Die Welpenaufzucht – Die ersten drei Lebenswochen

Die ersten 21 Tage sind die kritischste Zeit der Welpenaufzucht. Neugeborene Welpen können weder sehen noch hören, ihre Körpertemperatur nicht regulieren und sind vollständig von Muttermilch abhängig. Als Züchter sind Sie der Wächter über diese fragile Phase. Systematische Beobachtung und schnelles Handeln retten Leben.
Einleitung
Die ersten drei Lebenswochen, die sogenannte Neonatalphase, sind die kritischste und zugleich schutzbedürftigste Zeit im Leben eines Welpen. Nach der sicheren Umgebung im Mutterleib sind die Neugeborenen nun vollständig auf die Fürsorge ihrer Mutter und Ihre wachsamen Augen als Züchter angewiesen. Sie kommen als Nesthocker zur Welt – blind, taub und unfähig, ihre Körpertemperatur selbstständig zu regulieren. Ihr Verhalten wird in dieser Zeit ausschließlich von angeborenen Reflexen gesteuert, die einem einzigen Zweck dienen: dem Überleben. Im Kern sind dies die Suche nach Wärme, der Kontakt zur Mutter und den Wurfgeschwistern sowie die Aufnahme von Nahrung.
Für Sie als Züchter ist diese Phase eine Zeit der intensiven Beobachtung und des präzisen Managements. Ihr Hauptziel ist es, die Überlebensrate zu sichern und die Weichen für eine gesunde Entwicklung zu stellen. Jede Störung, sei es durch Infektionen, Unterkühlung oder unzureichende Milchaufnahme, kann in diesen ersten Wochen schnell lebensbedrohlich werden. Ihre Rolle ist dabei nicht die eines Entertainers, sondern die eines Rahmengebers. Der Leitsatz für diese Wochen lautet: So wenig stören wie möglich, so gezielt helfen wie nötig. Die Mutterhündin ist die Hauptakteurin; Sie schaffen die sichere, saubere und ruhige Umgebung, in der sie ihre Aufgaben optimal erfüllen kann.
Nach der Lektüre dieses Kapitels werden Sie in der Lage sein:
- Die physiologischen und neurologischen Entwicklungsstufen der Welpen zu verstehen und Normalität von Abweichungen unterscheiden zu können.
- Das Ernährungs- und Gesundheitsmanagement der Welpen und der Hündin professionell zu überwachen.
- Durch gezieltes Umgebungsmanagement optimale Startbedingungen zu schaffen.
- Die Methode der frühen neurologischen Stimulation (ENS) korrekt einzuordnen und bei Bedarf anzuwenden.
- Praxiserprobte Werkzeuge zur lückenlosen Dokumentation zu nutzen, die für die Gesundheitsvorsorge und Ihre Zuchtplanung unerlässlich sind.
Mit dem Wissen aus diesem Kapitel werden Sie die unscheinbaren, aber überlebenswichtigen Signale Ihrer Welpen sicher deuten und fundierte Entscheidungen für das Wohl Ihres Wurfes treffen.
Physiologische Entwicklung der Welpen
Das Verständnis der rasanten Entwicklungsprozesse in den ersten drei Wochen ist die Grundlage für jede züchterische Entscheidung. Hundewelpen werden physiologisch unreif geboren, was Biologen als „altrizial“ bezeichnen. Sie durchlaufen in dieser Zeit eine beeindruckende Transformation vom reflexgesteuerten, hilflosen Neugeborenen zum wahrnehmenden und agierenden kleinen Hund.
Besonderheiten der Neonatalperiode
Die ersten Lebenstage sind von zwei zentralen physiologischen Gegebenheiten geprägt: der Unfähigkeit zur Thermoregulation und dem unreifen Nervensystem. Neugeborene Welpen sind funktionell poikilotherm, was bedeutet, dass ihre Körpertemperatur sich der Umgebung anpasst. Sie können weder durch Muskelzittern Wärme erzeugen noch durch Hecheln effektiv Wärme abgeben. Ohne eine externe Wärmequelle, primär durch den Körperkontakt zur Mutter und den Geschwistern sowie eine entsprechend temperierte Wurfkiste, kühlen sie rapide aus. Eine Körpertemperatur unter 34 °C verlangsamt lebenswichtige Körperfunktionen wie die Verdauung und den Saugreflex, was schnell zu einem lebensbedrohlichen Teufelskreis führt. Die Fähigkeit zur eigenständigen Temperaturregelung entwickelt sich erst schrittweise. Sie ist erst gegen Ende der dritten Lebenswoche deutlich ausgebildet, reift aber auch danach bis Woche 5 noch weiter aus.
Parallel dazu sind auch das Gehirn und das Nervensystem bei der Geburt noch nicht fertig entwickelt. Die Reaktionen eines Welpen werden durch eine Reihe angeborener Reflexe gesteuert, die sein Überleben sichern. Erst mit der fortschreitenden Myelinisierung der Nervenbahnen – der Bildung einer isolierenden Fettschicht um die Nervenfasern, vergleichbar mit der Isolierung eines Stromkabels – werden komplexere Bewegungen und Reaktionen möglich. Diese Reifung kostet viel Energie, weshalb ungestörte Schlafphasen in dieser Zeit entscheidend für die Entwicklung sind.
Die Entwicklung im Wochenrhythmus
Die vegetative Phase (Tag 1–7): Saugen, Schlafen, Wärmesuche
In der ersten Lebenswoche existieren die Welpen in einer einfachen Welt aus Schlafen und Trinken. Etwa 90 Prozent des Tages verbringen sie schlafend, eine Phase, in der wichtige neurologische Verknüpfungen gebildet werden. Ihre Bewegungen sind unkoordinierte Kriech- und Paddelbewegungen. Der Geruchssinn ist bereits gut entwickelt und leitet sie zur Zitze der Mutter. Werden sie von der Gruppe getrennt, robben sie oft im Kreis, um den wärmenden Kontakt wiederzufinden. Augen und Ohren sind fest verschlossen. Das instinktive Zusammenrücken ist ein wichtiger Mechanismus: Die Temperatur im Zentrum eines Welpenhaufens kann bis zu vier Grad höher sein als am Rand.
