit zu geben und gleichzeitig den Erkundungsdrang zu fördern.
Die schrittweise Erweiterung Ab der vierten Woche, wenn die Welpen mobiler werden, ist es Zeit für die erste Erweiterung. Richten Sie einen kleinen, an die Wurfkiste angrenzenden Auslauf ein, etwa von der doppelten Größe Ihrer Wurfkiste. So bleibt die vertraute Basis immer erreichbar. Erweitern Sie den verfügbaren Raum wöchentlich, angepasst an die zunehmende Aktivität und Sicherheit der Welpen. Ab Woche 7-8 darf es gerne der ganze Raum sein. Wenn die Welpen den vorhandenen Platz souverän nutzen und die Grenzen erkunden, sind sie bereit für mehr.
Die funktionale Strukturierung Ein gut strukturierter Auslauf nutzt die natürliche Neigung der Welpen, verschiedene Bereiche für unterschiedliche Aktivitäten zu nutzen. Dies gibt ihnen Orientierung und ist die wichtigste Grundlage für die Sauberkeitserziehung.
- Schlaf- & Ruhezone: In der Nähe der Tür, jedoch nicht unmittelbar angrenzend, warm und gemütlich mit Decken oder Vetbeds ausgelegt. Höhlenartige Verstecke (z.B. kleine Hundehütten) werden gerne angenommen.
- Aktivitäts-, Spiel- und Fresszone: Der größte Bereich. Verschiedene Untergründe, kleine Podeste und wechselndes Spielzeug fördern die motorische und geistige Entwicklung.
- Lösezone (Toilette): Eine flache Wanne, möglichst weit vom Schlafbereich und der Tür entfernt und mit einem klar unterscheidbaren, saugfähigen Untergrund.
Der Rückzugsort für die Hündin Ab der fünften Woche ist es unerlässlich, der Mutterhündin die Kontrolle über den Kontakt zu ihren Welpen zu geben. Dies unterstützt den natürlichen Absetzprozess und verhindert Stress bei der Hündin. Die einfachste Lösung ist eine erhöhte Liegefläche, die für die Welpen unerreichbar ist, aber der Hündin den Überblick ermöglicht. Eine Hündin, die sich nach eigenem Ermessen zurückziehen kann, ist eine entspanntere und geduldigere Mutter.
Die Ernährung der Welpen
Die Umstellung von der reinen Milchernährung auf feste Nahrung ist ein entscheidender Entwicklungsschritt, der weit über die bloße Nahrungsaufnahme hinausgeht. Ein sorgfältig gesteuerter Prozess, den Fachleute als Beikosteinführung bezeichnen, entlastet nicht nur die Mutterhündin, sondern ist entscheidend für eine gesunde Verdauung, ein stabiles Wachstum und die Prägung eines robusten Immunsystems.
Besonderheiten des Verdauungstrakts
Der Verdauungstrakt neugeborener Welpen ist perfekt auf Muttermilch ausgelegt. Die Enzyme zur Spaltung von Milchzucker (Laktase) sind in hoher Konzentration vorhanden. Ab der dritten Lebenswoche beginnt eine bemerkenswerte Umstellung: Die Laktaseproduktion nimmt ab, während der Körper die Produktion von Enzymen für die Verdauung von Stärke (Amylase) und komplexen Proteinen (Proteasen) hochfährt. Ein zu abrupter Übergang würde dieses empfindliche System überfordern und zu Durchfall oder Blähungen führen. Gleichzeitig führt die Einführung fester Nahrung zu einer Diversifizierung des Mikrobioms im Darm, was für ein starkes Immunsystem und eine robuste Verdauung essenziell ist.
Der praktische Ablauf der Futterumstellung
- Woche 4: Der erste Brei Mit Beginn der vierten Woche, wenn die Milchzähne durchbrechen, sind die meisten Welpen bereit für ihre erste feste Mahlzeit. Beginnen Sie mit ein bis zwei kleinen Mahlzeiten pro Tag. Der erste Brei sollte die Konsistenz einer dicken Suppe haben und aus hochwertigem Welpenfutter bestehen, das mit warmem Wasser oder speziellem Welpenmilchersatz angerührt wird. Servieren Sie den Brei handwarm (ca. 37 °C) in flachen, schweren Schüsseln. Die ersten Mahlzeiten sind mehr Erkundung als Nahrungsaufnahme; es ist völlig normal, dass die Welpen im Futter stehen und mehr auf dem Fell als im Magen landet.
- Woche 5–6: Die Konsistenz wird fester Erhöhen Sie die Anzahl der Mahlzeiten auf vier pro Tag. Die Konsistenz des Futters kann nun schrittweise fester gestaltet werden, indem Sie weniger Flüssigkeit zugeben. Die Kroketten sollten noch aufquellen, aber ihre Form behalten, um die Welpen zum Kauen anzuregen und die Kiefermuskulatur zu fördern. Richten Sie mehrere Futterstellen mit Abstand ein, um Futterneid zu reduzieren.
- Woche 7–8: Der Übergang zu festem Futter Die meisten Welpen können nun eingeweichtes bis leicht angefeuchtetes Trockenfutter fressen. Die endgültige Entwöhnung von der Muttermilch findet meist in dieser Zeit statt, oft gesteuert durch die Hündin selbst, die die Milchproduktion einstellt. Stellen Sie sicher, dass immer frisches Wasser zur Verfügung steht.