Die Übergangsphase (Tag 8–14): Beginn der Sinnesentwicklung
In dieser Woche beginnen die ersten großen Veränderungen. Zwischen dem 10. und 14. Tag öffnen sich die Augenlider, wobei die Welpen zunächst nur Hell-Dunkel-Unterschiede wahrnehmen können. Die motorischen Fähigkeiten verbessern sich deutlich. Aus dem Robben wird ein gezielteres Kriechen, und erste Versuche, sich auf die Beine zu stemmen, sind zu beobachten. Das soziale Kontaktliegen bleibt zur Wärmeregulierung wichtig.
Das Erwachen der Sinne (Tag 15–21): Der Übergang zur Wahrnehmung
Diese Woche markiert den Durchbruch in der Entwicklung. Die äußeren Gehörgänge öffnen sich, meist zwischen dem 14. und 20. Tag. Zunächst reagieren die Welpen nur auf laute Geräusche, oft mit einer Schreckreaktion des ganzen Körpers. Auch das Sehen wird besser, und die Welpen beginnen, ihre Wurfgeschwister und die unmittelbare Umgebung visuell zu erkunden. Die neurologische Reifung schreitet so weit voran, dass sie nun wackelig stehen und einige Schritte laufen können. Erste, noch unbeholfene Interaktionen mit den Geschwistern, wie das Belecken oder Anstupsen, finden statt. Gegen Ende der dritten Woche können erste Anzeichen von selbstständigem Kot- und Urinabsatz außerhalb des unmittelbaren Schlafplatzes beobachtet werden. Damit ist der Grundstein für die in der nächsten Phase beginnende Sozialisierung gelegt.
Ernährungsmanagement der Welpen
Die Ernährung in den ersten Lebenswochen ist der Grundpfeiler für das Überleben und die gesunde Entwicklung des gesamten Wurfes. Die Natur hat hierfür mit der Muttermilch ein perfektes System geschaffen. Ihre Aufgabe als Züchter ist es, dieses System zu überwachen und bei Bedarf gezielt und überlegt zu unterstützen, denn das Gedeihen der Welpen hängt vollständig von der erfolgreichen Milchaufnahme ab.
Markierung der Welpen
Um die Ernährung und die täglichen Zunahmen der Welpen überwachen zu können, müssen Sie die Welpen von Geburt an sicher unterscheiden können. Bewährt haben sich spezielle, sehr leichte Welpenhalsbänder aus Klettmaterial in verschiedenen Farben. Diese müssen täglich kontrolliert und regelmäßig der zunehmenden Größe angepasst werden, um nicht einzuwachsen. Zwei Finger sollten immer locker zwischen Band und Hals passen. Alternativ kann für die ersten Tage ein Tropfen ungiftiger Nagellack auf eine Kralle an unterschiedlichen Pfoten aufgetragen oder ein kleines, individuelles Muster vorsichtig ins Fell geschoren werden. Wichtig ist, dass die Methode sicher für die Welpen und eindeutig für Sie ist.
Kolostrum: Das immunologische Zeitfenster
Die Erstmilch der Mutterhündin, das sogenannte Kolostrum, ist weit mehr als nur Nahrung – es liefert den Welpen essenzielle Immunfaktoren und stellt somit das entscheidende immunologische Startpaket dar. Im Gegensatz zum Menschen, bei dem Antikörper bereits während der Trächtigkeit über die Plazenta übertragen werden, ist die Plazenta des Hundes für diese großen Immunglobulin-Moleküle undurchlässig. Die Welpen kommen daher mit einem naiven, kaum funktionsfähigen Immungssystem zur Welt und sind vollständig auf die Antikörperaufnahme über das Kolostrum angewiesen, um in den ersten Lebenswochen vor Infektionen geschützt zu sein.
Das entscheidende Zeitfenster für diese passive Immunisierung ist extrem kurz und beträgt nur 12 bis maximal 24 Stunden nach der Geburt. Nur in dieser Phase ist die Darmwand der Welpen für die großen Antikörpermoleküle durchlässig – ein Phänomen, das als „offener Darm“ bezeichnet wird. Nach diesem Zeitfenster schließt sich die Darmschranke unwiderruflich. Jeder Welpe muss daher so schnell wie möglich nach der Geburt saugen. Als praktische Faustregel gilt: Innerhalb der ersten vier Stunden sollte jeder Welpe mindestens einmal kräftig getrunken haben. Beobachten Sie die Welpen beim Säugen genau: Welpen stellen häufig den Schwanz auf und beginnen noch energischer zu saugen, wenn die Milch einschießt. Zufriedene und satte Welpen sind ruhig und sie haben prall gefüllte, aber nicht harte Bäuche.
Die Gewichtsentwicklung als Ernährungsindikator
Das tägliche Wiegen ist Ihre wichtigste und objektivste Kontrolle für den Ernährungszustand. Verwenden Sie eine digitale Waage mit einer Genauigkeit von einem bis fünf Gramm, je nach der Größe Ihrer Rasse. Wiegen Sie immer zur gleichen Tageszeit, idealerweise morgens, um vergleichbare Werte zu erhalten. Die normale Gewichtsentwicklung folgt einem klaren Muster: Nach einem möglichen minimalen Gewichtsverlust in den ersten 24 Stunden sollte ab dem zweiten Tag eine kontinuierliche Zunahme von fünf bis zehn Prozent des Körpergewichts täglich erfolgen. Um den Anstieg des Körpergewichts rechtzeitig zu verifizieren ist es daher sinnvoll, die Welpen in der ersten beiden Tagen mehrmals täglich zu wiegen, wohingegen anschließend einmal tägliches Wiegen ausreicht. Als Faustregel gilt, dass sich das Geburtsgewicht nach sieben bis zehn Tagen verdoppelt haben sollte. Ein Gewichtsstillstand über 24 Stunden oder gar eine Gewichtsabnahme erfordern sofortiges Handeln.
Milchaufnahme gezielt managen
Wenn ein Welpe nicht wie erwartet zunimmt, ist das ein klares Alarmsignal. Ihre Aufgabe ist es dann, die Ursache zu finden und gezielt einzugreifen. Grundsätzlich lassen sich zwei häufige Szenarien unterscheiden:
Fall A: Konkurrenz bei knapper Milchmenge
Hier ist nicht ein einzelner Welpe das Problem, sondern die Milchmenge der Hündin reicht nicht aus, um den gesamten Wurf optimal zu versorgen. Dies erkennen Sie daran, dass mehrere Welpen unruhig sind, die Zunahmen im ganzen Wurf eher im unteren Bereich liegen und die Hündin eventuell selbst an Substanz verliert. Ihr Ziel ist es, die Milchproduktion zu steigern und die vorhandene Milch gerecht zu verteilen.
- Maßnahme 1: Milchproduktion der Hündin fördern. Die Milchbildung wird durch häufiges Saugen, eine optimale Ernährung und das Wohlbefinden der Hündin angeregt. Stellen Sie sicher, dass die Hündin absolut stressfrei ist und Futter sowie Wasser jederzeit in Reichweite hat. Bieten Sie ihr ein hochwertiges Laktationsfutter in mehreren kleinen Mahlzeiten an. Warme, feuchte Umschläge auf dem Gesäuge für einige Minuten vor dem Anlegen der Welpen können den Milchfluss zusätzlich anregen. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über mögliche, die Laktation fördernde (galaktagoge) Ergänzungen oder Medikamente.
- Maßnahme 2: Gezieltes Anlegen. Um sicherzustellen, dass auch schwächere Welpen genug Milch erhalten, managen Sie die Mahlzeiten aktiv. Legen Sie die leichteren Welpen zuerst an die milchreichsten Zitzen im hinteren Drittel des Gesäuges. Währenddessen können Sie die kräftigsten Welpen kurz in einer warmen Box separieren. Nach etwa 10-15 Minuten wechseln Sie und lassen die stärkeren Welpen an die vorderen, weniger ergiebigen Zitzen. Dieses Vorgehen, mehrmals täglich wiederholt, sorgt für eine gerechtere Verteilung der Nährstoffe.
Fall B: Trinkschwäche bei gutem Milchfluss
In diesem Fall hat die Hündin genügend Milch, aber ein einzelner Welpe ist zu klein, zu schwach oder hat eine ineffiziente Saugtechnik, um sich ausreichend zu versorgen. Die Geschwister nehmen gut zu, nur das Sorgenkind fällt ab.
- Maßnahme 1: Den Welpen stabilisieren. Überprüfen Sie im Kapitel zum Fading Puppy Syndrom, ob es nötig ist, den Welpen zu stabilisieren. Dort erfahren Sie auch, wie es gemacht wird.
- Maßnahme 2: Die Saugtechnik unterstützen. Suchen Sie eine Zitze aus, die leicht Milch abgibt (oft sind dies nicht die prallsten). Um dem Welpen das Andocken zu erleichtern, können Sie einen einfachen Handgriff anwenden: Drücken Sie mit Daumen und Zeigefinger sanft die Haut seitlich der Zitze zurück. Dadurch tritt die Zitze deutlicher hervor und der Welpe kann sie besser ins Maul nehmen und ein Vakuum erzeugen. Unterstützen Sie ihn in dieser Position, bis er einige Minuten kräftig gesaugt hat. Manchmal hilft es auch, den Welpen in einer leicht erhöhten Position zu halten, damit er nicht gegen die Schwerkraft ankämpfen muss. Dieses Vorgehen muss in den ersten Lebenstagen alle paar Stunden wiederholt werden. Danach sollte der Welpe kräftig genug sein um selbständig zu trinken.
Supplementierung bei großen Würfen oder Milchmangel
Die Entscheidung zur Zufütterung muss sorgfältig abgewogen werden. Sie ist keine Routinemaßnahme, sondern eine gezielte Unterstützung. Indikationen sind ein anhaltender Gewichtsverlust, sehr große Würfe, bei denen die Milch der Hündin nicht für alle reicht, oder wenn die Hündin offensichtlich zu wenig Milch produziert. Bevor Sie supplementieren, prüfen Sie jedoch zunächst einfache Ursachen: Ist der Welpe zu kalt und deshalb zu schwach zum Saugen? Wird er von stärkeren Geschwistern verdrängt? Wenn eine Zufütterung notwendig wird, verwenden Sie ausschließlich speziellen Welpenmilchersatz, niemals Kuhmilch, da diese in ihrer Zusammensetzung ungeeignet ist. Die Zufütterung wird in einem anderen Artikel ausführlich behandelt.
Gesundheitsüberwachung der Welpen
Die systematische Gesundheitsüberwachung in der Neonatalphase kann über Leben und Tod entscheiden. Kleine Veränderungen, die dem ungeübten Auge entgehen, können Vorboten ernster Probleme sein. Ihre Aufgabe ist es, diese Frühwarnzeichen zu erkennen und rechtzeitig zu handeln.
Tägliche Kontrollroutine
Entwickeln Sie eine tägliche Routine, die Sie konsequent zur gleichen Zeit durchführen, idealerweise in Verbindung mit dem Wiegen. Die systematische Untersuchung dauert nur wenige Minuten pro Welpe. Sie beginnt mit der Beobachtung aus der Distanz: Liegt der Welpe integriert im Wurf oder abseits? Ist die Atmung ruhig und regelmäßig? Legt er permanent seinen Kopf hoch, dann kann das ein Hinweis auf eine Lungenentzündung sein, die behandelt werden muss. Bei der anschließenden Untersuchung in der Hand prüfen Sie systematisch: Die Haut sollte warm und elastisch sein – eine vorsichtig hochgezogene Hautfalte sollte sofort wieder verstreichen. Die Schleimhäute im Maul sollten feucht und rosa sein. Der Bauch sollte nach dem Trinken rund, aber nicht hart oder aufgebläht sein. Der After sollte von der Mutter gereinigt und sauber sein. Gegebenenfalls müssen Sie Verkrustungen entfernen.