- Woche 9–12: Selbstständige Futteraufnahme Bis zur Abgabe sollten die Welpen in der Lage sein, trockenes oder nur minimal angefeuchtetes Welpenfutter selbstständig zu fressen. Die Fütterungsfrequenz reduziert sich auf drei Mahlzeiten täglich. Gewöhnen Sie die Welpen daran, auch in unterschiedlichen, ruhigen Umgebungen (z.B. in einem anderen Raum) zu fressen, um die Flexibilität für den Umzug ins neue Zuhause zu fördern.
Futtermenge und Energiebedarf
Die richtige Futtermenge für einen Wurf zu bestimmen, ist eine Kunst für sich. Während die Beurteilung der Körperkondition immer die wichtigste Methode bleibt, möchten manche Züchter einen genaueren rechnerischen Ausgangspunkt als die allgemeinen Herstellerangaben. Die folgende wissenschaftliche Methode hilft dabei.
Der tägliche Energiebedarf eines Welpen setzt sich aus zwei Teilen zusammen: dem Grundumsatz (Energie für lebenserhaltende Funktionen) und einem zusätzlichen Bedarf für Wachstum und Aktivität. Die Formel zur Schätzung des Gesamtenergiebedarfs lautet:
\[Täglicher\> Energiebedarf\> (in \> kcal) = k \cdot 70 \cdot (Körpergewicht\> in \>kg)^{0.75}\]
Lassen Sie uns diese Formel aufschlüsseln:
- (Körpergewicht in kg)^0,75: Dies ist der mathematische Weg, das „metabolische Gewicht“ zu berechnen. Man kann nicht einfach das Körpergewicht nehmen, da ein 10-kg-Hund nicht exakt doppelt so viel Energie wie ein 5-kg-Hund im Grundumsatz verbraucht. Für die Praxis nutzen Sie einfach einen Taschenrechner mit einer x^y-Funktion.
- 70: Dies ist ein konstanter Faktor, der aus Studien zum Stoffwechsel von Säugetieren abgeleitet wurde.
- $k$: Dies ist ein Faktor, der den enormen zusätzlichen Energiebedarf von Welpen für Wachstum und Aktivität berücksichtigt.
- In Woche 4 bis 8 ist der Wachstumsbedarf am höchsten, daher ist $k = 3.0$.
- In Woche 9 bis 12 verlangsamt sich das prozentuale Wachstum leicht, daher sinkt der Faktor auf $k = 2.5$.
Da die Welpen anfangs noch einen Großteil ihrer Energie aus der Muttermilch beziehen, müssen Sie berechnen, wie viel Energie die zugefütterte Nahrung liefern soll. Der Anteil der festen Nahrung an der Deckung des Gesamtbedarfs steigt dabei kontinuierlich an. Er beträgt etwa 25% in Woche 4 und steigt jede Woche um weitere 25 Prozentpunkte, bis er 100% in Woche 7 erreicht. Dieser Anteil hängt allerdings stark von der Milchleistung Ihrer Hündin ab. Die Energie, die die feste Nahrung dem Welpen liefern muss, berechnet sich also wie folgt:
\[Energiebedarf \> aus \> Festfutter = Täglicher \> Energiebedarf \cdot Anteil \> aus \> fester \> Nahrung\]
Beispiel: Nehmen wir als Beispiel einen 2 kg schweren Welpen in Woche 5. In Woche 5 ist $k = 3.0$, also:
\[Gesamtenergiebedarf = 3.0 \cdot 70 \cdot 2^{0.75} = 354 \> kcal \> pro \> Tag.\]
In Woche 5 müsste das Festfutter 50 % des Bedarfs decken. Daher beträgt der Energiebedarf des Welpen aus dem Festfutter $354 \cdot 0.5 = 177$ kcal pro Tag. Sie müssten nun auf Ihrer Futterverpackung nachsehen, wie viele Kalorien pro 100 g enthalten sind, um die tägliche Futtermenge in Gramm zu ermitteln.
Wichtiger als das genaue Ergebnis Ihrer Berechnung ist jedoch die wöchentliche Gewichtskontrolle und die Beurteilung der Körperkondition. Diese Formeln geben Ihnen einen guten Startpunkt, aber die finale Anpassung erfolgt immer durch Beobachtung. Die Rippen sollten gut fühlbar, aber nicht sichtbar sein, und von oben betrachtet sollte eine deutliche Taille erkennbar sein.
Häufige Komplikationen bei der Futterumstellung
Sollte ein Welpe festes Futter verweigern, überprüfen Sie die Umgebung auf Stressfaktoren und erhöhen Sie die Attraktivität des Futters durch Zugabe von etwas Ziegenmilch oder Hüttenkäse. Weicher Kot kann in der Umstellung vorkommen und kann mit dem rezeptfreien Medikament Tannacomp oder alternativ Perenterol behandelt werden. Die Dosierung gemäß tierärztlicher Anweisung oder gemäß dem Rat erfahrener Züchter richtet sich nach der Größe der Welpen. Anhaltender Durchfall erfordert stets eine tierärztliche Abklärung (z.B. auf Giardien).