Der Nabel stellt in den ersten Lebenstagen eine potenzielle Eintrittspforte für Infektionen dar. Die Erstversorgung erfolgte unmittelbar nach der Geburt. Die tägliche Nabelkontrolle in der ersten Lebenswoche ist essentiell. Normal ist ein zunehmend trockener, schwärzlicher Stumpf, der zwischen dem zweiten und vierten Tag abfällt. Warnsignale, die sofortiges tierärztliches Handeln erfordern, sind ein feuchter, übelriechender Nabel, Rötung oder Schwellung der umgebenden Haut. Eine Nabelentzündung kann schnell zu einer lebensbedrohlichen Sepsis (Blutvergiftung) führen.
Fading Puppy Syndrom: Pathophysiologie, Früherkennung, Intervention
Das Fading Puppy Syndrom beschreibt einen Zustand, bei dem zunächst gesund erscheinende Welpen innerhalb kurzer Zeit schwächer werden und ohne Eingreifen versterben. Die Früherkennung basiert auf subtilen Verhaltensänderungen. Achten Sie auf verminderte Saugaktivität, Absonderung vom Wurf, ein charakteristisches, hohes und schwaches Wimmern sowie stagnierendes oder rückläufiges Gewicht. Ein „Fading Puppy“ ist immer ein Notfall. Ihr Eingreifen muss sofort und systematisch erfolgen:
- Erwärmen: Falls der Welpe unterkühlt ist, legen Sie ihn separat unter eine Wärmelampe oder auf eine handwarme Wärmflasche. Die Erwärmung muss langsam über 30 bis 60 Minuten erfolgen, um den Kreislauf nicht zu überlasten. Ein unterkühlter Welpe kann nicht verdauen.
- Energie zuführen: Sobald der Welpe warm ist, geben Sie ihm alle 15-30 Minuten ein paar Tropfen einer fünfprozentigen Glukoselösung direkt auf die Zunge, bis der Saugreflex zurückkehrt. Die Menge richtet sich nach der Größe Ihrer Rasse. Bei kleinen Rassen eignet sich hierfür die Verwendung von Fingerfeedern. Mithilfe dieser Spritzenaufsätze können Sie dem Welpen 1 ml Glukoselösung tropfenweise direkt auf die Zunge geben, die er dann hinunterschluckt. Warten Sie jeweils die Schluckbewegung ab, bevor Sie den nächsten Tropfen anbieten.
- Milchaufnahme sichern: Versuchen Sie immer wieder, den stabilisierten Welpen gezielt an einer vollen Zitze anzulegen. Gelingt dies nicht, ist eine Sondenernährung nach tierärztlicher Anleitung die nächste Option. Kontaktieren Sie bei jedem Fading Puppy umgehend Ihren Tierarzt, um die Ursache abzuklären und die weitere Behandlung festzulegen.
Erste Entwurmung (Tag 14)
Die erste Entwurmung erfolgt routinemäßig am 14. Lebenstag, unabhängig von einem Parasitennachweis. Der Grund für diesen frühen Zeitpunkt ist, dass Welpen sich bereits im Mutterleib oder über die Muttermilch mit Spulwürmern infizieren können. Verwenden Sie ein für säugende Welpen zugelassenes Präparat und achten Sie penibel auf die exakte Dosierung nach aktuellem Körpergewicht. Dokumentieren Sie die Entwurmung sorgfältig, da sie in alle 2 Wochen wiederholt werden muss.
Dokumentation von Missbildungen
Die systematische Erfassung von Anomalien ist für Ihre Zuchtbewertung unerlässlich. Häufige Anomalien, die Sie dokumentieren sollten, sind Gaumenspalten, die das Saugen unmöglich machen, Nabelbrüche, Leistenbrüche, auffällige Herzgeräusche oder Gliedmaßenfehlstellungen. Später kommen Kryptorchismus und Zahnfehlstellungen hinzu. Diese Informationen sind nicht nur für das Management des betroffenen Welpen wichtig, sondern auch essentiell für Ihre züchterischen Entscheidungen. Welpen mit Anomalien sollten Sie von der Zucht ausschließen. Bei einem gehäuften Auftreten bestimmter Anomalien sollten Sie die Verpaarung nicht wiederholen.
Ernährung der Hündin
Während die Welpen im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, ist die Mutterhündin der Motor der gesamten Aufzucht. Ihre Gesundheit und Kondition entscheiden direkt über die Qualität und Quantität der Milch und damit über das Gedeihen des Wurfes. Die Laktation ist die physiologisch anspruchsvollste Phase im Leben einer Hündin. Ihre Aufgabe ist es, diesen enormen Energiebedarf mit einem durchdachten Fütterungsmanagement zu decken.
Der Energiebedarf
Die Produktion von Muttermilch ist ein energetischer Kraftakt. Der Energiebedarf einer säugenden Hündin übersteigt ihren normalen Erhaltungsbedarf um das Zwei- bis Vierfache, abhängig von der Wurfgröße. Der Höhepunkt wird in der dritten und vierten Laktationswoche erreicht, wenn die Welpen am stärksten wachsen und noch nicht stark zugefüttert werden.