Die Sozialisation der Welpen
Dies ist das Herzstück Ihrer züchterischen Arbeit in dieser Phase. Es geht darum, den Welpen kontrolliert und dosiert positive Erfahrungen mit ihrer zukünftigen Lebenswelt zu ermöglichen. Das Ziel ist nicht, die Welpen mit Reizen zu überfluten, sondern ihnen zu ermöglichen, durch sicheres Entdecken positive und bewältigbare Erfahrungen zu sammeln.
Jede positive Erfahrung stärkt neuronale Verbindungen im Gehirn, die mit Bewältigung und Selbstwirksamkeit verknüpft sind. Der Welpe lernt, dass neue Situationen gemeistert werden können und auf Anspannung Entspannung folgt. Diese frühe „Stressimpfung“ in kontrollierten Dosen macht ihn resilient für spätere Herausforderungen. Eine Reizüberflutung hingegen führt zu Stress und Meideverhalten und kann das Gegenteil bewirken.
Prägung auf den Menschen
Die Sozialisation auf den Menschen erfordert weit mehr als bloße Anwesenheit. Es geht darum, den Welpen zu vermitteln, dass Menschen in all ihrer Vielfalt sicher, vorhersehbar und eine Quelle positiver Erfahrungen sind. Der Grundstein für eine vertrauensvolle Mensch-Hund-Beziehung wird jetzt gelegt, und die Qualität der Kontakte ist entscheidend.
Woche 4-5: Erste Kontakte
In dieser Phase erwacht die Neugier. Ihre Aufgabe ist es, für absolut sichere und positive erste Begegnungen zu sorgen.
- Wer: Beschränken Sie den Kontakt auf wenige, ruhige und Ihnen vertraute Personen, hauptsächlich Familienmitglieder. Hektische Besuche oder große Gruppen sind jetzt tabu.
- Wie: Der Besucher sollte sich ruhig auf den Boden setzen und die Welpen von sich aus die Initiative ergreifen lassen. Direktes Anstarren, lautes Sprechen oder schnelles Greifen nach den Welpen sind zu vermeiden. Lassen Sie die Welpen das Tempo bestimmen. Sanftes Kraulen an der Brust oder an der Seite, wenn ein Welpe von selbst kommt, ist ideal.
- Handling-Übungen: Beginnen Sie mit täglichen, nur sekundenkurzen Berührungen. Heben Sie eine Pfote an, schauen Sie kurz in ein Ohr, streichen Sie über die Lefzen. Verknüpfen Sie dies immer mit etwas Angenehmem, wie Ihrer ruhigen Stimme oder dem direkten Säugen bei der Mutter danach. Ziel ist die Verknüpfung: Menschliche Berührung ist normal und ungefährlich.
Woche 6-8: Die Vielfalt der Menschen entdecken
Dies ist die goldene Zeit, um das Spektrum der Erfahrungen gezielt zu erweitern. Die Welpen sind jetzt maximal neugierig und noch weitgehend angstfrei.
- Verschiedene Personen: Laden Sie nun systematisch unterschiedliche Menschen ein. Achten Sie auf eine gute Mischung: Männer und Frauen, verschiedene Altersgruppen, Menschen mit hoher und tieferer Stimme.
- Besondere Besuchergruppen anleiten:
- Kinder: Kinder sollten sich ruhig auf den Boden setzen. Sie dürfen Welpen streicheln, die von selbst kommen, aber nicht hinter ihnen herlaufen oder sie hochheben. Eine kurze, gut beaufsichtigte Interaktion ist wertvoller als eine lange, unkontrollierte Spielstunde.
- Ältere Menschen: Besucher mit Gehhilfen wie Stock oder Rollator sollten diese zunächst ruhig abstellen, damit die Welpen die Objekte neugierig und ohne Furcht untersuchen können, bevor sie in Bewegung kommen.
- Unterschiedliche Erscheinungsbilder: Nutzen Sie die Neugier der Welpen für ein „Verkleidungsspiel“. Eine vertraute Person setzt nacheinander verschiedene Accessoires auf: einen Hut, eine Sonnenbrille, eine Kapuze, einen falschen Bart. Jede Veränderung wird mit einer ruhigen, freundlichen Ansprache und eventuell einem winzigen Leckerli begleitet. So lernen die Welpen, dass sich verändernde menschliche Silhouetten keine Bedrohung darstellen.
Woche 9-12: Festigung und Vorbereitung auf den Alltag
Die Welpen können Gelerntes nun besser verallgemeinern. Die Erfahrungen sollten jetzt alltagsnäher werden, um den Übergang in die neue Familie vorzubereiten.
- Alltagssituationen: Lassen Sie die Welpen erleben, wie Sie normale Tätigkeiten verrichten (z.B. Post aus dem Briefkasten holen, Schuhe anziehen).
- Fortgeschrittenes Handling: Die täglichen Handling-Übungen werden nun leicht ausgebaut. Der Welpe wird kurz auf den Arm genommen, auf einen Tisch gestellt (immer gesichert!) und überall berührt. Dies bereitet ihn auf spätere Tierarztbesuche vor.