Für eine präzise Fütterung müssen Sie zunächst den Erhaltungsbedarf Ihrer Hündin kennen. Diesen können Sie aus der Tagesration berechnen, die Ihre Hündin vor der Belegung bekommen hat. Alternativ können Sie ihn mit einer Formel abschätzen. Der Erhaltungsbedarf MER ist der Energiebedarf, den die Hündin zur Aufrechthaltung ihrer Körperfunktionen und für ihre normale Aktivität benötigt. Er kann abgeschätzt werden durch
\[MER_{Hündin} = Aktivitätsfaktor \cdot 70 \cdot (Körpergewicht\> in\> kg)^{0.75}.\]
Der Aktivitätsfaktor beträgt ungefähr 1,6, kann aber je nach Hündin zwischen 1,4 und 1,8 variieren. Hinzu kommt noch der Energiebedarf, den die Hündin aufgrund ihrer Milchleistung hat. Dieser hängt vom Energiebedarf der Welpen ab. Ein durchschnittlicher Welpe hat laut Oftetal (1983) eine tägliche Energieaufnahme von etwa
\[MER_{Welpe} = 224 \cdot W^{0.75},\]
wobei $W$ das Durchschnittsgewicht der Welpen in kg ist. Daraus ergibt sich der Gesamtenergiebedarf ER der Hündin als
\[ER_{Hündin} = (MER_{Hündin} + N \cdot 1.33 \cdot MER_{Welpe} \cdot Anteil_{Hündin}) \cdot S_{korr}.\]
Hierbei ist $N$ die Wurfgröße, $Anteil_{Hündin}=1$ ist der Anteil der Energie, den die Welpen von der Hündin beziehen und $S_{korr} \approx 1$ ist ein individueller Korrekturfaktor, der angepasst wird, wenn die Hündin ungewollt zu- oder abgenommen hat. Der Faktor 1.33 besagt, dass für jedes kcal, das die Hündin für die Welpen produziert, die Hündin das 1.33-fache an Energie aufnehmen muss.
Für eine 25 kg schwere Hündin mit 6 Welpen und einem durchschnittlichen Welpengewicht von $W=1.5$ kg ergibt sich beispielsweise:
\[MER_{Hündin} \approx 1.6 \cdot 70 \cdot 25^{0.75} = 1252 \>kcal/Tag\]
und
\[MER_{Welpe} = 224 \cdot 1.5^{0.75} = 304 \> kcal/Tag.\]
Der tägliche Energiebedarf der Hündin beträgt somit etwa:
\[MER_{Laktation} = 1252 + 6 \cdot 1.33 \cdot 304 = 3675 \> kcal/Tag.\]
Dies ist, wie erwartet, ungefähr das 3-fache des normalen Erhaltungsbedarfs. Wichtig ist jedoch: Diese Formel liefert eine Startgröße. Hält Ihre Hündin ihr Gewicht, ist die Menge richtig. Passen Sie den Korrekturfaktor an, falls sie zu- oder abnimmt.
Anzahl der Mahlzeiten
Die traditionelle Fütterung von ein bis zwei Mahlzeiten täglich ist während der Laktation ungeeignet, denn der Futterbedarf übersteigt das Fassungsvermögen des Magens deutlich. Die optimale Strategie ist daher die Fütterung von vier, manchmal noch mehr Mahlzeiten über den Tag und die Nacht verteilt.
Futtersorte und wichtige Nährstoffe
Ein einfaches Erhöhen der Futtermenge des normalen Erhaltungsfutters ist nicht ausreichend, da der Magen-Darm-Trakt die schiere Masse oft nicht bewältigen kann und die Nährstoffzusammensetzung nicht optimal ist. Die Lösung liegt in der Verwendung von hochwertigem, energiedichtem Futter, wie es spezielles Laktationsfutter oder hochwertiges Welpenfutter bietet. Dieses liefert die nötige Energie in einem konzentrierten, gut verdaulichen Volumen.
Ein hochwertiges Laktations- oder Welpenfutter ist so konzipiert, dass es den erhöhten Bedarf an Nährstoffen deckt. Der Proteingehalt sollte bei 28 bis 30 Prozent liegen, um die kontinuierliche Synthese von Milchproteinen zu gewährleisten. Ein Fettgehalt von mindestens 18 bis 20 Prozent dient als konzentrierte Energiequelle. Besonders wichtig sind Omega-3-Fettsäuren wie DHA, die aktiv in die Milch übergehen und für die Gehirn- und Netzhautentwicklung der Welpen essentiell sind.
Eine zusätzliche Gabe von Kalziumpräparaten ist nicht nur unnötig, sondern kann sogar gefährlich sein, wenn Sie ein ausgewogenes Alleinfuttermittel verfüttern. Eine hohe Kalziumzufuhr von außen legt die körpereigene Fähigkeit lahm, bei Bedarf Kalzium aus den Knochen zu mobilisieren. Sinkt der Kalziumspiegel im Blut dann während der Hochlaktation rapide ab, kann der Körper nicht schnell genug gegensteuern, was das Risiko einer lebensbedrohlichen Eklampsie erhöht. Verlassen Sie sich auf ein ausgewogenes Alleinfuttermittel.
Bedenken Sie, dass Milch zu einem Großteil aus Wasser besteht. Stellen Sie daher sicher, dass Ihre Hündin jederzeit Zugang zu frischem, sauberem Wasser hat. Eine unzureichende Wasseraufnahme führt unmittelbar zu einem Rückgang der Milchproduktion.
Gesundheitsüberwachung der Hündin
Die Gesundheit der Mutter ist die Sicherheitsleine des Wurfes. Tägliche, systematische Kontrollen sind unerlässlich, um Probleme frühzeitig zu erkennen und schwerwiegende Komplikationen zu verhindern. Hierzu gehören insbesondere:
- Tägliches Fiebermessen der Hündin in den ersten Tagen nach der Geburt
- Zweimal wöchentliches Wiegen der Hündin und ggf. Anpassung der Futtermenge
- Verhaltensbeobachtung
- Gesäugekontrolle
- Beurteilung des vaginalen Ausflusses
Milchrückhaltung und Agalaktie
Die Milchproduktion wird durch ein komplexes Zusammenspiel von Hormonen gesteuert. Das Saugen der Welpen löst die Ausschüttung von zwei Schlüsselhormonen aus: Prolaktin regt die Milchbildung in den Drüsenzellen an, während Oxytocin den Milchfluss, also die Abgabe der Milch, auslöst. Dieses Wissen ist für Sie praktisch relevant: Stress, Schmerz oder Angst können die Oxytocin-Ausschüttung hemmen und damit den Milchfluss blockieren, selbst wenn genügend Milch vorhanden ist. Eine ruhige, stressfreie Umgebung ist daher eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Laktation. Das Streicheln der Hündin bei gleichzeitig saugenden Welpen kann hingegen die Oxytocin-Ausschüttung fördern und damit den Milchfluss verbessern. Wenn die Hündin die Milch zurückhält, was insbesondere nach der Geburt kritisch ist, kann der Tierarzt durch eine Gabe von Oxytocin die Milch einschießen lassen.