Gewöhnung an Umweltreize
Parallel zur Prägung auf den Menschen müssen die Welpen lernen, dass die vielfältigen Reize unserer Umwelt zur normalen Kulisse gehören und keine Reaktion erfordern. Dieser Prozess, die Habituation, folgt einem klaren Prinzip: Beginnen Sie mit geringer Intensität und steigern Sie diese allmählich, immer unterhalb der Schwelle, die Stress oder Angst auslöst.
Woche 4-6: Die sichere Basis erweitern
Der Fokus liegt auf der Erkundung des Welpenauslaufs und der direkten Umgebung.
- Taktile Reize: Gestalten Sie den Auslauf abwechslungsreich. Bieten Sie verschiedene Untergründe an, die die Welpen frei wählen können: eine Gummimatte, einen Teppichrest, ein flaches Tablett mit Sand oder Laub, eine knisternde Plane. Ein kleines Wackelbrett fördert Koordination und Selbstvertrauen.
- Akustische Reize: Beginnen Sie mit normalen Haushaltsgeräuschen in einiger Entfernung (Staubsauger im Nebenraum, Radio auf normaler Lautstärke, Küchenmaschine). Es geht darum, eine „normale“ Geräuschkulisse zu etablieren.
- Optische Reize: Platzieren Sie täglich einen neuen, ungefährlichen Gegenstand am Rand des Auslaufs (Gießkanne, Karton, Kinderspielzeug), den die Welpen in ihrem eigenen Tempo erkunden können.
Woche 7-9: Kontrollierte neue Welten
Die Welpen sind nun bereit für gezieltere und komplexere Reize. Die erhöhte Vorsicht der Welpen um die 8. Woche erfordert hierbei besonderes Fingerspitzengefühl.
- Akustische Reize (gezielt): Nutzen Sie Geräusch-CDs oder Videos (Gewitter, Verkehr, Feuerwerk). Spielen Sie diese zunächst kaum hörbar ab, während die Welpen fressen oder spielen – positive Aktivitäten überlagern mögliche Unsicherheit. Steigern Sie die Lautstärke über mehrere Tage nur langsam, sodass die Welpen kurz aufmerken, aber nicht gestresst reagieren.
- Optische Reize (bewegt): Führen Sie bewegte Objekte langsam und kontrolliert ein. Ein aufgespannter Regenschirm wird erst hingelegt, bevor er bewegt wird. Ein Kinderroller wird langsam vorbeigeschoben. Flatternde Wäsche an der Leine ist ebenfalls eine exzellente Erfahrung.
- Erste Ausflüge: Kurze, positive Ausflüge in den Garten sind ab Woche 6-7 essenziell. Lassen Sie die Welpen verschiedene Naturböden wie Gras, Erde oder Steinplatten erkunden. Die erste kurze Autofahrt in einer sicheren Box sollte zu einem schönen Ergebnis führen (z.B. 5 Minuten Fahrt zu einer Wiese zum Schnüffeln) und nicht direkt zum Tierarzt. Bringen Sie den Welpen bei an der Leine zu laufen und lassen Sie die Welpen in Woche 8 den Bereich um Ihr Grundstück herum erkunden. Ab Woche 9 unternehmen Sie kurze Ausflüge (ca. 10 Min) zu Pferdeweiden und stärker befahrenen Straßen. Setzen Sie sich dort für ein paar Minuten in angemessenem Abstand hin, streicheln Sie die Welpen und lassen Sie sie die Pferde oder Autos begutachten. Der Abstand sollte so gewählt werden, dass die Welpen aufmerksam die neuen Objekte begutachten, aber keine Angst haben. Bis nach der 2. Impfung mit 12 Wochen sollten Sie jedoch Hundewiesen und stehende Gewässer meiden und auf geimpfte, gesunde Sozialpartner achten.
Woche 10-12: Generalisierung und Alltagstauglichkeit
In den letzten Wochen beim Züchter geht es darum, die gemachten Erfahrungen zu festigen und auf neue Situationen zu übertragen.
- Olfaktorische Reize (Gerüche): Bringen Sie gezielt neue Gerüche in den Auslauf. Ein getragenes T-Shirt eines Fremden, verschiedene Kräuter (z.B. Lavendel in einem Tuch) oder das (parasitenfreie) Fell anderer Tiere.
- Enrichment und Problemlösung: Fordern Sie die kognitiven Fähigkeiten der Welpen. Verstecken Sie Futter in einem Schnüffelteppich, in Papprollen oder einfachen Intelligenzspielzeugen. Das eigenständige Lösen von kleinen Problemen schafft selbstbewusste Hunde.
- Verschiedene Orte: Machen Sie, wenn möglich, weitere kurze und positive Ausflüge an verschiedene, sichere Orte (z.B. ein kurzer Besuch im Büro, wenn dies erlaubt und ruhig ist, oder ein Ausflug auf einen ruhigen Feldweg). Ziel ist nicht, die ganze Welt zu zeigen, sondern die Lektion zu verankern: „Veränderungen gehören zum Leben und können gemeistert werden.“
Förderung der Beißhemmung
Die Fähigkeit, die Intensität des eigenen Bisses zu kontrollieren, ist nicht angeboren, sondern muss in diesem sensiblen Zeitfenster erlernt werden. Fehlt diese Erfahrung, kann der Hund später nicht einschätzen, wie fest er zubeißen darf. Der Lernprozess ist effektiv:
- Der Mechanismus: Im Spiel ab der vierten Woche setzen die Welpen intensiv ihre spitzen Milchzähne ein. Beißt ein Welpe zu fest zu, quietscht der Spielpartner laut auf und bricht das Spiel sofort ab. Der Verursacher erschrickt, stoppt und lernt durch diese direkte Konsequenz: „Wenn ich zu fest beiße, hört der Spaß auf“. Diese Sequenz wiederholt sich dutzendfach täglich und führt zu einer immer feineren Kontrolle der Kiefermuskulatur.
- Die Rolle der Mutterhündin: Die Hündin unterstützt diesen Prozess mit perfekt abgestuften Reaktionen. Sie toleriert anfangs leichte Bisse, wird mit zunehmendem Zahndurchbruch aber empfindlicher und korrigiert zu grobes Verhalten mit einem Knurren, Wegdrehen oder einem kontrollierten Griff über die Schnauze des Welpen. Die Welpen lernen so nicht nur die Beißhemmung, sondern auch, Warnsignale zu lesen und zu respektieren.
Ab der sechsten Woche sollten Sie beginnen, diese Lektion auf den Menschen zu übertragen. Erlauben Sie den Welpen, an Ihren Händen zu knabbern. Sobald der Druck zu stark wird, geben Sie einen hohen, quietschenden Laut von sich („Aua!“) und ziehen die Hand kurz weg. Die meisten Welpen verstehen diese „Sprache“ sofort.
Frustrationstoleranz entwickeln
Die Fähigkeit, Bedürfnisse aufzuschieben und Impulse zu kontrollieren, ist die Grundlage für ein harmonisches Zusammenleben. Sie können diese Kompetenz durch gezielte, altersgerechte Übungen im Alltag fördern:
- Halten Sie den Futternapf für eine Sekunde außer Reichweite, bevor Sie ihn abstellen. Stellen Sie ihn erst ab, wenn alle vier Pfoten am Boden sind. Steigern Sie die Wartezeit über die Wochen graduell auf wenige Sekunden.
- Lassen Sie die Welpen kurz warten, bevor Sie die Tür zum Garten öffnen.
- Greifen Sie nicht sofort ein, wenn zwei Welpen dasselbe Spielzeug wollen. So lernen sie, dass nicht jeder Wunsch sofort erfüllt wird.
Stubenreinheit anbahnen
Obwohl die Stubenreinheit den Welpen erst im neuen Zuhause beigebracht wird, können Sie als Züchter Vorbereitungen treffen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, eine Umgebung zu schaffen, die den Welpen fast zwangsläufig zum richtigen Verhalten anleitet.
Welpen haben einen angeborenen Instinkt, ihren Schlafplatz nicht zu beschmutzen. Sobald sie mobil werden (ca. ab der 3. Woche), beginnen sie instinktiv, sich zum Lösen von ihrem Nest zu entfernen. Ihre Aufgabe ist es, diesen Instinkt durch eine kluge Raumgestaltung zu verstärken und in die gewünschten Bahnen zu lenken. Der Welpenauslauf sollte klar in zwei Zonen unterteilt sein, die sich in Distanz und Untergrund deutlich unterscheiden:
- Die Schlaf- und Spielzone: Dieser Bereich ist warm, gemütlich und mit Decken oder Vetbeds ausgelegt. Hier findet das Fressen und Ruhen statt. Er befindet sich typischerweise in der Nähe der Tür – dort wo sich die Welpen am liebsten aufhalten.
- Die Lösezone (Toilette): Dieser Bereich sollte so weit wie möglich vom Schlafbereich entfernt sein. Er muss einen völlig anderen Untergrund haben, der saugfähig ist. Bewährt haben sich hier flache Kisten mit Holzpellets oder Rindenmulch.
Durch diesen klaren Unterschied lernen die meisten Welpen von selbst, den weichen, warmen Schlafbereich sauber zu halten und für ihr Geschäft den kühleren, andersartigen Untergrund der Lösezone aufzusuchen.
Auch wenn Sie nicht immer dabei sein können, gibt es vorhersagbare Zeiten, in denen sich Welpen typischerweise lösen. Dies ist direkt nach dem gemeinsamen Aufwachen, nach intensiven, gemeinsamen Spielphasen, und in den 15 bis 30 Minuten nach den Hauptmahlzeiten. Wenn Sie einen Welpen dabei beobachten, dass er sich in der Schlaf- und Spielzone lösen will, bringen Sie ihn direkt zur Lösezone. Reagieren Sie auf das Verhalten der Welpen
- Erfolg: Wenn Sie zufällig beobachten, wie ein Welpe die Lösezone korrekt nutzt, loben Sie ihn ruhig und leise mit einem Wort wie „Fein“. Zu viel Aufregung würde ihn unterbrechen.