Eine Agalaktie – das vollständige Fehlen von Milch – ist ein Notfall für die Welpen. Sie zeigen binnen Stunden Unruhe, anhaltendes Schreien und fehlende Gewichtszunahme. Klären Sie die Ursache umgehend mit Ihrem Tierarzt. Bei einer Agalaktie zu Beginn der Laktation kann die mehrmals tägliche Gabe von MCP Tropfen helfen, die Milchproduktion anzukurbeln. Die Dosierung ist gewichtsabhängig und sollte entsprechend der Anweisungen des Tierarztes erfolgen.
Milchfieber
Die Eklampsie, auch als Milchfieber bekannt, ist ein lebensbedrohlicher Notfall, der typischerweise ein bis vier Wochen nach der Geburt auftritt. Sie entsteht, wenn der massive Kalziumverlust über die Milch nicht mehr kompensiert werden kann. Besonders gefährdet sind kleine Hündinnen mit großen Würfen, die nicht genügend Futter aufnehmen. Die Früherkennung kann lebensrettend sein. Erste Anzeichen sind Unruhe, übermäßiges Hecheln, Nervosität und ein steifer, unsicherer Gang. Die Hündin wirkt ängstlich und findet keine Ruhe. Unbehandelt entwickeln sich binnen Stunden Muskelzittern, Muskelkrämpfe und hohes Fieber. Bei den ersten Verdachtszeichen müssen Sie sofort Ihren Tierarzt kontaktieren – dies ist kein Zustand, bei dem Sie abwarten können.
Gesäugeentzündung (Mastitis)
Die tägliche Kontrolle aller Milchdrüsen ist essentiell. Tasten Sie jede Drüse einzeln auf Verhärtungen, übermäßige Wärme oder Druckschmerz ab. Warnsignale sind zudem Rötungen und eine veränderte Milchbeschaffenheit. Bei den ersten Anzeichen eines Milchstaus – eine pralle, feste, aber noch nicht gerötete Drüse – können Sie selbst erste Maßnahmen ergreifen. Legen Sie die kräftigsten Welpen gezielt an dieser Zitze an, um einen besseren Milchfluss zu gewährleisten. Stellen Sie die Hündin jedoch sofort dem Tierarzt vor, wenn sie Fieber, Schmerzen oder ein schlechtes Allgemeinbefinden zeigt oder die Milch sich sichtlich verändert und flockig wird.
Gebärmutterentzündung (Metritis)
Neben der Mastitis stellt die akute Gebärmutterentzündung, auch Metritis genannt, eine der gefährlichsten Komplikationen für die Hündin in den ersten Tagen nach der Geburt dar. Es handelt sich um eine bakterielle Infektion der Gebärmutterschleimhaut, die sich schnell zu einer lebensbedrohlichen systemischen Erkrankung entwickeln kann. Ihre Aufgabe ist es, die normalen Rückbildungsvorgänge von krankhaften Anzeichen sicher unterscheiden zu können. Dazu gehört in den ersten Tagen nach der Geburt das tägliche Fiebermessen der Hündin.
Ein vaginaler Ausfluss nach der Geburt ist zunächst normal. Dieser Wundfluss, auch Lochien genannt, ist in den ersten Tagen oft rötlich-braun bis grünlich-schwarz, sollte aber geruchlos oder allenfalls leicht metallisch riechen. Die Menge nimmt über die erste Woche kontinuierlich ab. Ein Alarmsignal, das auf eine Metritis hindeutet, ist hingegen ein anhaltender, oft übelriechender, eitriger oder wässrig-blutiger Ausfluss.
Achten Sie neben dem Ausfluss unbedingt auf das Allgemeinbefinden der Hündin. Weitere typische Symptome einer Metritis sind:
- Fieber (über 39,5 °C)
- Apathie und Teilnahmslosigkeit
- Fressunlust
- Vernachlässigung der Welpen und mangelnde Milchproduktion
- Manchmal zeigen die Welpen als Erste Symptome, indem sie unruhig sind und nicht zunehmen, da die Muttermilch durch die Toxine der Mutter „giftig“ sein kann.
Eine Metritis ist immer ein tiermedizinischer Notfall. Zögern Sie nicht, bei Verdacht sofort Ihren Tierarzt zu kontaktieren. Unbehandelt kann die Infektion zu einer Sepsis (Blutvergiftung) und zum Tod der Hündin führen. Eine frühzeitige Behandlung mit Antibiotika und gebärmutterkontrahierenden Medikamenten ist entscheidend für eine gute Prognose.
Verhaltensbeobachtung: Mütterliche Fürsorge beurteilen
Das Mutterverhalten folgt normalerweise einem instinktiven Programm. Eine gute Mutter zeigt in den ersten Tagen ständige Präsenz bei den Welpen, putzt sie regelmäßig zur Stimulation von Kreislauf und Verdauung und lässt sie geduldig saugen. Beobachten Sie systematisch: Wie schnell kehrt die Hündin nach kurzer Abwesenheit zu den Welpen zurück? Putzt sie alle Welpen gleichmäßig? Reagiert sie prompt auf Welpenschreie? Abnormales Verhalten wie Vernachlässigung, Unruhe oder gar Aggression gegenüber den Welpen hat fast immer eine Ursache – oft sind es Schmerzen durch eine beginnende Mastitis, Erschöpfung oder Stress.
Bei Verhaltensstörungen wie der anhaltenden Ablehnung der Welpen ist schnelles Handeln zum Schutz der Neugeborenen geboten. Suchen Sie nach der Ursache. Oftmals lösen sich Unsicherheiten bei erstgebärenden Hündinnen durch Ihre ruhige, unterstützende Anwesenheit.
Early Neurological Stimulation (ENS)
Neben der Sicherstellung der physischen Grundbedürfnisse können Züchter schon in der Neonatalphase versuchen, die neurologische Entwicklung der Welpen gezielt zu fördern. Ein bekanntes Programm hierfür ist die „Early Neurological Stimulation“ (ENS), auch als „Bio Sensor Programm“ bekannt. Es basiert auf der Idee, dass kurzzeitige, milde und kontrollierte Stressreize in einer frühen Entwicklungsphase das Nervensystem nachhaltig positiv beeinflussen und die spätere Stressresistenz verbessern könnten.
Zwar zeigten die ursprünglichen Studien vielversprechende Ergebnisse, doch sind diese häufig nicht replizierbar. Zudem ist ENS nicht für jeden Welpen geeignet. Führen Sie das Programm niemals bei kranken, untergewichtigen oder geschwächten Welpen durch. Es ist wichtig, ENS realistisch einzuordnen: Es ist ein optionales Zusatzwerkzeug, das mehr dem Marketing des Züchters dient als der Frühförderung der Welpen.
Die Entscheidung gegen ENS ist genauso legitim wie die Entscheidung dafür. Das Wichtigste bleibt das tägliche, sanfte Anfassen beim Wiegen und bei der Gesundheitskontrolle, welches bereits eine wertvolle und positive Form der frühen Stimulation darstellt.
Praktische Durchführung
Falls Sie sich für die Durchführung entscheiden, beginnt das Programm am dritten Lebenstag und endet am 16. Tag, wenn die natürliche Stimulation durch die erwachenden Sinne zunimmt. Die Übungen werden einmal täglich bei jedem Welpen durchgeführt, wobei jede Übung nur drei bis fünf Sekunden dauert. Die Gesamtdauer pro Welpe sollte 30 Sekunden nicht überschreiten.
Die fünf Übungen umfassen:
- Taktile Stimulation: Sanftes Kitzeln zwischen den Zehenballen mit einem Wattestäbchen.
- Kopf-aufrecht-Position: Der Welpe wird sicher mit beiden Händen gehalten, sodass sein Kopf senkrecht nach oben zeigt.
- Kopf-nach-unten-Position: Der Welpe wird sicher mit beiden Händen gehalten, sodass sein Kopf senkrecht nach unten zeigt.
- Rückenlage: Der Welpe wird für einige Sekunden vorsichtig auf dem Rücken in Ihren Handflächen gehalten.
- Thermaler Reiz: Der Welpe wird kurz mit allen vier Pfoten auf ein kühles, feuchtes Handtuch gesetzt.
Die Kürze und Milde der Reize sind entscheidend. Es geht nicht darum, die Welpen zu stressen, sondern ihrem Nervensystem minimale Anpassungsreize zu bieten. Führen Sie die Übungen in einer ruhigen, warmen Umgebung durch und legen Sie den Welpen danach sofort zurück zur Mutter.
Umgebungsmanagement und Hygiene
Die unmittelbare Umgebung der Welpen in den ersten drei Wochen hat einen direkten Einfluss auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Die Wurfkiste ist ihr gesamtes Universum. Der Bau und die Gestaltung der Wurfkiste inklusive der Abstandsleisten wurden bereits in einem anderen Artikel behandelt. Ihre Aufgabe ist es jetzt, dieses Universum sicher, sauber und optimal temperiert zu gestalten.
Temperatur und Luftfeuchtigkeit
Die korrekte Temperatur ist überlebensentscheidend. Stellen Sie sicher, dass der Wurfraum auf 22-25°C aufgeheizt werden kann und dass diese Temperatur auch in der Nacht konstant gehalten wird. Die automatische Nachtabschaltung der Heizung müssen Sie dazu deaktivieren. In der Wurfkiste sind noch höhere Temperaturen notwendig. Statt die gesamte Wurfkiste uniform zu beheizen, sollten Sie jedoch Temperaturzonen schaffen. Dies ermöglicht den Welpen, ihren Wärmebedarf durch aktive Bewegung selbst zu regulieren – sie können zur Wärmequelle hin oder von ihr weg kriechen. In der ersten Woche sollte die Temperatur im wärmsten Bereich, direkt bei den Welpen, 28 bis 30 °C betragen, in der zweiten Woche 26 bis 28 °C und in der dritten Woche 24 bis 26 °C. Eine Infrarot-Wärmelampe oder eine unter der Hälfte der Kiste platzierte Wärmeplatte eignen sich gut, um einen solchen Temperaturgradienten zu erzeugen.
Die relative Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 55 und 65 Prozent liegen. Zu trockene Luft reizt die empfindlichen Schleimhäute der Neugeborenen, während zu hohe Feuchtigkeit das Wachstum von Schimmel und Bakterien begünstigt. Sorgen Sie zudem für eine gute, aber zugfreie Belüftung des Raumes, um die Anreicherung von Ammoniak aus den Ausscheidungen zu vermeiden.
Reinigung
Sauberkeit ohne Übertreibung ist das Ziel. Die tägliche Routine umfasst den Wechsel durchnässter oder verschmutzter Unterlagen. Saugfähige, aber bei mindestens 60 °C waschbare Unterlagen wie Vetbeds haben sich bewährt, da sie die Feuchtigkeit von der Oberfläche wegleiten und die Welpen trocken halten. Die wöchentliche Grundreinigung der gesamten Kiste erfolgt mit warmem Seifenwasser. Achten Sie auf eine ausreichende Trocknung bevor die Hündin und die Welpen zurückkehren.
Besuchermanagement
Das Immunsystem der Neugeborenen ist extrem anfällig. Zudem profitieren die Welpen in den ersten Wochen noch nicht von fremden Besuchern. Auch wenn die Welpeninteressenten die Welpen möglichst bald sehen wollen, warten Sie am besten bis zur 5. Lebenswoche bis Sie erste Besucher einladen. Erst zu diesem Zeitpunkt können Besuchstermine bei der Sozialisierung der Welpen helfen.