- Missgeschick: Passiert ein Malheur in der Schlaf- und Spielzone, wird es kommentarlos und gründlich beseitigt. Jede Form von Strafe wäre kontraproduktiv und könnte den Welpen verunsichern. Verwenden Sie zur Reinigung unbedingt einen enzymatischen Reiniger, da normale Haushaltsreiniger den Ammoniakgeruch für eine Hundenase nicht vollständig entfernen und den Welpen animieren, dieselbe Stelle erneut zu nutzen.
Gesundheitsvorsorge der Welpen
Eine lückenlose und professionell dokumentierte Gesundheitsvorsorge ist die unverzichtbare Basis für eine gesunde Verhaltensentwicklung und schafft Vertrauen bei Ihren Welpenkäufern.
Das Entwurmungsprotokoll
Praktisch alle Welpen infizieren sich in den ersten Lebenswochen über die Muttermilch mit Spulwürmern. Ein konsequentes Entwurmungsschema ist daher unerlässlich, um Nährstoffmangel und Darmschäden zu verhindern. Setzen Sie das in der 2. Lebenswoche begonnene Schema fort. Die Entwurmung erfolgt in der 4., 6., 8., 10. und 12. Lebenswoche. Wiegen Sie jeden Welpen am Tag der Entwurmung und dosieren Sie das Präparat exakt nach Gewicht. Eine Unterdosierung ist wirkungslos und fördert Resistenzen. Leichter Durchfall am Tag nach der Entwurmung kann normal sein, da abgetötete Würmer ausgeschieden werden.
Grundimmunisierung und erster Tierarztbesuch
Die Grundimmunisierung schützt die Welpen vor lebensbedrohlichen Krankheiten. Das Timing ist dabei entscheidend: In den ersten Lebenswochen sind die Welpen durch die Antikörper aus der Muttermilch der Hündin geschützt. Dieser Schutz baut sich jedoch von Woche zu Woche ab. Eine Impfung wiederum funktioniert, indem sie dem Immunsystem des Welpen einen harmlosen „Trainingspartner“ (den Impfstoff) präsentiert, damit es lernt, eigene, langlebige Antikörper zu produzieren. Hier entsteht das Dilemma: Sind zum Zeitpunkt der Impfung noch zu viele maternale Antikörper im Blut des Welpen, können diese den Impfstoff „abfangen“ und beseitigen, bevor das junge Immunsystem überhaupt die Chance bekommt, darauf zu reagieren. Die Impfung verpufft, weil der Trainingspartner nie im Trainingslager des Immunsystems ankommt. Die immunologische Lücke ist genau dieses kritische Zeitfenster: Der Schutz durch die mütterlichen Antikörper ist bereits zu schwach, um eine echte Infektion sicher abzuwehren, aber noch stark genug, um den Erfolg einer Impfung zu blockieren. Da der genaue Zeitpunkt, an dem die maternalen Antikörper unter die kritische Schwelle fallen, von Welpe zu Welpe variiert, hat sich ein Schema mit mehreren Impfungen bewährt. Es ist wie der Versuch, ein bewegliches Ziel zu treffen – mit mehreren Schüssen erhöht man die Trefferquote.
Wenn in der 8. Lebenswoche die erste Impfung beim Tierarzt ansteht, stehen mehrere wichtige Dinge an:
- Erstimpfung: Die Erstimpfung erfolgt üblicherweise in der 8. Lebenswoche gegen die wichtigsten Krankheiten (Staupe, Hepatitis, Parvovirose, oft auch Parainfluenza und Leptospirose – SHPPiL).
- Kennzeichnung: Die Kennzeichnung mittels Mikrochip ist gesetzlich vorgeschrieben und wird üblicherweise zusammen mit der Erstimpfung in der 8. Woche durchgeführt. Der reiskorngroße Transponder wird auf der linken Halsseite implantiert.
- EU-Heimtierausweis: Für jeden Welpen wird ein EU-Heimtierausweis ausgestellt und die Chipnummer wird im Heimtierausweis vermerkt.
Informieren Sie die zukünftigen Besitzer ausführlich über die Notwendigkeit der Wiederholungsimpfung in der 12. und 16. Woche, um den Impfschutz zuverlässig aufzubauen.
Die Wurfabnahme
Zwischen der siebten und zwölften Woche dient die Wurfabnahme durch einen Zuchtwart Ihres Zuchtverbandes der objektiven Beurteilung des Gesundheits- und Entwicklungszustandes des gesamten Wurfes. Das Protokoll dokumentiert den Zustand von Gebiss, Nabel, Hoden bei Rüden etc..
Die Ernährung der Mutterhündin
Parallel zur Reduzierung der Milchabgabe muss auch die Energiezufuhr der Hündin wieder an ihren Normalbedarf angepasst werden. Eine zu reichhaltige Fütterung würde die Milchproduktion unnötig lange aufrechterhalten und das Risiko eines Milchstaus erhöhen. Das Ziel ist eine schrittweise Reduktion, die die nachlassende Milchproduktion unterstützt, während die Hündin ausreichend Nährstoffe für ihre eigene Erholung erhält.
Die Formel zur Berechnung des Energiebedarfes einer säugenden Hündin, die Sie im Artikel über die ersten 3 Lebenswochen kennengelernt haben, ist auch weiterhin gültig. Beachten Sie jedoch, dass der Faktor $Anteil_{Hündin}$ jetzt nicht mehr eins ist, sondern bis zur 8. Lebenswoche auf 0 abfällt. Aus der Formel ergeben sich die folgenden groben Richtwerte:
- Woche 4–5: Sobald die Welpen beginnen, regelmäßig Brei zuzufüttern, reduzieren Sie die Tagesration der Hündin um etwa 25 Prozent gegenüber der Hochlaktation. Stellen Sie die Fütterung von „ad libitum“ (zur freien Verfügung) wieder auf portionierte Mahlzeiten um.
- Woche 6–7: Reduzieren Sie die Futtermenge weiter auf etwa 150 Prozent des normalen Erhaltungsbedarfs. Die Welpen decken nun einen Großteil ihres Bedarfs selbst, und die Milchproduktion der Hündin lässt deutlich nach.
- Ab Woche 8: Wenn die Welpen fast vollständig abgesetzt sind, kehrt die Hündin zu ihrer normalen Erhaltungsration zurück.
Eine Laktation ist ein Kraftakt, und viele Hündinnen verlieren dabei an Substanz. Beurteilen Sie den Ernährungszustand Ihrer Hündin objektiv anhand des Body Condition Scores (BCS). Bei idealer Kondition (BCS 5 von 9) sind die Rippen leicht tastbar, aber nicht sichtbar, und die Taille ist von oben deutlich zu erkennen. Ist die Hündin nach der Laktation sehr dünn, halten Sie die Futterration zunächst noch etwas höher (ca. 10-20% über dem Bedarf), bis sie ihr Idealgewicht wieder erreicht hat.
Stellen Sie in der 8. Woche wieder langsam auf das übliche Futtermittel um. Das Futter für laktierende Hündinnen ist nicht mehr nötig. Ein hochwertiges, proteinreiches Futter unterstützt den Wiederaufbau von Muskulatur und die Regeneration von Fell und Haut. Nach der Laktation kommt es häufig zu einem starken, hormonell bedingten Fellwechsel. Dies ist normal und kein Grund zur Besorgnis.
Gesundheitsvorsorge der Mutterhündin
Die kritischste Zeit für Gesäugeprobleme ist genau dieser Übergang, wenn die Milchproduktion noch hoch ist, die Abnahme durch die Welpen aber bereits unregelmäßiger wird. Ein Milchstau kann schnell zu einer schmerzhaften Gesäugeentzündung (Mastitis) führen.
Tasten Sie das Gesäuge der Hündin mindestens einmal täglich sorgfältig ab. Normale, sich zurückbildende Drüsen fühlen sich prall, aber elastisch an. Achten Sie auf harte, heiße oder schmerzhafte Stellen, Rötungen oder ungewöhnlichen Ausfluss. Fieber (über 39,5 °C), Apathie oder Fressunlust sind Alarmzeichen und erfordern umgehend einen Tierarztbesuch. Bei mäßigen Spannungszuständen ohne Entzündungszeichen können Sie einen Welpen anlegen – aber nur gerade so lange, bis der Druck nachlässt. Ein vollständiges Leeren würde die Produktion wieder anregen.
Qualitätssicherung und Dokumentation
Professionelle Zuchtarbeit zeichnet sich durch Transparenz und Nachvollziehbarkeit aus. Eine lückenlose Dokumentation ist nicht nur ein Nachweis Ihrer sorgfältigen Arbeit, sondern vor allem Ihr unverzichtbares Werkzeug zur eigenen Qualitätsentwicklung. Nur was Sie messen und aufzeichnen, können Sie auch auswerten und verbessern.
- Digitale Gewichtskurven und Wachstumsmonitoring Die täglichen Gewichtsaufzeichnungen, idealerweise in einer digitalen Tabelle als Kurve dargestellt, sind ein exzellenter Indikator für die gesundheitliche Entwicklung. Ein Plateau oder gar ein Gewichtsverlust springt sofort ins Auge und ermöglicht schnelles Handeln bevor andere Symptome sichtbar werden.
- Fotodokumentation der Entwicklung Systematische Fotografie dokumentiert die physische Entwicklung auf eine Weise, die Zahlen allein nicht können. Fotografieren Sie die Welpen wöchentlich. Ihre Welpenkäufer werden dies zu schätzen wissen.
- Die Sozialisierungs-Checkliste als Qualitätsnachweis Eine detaillierte Checkliste dokumentiert, welche Sozialisierungserfahrungen jeder Welpe gemacht hat. Erfassen Sie für jede Erfahrung das Datum und die Reaktion des Welpen (z.B. auf einer Skala von sehr positiv bis ängstlich). Dies dient Ihrer eigenen Kontrolle und ist hilfreich bei der Auswahl der Welpen, die Sie für die Zucht behalten wollen.
- Das Gesundheitstagebuch führen Führen Sie parallel ein Gesundheitstagebuch für den Wurf. Dokumentieren Sie jede Entwurmung (Datum, Präparat, Dosierung), jede Impfung, jeden Tierarztbesuch und jede sonstige Auffälligkeit.
Checkliste: Die Sozialisierungsphase
Woche 4
- Mit der Zufütterung der Welpen beginnen (1-2 Mahlzeiten täglich)
- Den Welpenauslauf freigeben und einen klar abgegrenzten Toilettenbereich etablieren.