Dokumentation und Monitoring
Eine sorgfältige und lückenlose Dokumentation ist das professionelle Rückgrat Ihrer Zucht. Sie dient nicht nur der unmittelbaren Überwachung des aktuellen Wurfes, sondern liefert auch eine wertvolle Datengrundlage für zukünftige Zuchtentscheidungen. In der Neonatalphase, in der sich die Entwicklung rasant vollzieht, ist tägliches Monitoring unerlässlich.
Gewichtskurven
Wie bereits betont, ist das tägliche Wiegen Ihr wichtigstes Frühwarnsystem. Die grafische Darstellung der Gewichtsdaten in einer Kurve macht Trends und Abweichungen sofort sichtbar. Eine flach verlaufende oder gar abfallende Kurve über mehr als 24 Stunden ist ein klares Alarmsignal und Ihr direkter Auslöser zum Handeln. Prüfen Sie bei einem solchen Welpen umgehend die Körpertemperatur, beurteilen Sie den Saugreflex und beginnen Sie sofort mit dem gezielten Anlegen an den besten Zitzen. Beurteilen Sie nicht nur jeden Welpen einzeln, sondern addieren Sie auch die Gewichte aller Welpen auf: die Kurve des Wurfgewichtes erlaubt Rückschlüsse auf die Milchleistung der Hündin und gibt frühzeitig Hinweise auf mögliche Probleme. Die Dokumentation der Gewichtsentwicklungen ist somit eines Ihrer wichtigsten Instrumente für ein proaktives Management.
Wurftagebuch
Führen Sie ein Wurftagebuch, in dem Sie neben dem Gewicht auch täglich Besonderheiten notieren: schlechtes Saugverhalten, verringerte Aktivität, Zustand des Nabels, durchgeführte Maßnahmen wie Entwurmungen oder ENS-Übungen.
Fotodokumentation
Machen Sie eine systematische Fotodokumentation, bei der Sie wöchentlich Bilder von allen Welpen machen. Ihre zukünftigen Besitzer werden dies zu schätzen wissen.
Checklisten für die Routine
Um in der Hektik des Alltags nichts zu übersehen, sind Checklisten ein unschätzbares Werkzeug. Erstellen Sie eine Checkliste für die täglichen Aufgaben Ihrer Morgen- und Abendroutine, die alle wichtigen Punkte von der Temperaturkontrolle über das Wiegen bis zur Gesäugekontrolle der Hündin abdeckt.
Checkliste für die ersten 3 Wochen
Woche 1 (Tag 1-7)
- An Tag 1: Welpen individuell markieren, jeden Welpen anlegen und die Aufnahme von Kolostrum sicherstellen
- Sicherstellen, dass die Umgebungstemperatur auf 28-32 °C eingestellt ist und auch nachts konstant bleibt.
- Tägliches Wiegen zur selben Zeit und Dokumentation. In den ersten 2 Tagen sollte mehrmals täglich gewogen werden.
- Täglicher Gesundheitscheck jedes Welpen (Haut, Bauch, Aktivität).
- Tägliche Kontrolle des Gesäuges und des Allgemeinbefindens der Hündin.
- 1-2x täglich Unterlagen der Wurfkiste wechseln
Woche 2 (Tag 8-14)
- Tägliches Wiegen und Gesundheitsmonitoring fortsetzen
- Futtermenge der Hündin anpassen
- Umgebungstemperatur langsam auf 26-28 °C senken
- Augenöffnung beobachten (ca. Tag 10-14)
- Tag 14: Erste Entwurmung aller Welpen
Woche 3 (Tag 15-21)
- Tägliches Wiegen und Gesundheitsmonitoring fortsetzen
- Futtermenge der Hündin anpassen
- Öffnung der Gehörgänge beobachten (ca. Tag 14-20)
- Erste motorische Fortschritte (Krabbeln, Stehversuche) beobachten
- Umgebungstemperatur auf 24-26 °C absenken.
- Vorbereitungen für den Beginn der Zufütterung in der kommenden Woche treffen
Fazit
Die ersten drei Lebenswochen sind eine Zeit intensiver Pflege und Überwachung, in der der Grundstein für die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Welpen gelegt wird. Ihr schnelles und überlegtes Handeln, basierend auf systematischer Beobachtung, kann Leben retten.
Die zentralen Erfolgsfaktoren der Neonatalphase:
- Temperatur ist überlebenswichtig: Neugeborene Welpen können ihre Körpertemperatur nicht selbst halten. Eine konstante, kontrollierte externe Wärmezufuhr mit Ausweichmöglichkeiten ist in den ersten drei Wochen essenziell.
- Kolostrum ist unersetzlich: Die Aufnahme der Erstmilch innerhalb der ersten 12 bis 24 Stunden entscheidet über den Immunschutz der Welpen für die kommenden Wochen.
- Tägliches Wiegen ist Pflicht: Die Gewichtszunahme ist der zuverlässigste Indikator für die Gesundheit und den Ernährungszustand eines Welpen. Ein Stillstand oder eine Abnahme erfordern sofortige Ursachenforschung.
- Die Mutterhündin im Fokus: Die Gesundheit, Ernährung und das Wohlbefinden der Hündin sind direkt mit dem Überleben des Wurfes verknüpft. Überwachen Sie sie genauso engmaschig wie ihre Welpen.
- Hygiene ist Prävention: Ein sauberes, trockenes Umfeld minimiert das Infektionsrisiko für die empfindlichen Welpen und die Mutterhündin.
Mit dem Ende der dritten Woche haben Ihre Welpen die kritischste Phase ihres jungen Lebens gemeistert. Die Sinne sind erwacht, die Thermoregulation funktioniert zunehmend selbstständig, und die Welpen sind bereit für die nächste große Entwicklungsphase – die Sozialisierung, die Gegenstand des folgenden Kapitels ist.