- Die Entwurmung durchführen
- Mit täglichen, kurzen Handling-Übungen (Pfoten, Ohren, Maul ansehen) beginnen.
- Die systematische Fotodokumentation weiterführen
Woche 5-6
- Woche 5: Mit der Reduktion der Futterration der Hündin beginnen.
- Die Futterkonsistenz der Welpen graduell fester gestalten und die Anzahl der Mahlzeiten auf 3-4 pro Tag erhöhen
- Die Welpen an verschiedene Alltagsgeräusche im Haus gewöhnen
- Erste ruhige Besucher empfangen, dabei auf positive und kurze Interaktionen achten.
- Rückzugsmöglichkeit für die Hündin einrichten
- Woche 6: Erste kurze Ausflüge in den gesicherten Garten ermöglichen
- Woche 6: Die Entwurmung durchführen
- Woche 6: Zuchtbuchnummern für die Welpen anfordern
Woche 7-8
- Besuch für die Welpen empfangen
- Die Welpen an die Leine gewöhnen und Sie die Umgebung ihres Grundstücks erkunden lassen
- Erste kurze Autofahrten in einer sicheren Transportbox machen
- Die Fütterung der Hündin auf ihre normale Erhaltungsration umstellen
- Woche 8: Beim Tierarzt die Erstimpfung durchführen lassen, die Mikrochips setzen lassen und die EU-Heimtierausweise ausstellen lassen
- Woche 8: Die Entwurmung durchführen.
- Woche 8-12: Die Wurfabnahme durch den Zuchtwart durchführen lassen
Woche 9-12
- Woche 9: Damit beginnen, kurze Ausflüge zu Pferdeweiden und stärker befahrenen Straßen unternehmen. Weiterhin Besuch für die Welpen empfangen.
- Die Fütterungsfrequenz der Welpen auf 3 Mahlzeiten pro Tag reduzieren
- Woche 10: Die Entwurmung durchführen
- Woche 12: Die Entwurmung durchführen
- Bei Abgabe: Die Abgabe der Welpen wird in einem separaten Artikel behandelt
Fazit
Die Sozialisierungsphase von der vierten bis zur zwölften Lebenswoche ist die prägendste und arbeitsintensivste Zeit in der Welpenaufzucht. In diesen entscheidenden Wochen legen Sie als Züchter das Fundament für das gesamte spätere Leben Ihrer Welpen. Die Weichen, die Sie hier stellen, bestimmen maßgeblich, ob aus ihnen stabile, sozial kompetente und umweltsichere Hunde werden. Allerdings gibt es keine Erfolgsgarantie, denn auch die Genetik eines Welpen hat einen großen Einfluss auf den Erfolg. Ihre Rolle hat sich vom reinen Pfleger zum aktiven Manager unzähliger Lernprozesse gewandelt.
Die wichtigsten Kernaussagen dieses Kapitels sind:
- Nutzen Sie das Zeitfenster: Qualität vor Quantität. Die sensible Phase ist ein einmaliges Entwicklungsfenster, in dem das Gehirn maximal aufnahmefähig ist. Der Schlüssel zum Erfolg liegt nicht darin, die Welpen mit Reizen zu überfluten, sondern ihnen gezielte, positive und gut dosierte Erfahrungen zu ermöglichen. Jede neue Erfahrung, die ein Welpe aus eigener Kraft bewältigen kann, stärkt sein Selbstvertrauen und seine Resilienz für spätere Herausforderungen.
- Sozialisation aktiv gestalten. Eine wichtige Aufgabe des Züchters in dieser Phase ist es, den Welpen die Welt als einen sicheren und freundlichen Ort vorzustellen. Dies geschieht durch zwei parallele Prozesse: die Prägung auf den Menschen und die Gewöhnung an Umweltreize. Ihre Aufgabe ist es, diese Erfahrungen sorgfältig zu kanalisieren.
- Gesundheit als unverzichtbare Basis. Eine lückenlose Gesundheitsvorsorge durch konsequente Entwurmung, eine pünktlich begonnene Grundimmunisierung und sorgfältige Hygiene ist die unabdingbare Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung.
- Dokumentation ist Professionalität. Die sorgfältige Aufzeichnung von Gewicht, Entwicklung, Gesundheitsmaßnahmen und Sozialisierungsschritten ist ein wichtiges Instrument zur Qualitätssicherung. Sie macht Ihre Arbeit transparent und hilft Ihnen, fundierte Zuchtentscheidungen zu treffen.
Am Ende der zwölften Woche sind Ihre Welpen bereit für den nächsten großen Schritt. Sie haben gelernt, dass Menschen vertrauenswürdig sind, dass neue Situationen bewältigt werden können und dass auf Aufregung Entspannung folgt. Sie beherrschen die Grundlagen der Beißhemmung, können selbstständig fressen, sind grundimmunisiert und entwurmt. Was Sie in diesem Kapitel aufgebaut und haben, hilft, dass aus Ihrem guten Start ein guter Start im neuen Zuhause wird.
Die Auswahl der zukünftigen Besitzer, die Übergabe der Welpen und die Auswahl der Welpen, die Sie für Ihre eigene Zucht behalten, wird in einem separaten Artikel ausführlich besprochen.